piwik no script img

■ Hartmut Biallas' aquaristischer Notdienst hilft Fischen und FischbesitzernNicht in den Müll schmeißen

„Fische sind doch auch Lebewesen, selbst wenn sie nur zwei Mark fünfzig gekostet haben“, sagt Hartmut Biallas, „ich nenne sie deshalb auch ganz bewußt nicht Zierfische.“ Schließlich seien sie ja keine Porzellankatzen, die man sich einfach so ins Regal stellen könne. Damit das auch in die Köpfe anderer Fischbesitzer hineingeht, hat der 50jährige Masseur aus Norderstedt bei Hamburg einen aquaristischen Notdienst eingerichtet. Wenn Not am Fisch ist, bekommen verzweifelte Anrufer bei Biallas das ganze Wochenende telefonischen Rat – und das kostenlos. „Ich habe einfach überlegt, wann etwa ein Radio oder der Computer kaputtgeht – nämlich immer Samstagnachmittag“, erklärt Biallas. Und ebenso verhalte es sich mit der Wasserpumpe des Aquariums oder mit dessen Bewohnern. Unter der Woche könnten die Leute ja zum Fachhandel gehen, dem er nicht die Arbeit wegnehmen wolle. Die meisten Fischprobleme allerdings lassen sich bereits am Telefon lösen. Nur in extremen Notfällen kommt Biallas mit seinem Koffer auch nach Hause, um dort Wasserproben zu entnehmen oder ein kaputtes Zubehörteil auszutauschen.

Der Großteil seiner Klienten ruft jedoch an, weil seine Fische „vor sich hin mückern“ oder andere Anzeichen von Unwohlsein zeigen. Biallas empfiehlt ihnen dann Medikamente oder gibt Tips zur Verbesserung der Wasserqualität. Er läßt sich jedoch bei seinen Ferndiagnosen immer ein Hintertürchen offen. Vor allem, wenn es darum geht, den Exitus festzustellen. „Ich sage nie, schmeiß den Fisch in den Müll“, erklärt er. Vorsichtshalber schicke er die Aquarianer noch zum Tierarzt. Obwohl die meisten Tierärzte sich mit Fischkrankheiten leider nicht besonders auskennen würden.

Doch viele von Biallas' Anrufern haben schlichtweg die einfachsten Grundregeln nicht eingehalten. Etwa wenn die Fische beim Einrichten des Aquariums gleich in das tote Leitungswasser gesetzt werden. Da sich noch keine Filterbakterien gebildet haben, wird das Wasser schnell trübe — es entstehen Giftstoffe. Im Aquarium herrscht ein empfindliches ökologisches Gleichgewicht, das sich ganz schnell zu Ungunsten der Fische verschieben kann. Ein anderer Fehler wird leider häufig bei der Zusammensetzung der Fische gemacht. Wenn beispielsweise der Ziersalmler mit einem Buntbarsch zusammengesetzt wird. Denn dem kleinen Friedfisch bekommt die Gesellschaft von Raubfischen in der Regel nicht so gut.

„Angehende Aquarianer werden beim Kauf leider viel zuwenig informiert“, klagt Biallas. Meistens würden die Verkäufer sich mit der Materie nicht besonders gut auskennen, vor allem in den Zooabteilungen der großen Kaufhäuser. „Die haben unter Umständen zwei Wochen vorher noch Damenstrümpfe verkauft“, so der Fischdoktor weiter.

Deshalb scheut Biallas keine Mühen, um das Informationsdefizit unter den Fischbesitzern zu bekämpfen. So schreibt er etwa regelmäßig im Glashaus, der Zeitschrift seines Aquarianervereins „Stichling Norderstedt“, über Fischkrankheiten oder gibt Einführungskurse an der Volkshochschule. Nicht selten ist er dafür drei bis vier Abende in der Woche unterwegs. Doch der Aufwand für so ein interessantes und exotisches Hobby lohnt sich. „Fische sind aus einem anderen Lebenselement“, sagt Biallas, „denen begegnet man nicht jeden Tag.“ Das ist wahr. Klaus Sieg

Aquaristischer Notdienst, Hartmut Biallas, Tel.: 040-52 55 03 19

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen