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Hat jemand meine Brille gesehen?

Tilburg (dpa) – Das Gehirn eines Patienten kann einer niederländischen Studie zufolge während einer Operation trotz Vollnarkose Töne und Wörter auffangen. Allerdings erreichten diese meist nicht das Bewußtsein und würden dann auch nicht „gehört“. In den vergangenen Jahren war es dennoch vorgekommen, daß Patienten während Operationen Gespräche der Ärzte mitgehört hatten.

Wie die Universität Tilburg mitteilte, testete die Psychologin Hannie van Hooff über 50 Patienten während einer Herzoperation. Sie spielte ihnen über Kopfhörer Töne und Wörter vor. Mit Metallplättchen, die auf der Kopfhaut befestigt waren, verfolgte sie die Reaktion des Gehirns.

Etwa zwei von drei Patienten konnten Wörter und Töne auffangen. Die Gehirnreaktionen waren aber anders als im Wachzustand. Daraus schließt Hooff, daß der Patient die akustischen Informationen nicht bewußt wahrnahm und sich deshalb nachher auch nicht daran erinnern konnte. Warum einige Patienten Gespräche später doch wiedergeben können, sei vermutlich davon abhängig, wie gut die Narkose anschlägt. Das Messen der Gehirnaktivität während des Eingriffs könne deshalb wesentlich dazu beitragen, den Zustand des Patienten zu kontrollieren. So ließe sich die Narkose bei Bedarf verstärken. „Das versehentliche Mithören könnte dadurch künftig verhindert werden.“

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