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Harmlos

■ Der 8. März - Kampftag der Frauen?

Wenn Frauen einmal im Jahr ihren Tag haben - dann sind die Veranstaltungssäle von Oberhausen bis Berlin–Kreuzberg für Frauenfeste reserviert. Dann gibt es Kundgebungen und Festtagsreden. Die taz schmückt ihre Seite Eins mit Weibsbildern, und die Frauenredaktion wird darum gebeten, eine Jahresbilanz zu ziehen. Immerhin, der Internationale Frauentag hat sich in den letzten Jahren von den traditionellen gewerkschaftlichen Themen emanzipiert. Lebensbedingungen von Ausländerinnen werden aufgegriffen, die Flüchtlings– und Asylproblematik oder der Frauenhandel. Doch die Vielfalt an Themen führt zu Beliebigkeit. In dieser Hinsicht spiegelt der Internationale Kampftag der Frauen den Zustand der hiesigen Frauenbewegung wieder. Allen Aktivitäten ist eins gemeinsam: Harmlosigkeit. Aber das, was Frauen hierzulande erwartet, ist alles andere als harmlos. Der 8. März wird überschattet von dem geplanten Beratungsgesetz zum Paragraphen 218, der dem mühsam erkämpften „Selbsbestimmungsrecht“ der Frau Hohn spricht. Die Parteien veranstalten Pressekonferenzen. Die Autonomen Frauen kündigen einen Tag X an. Da werden sie dann ganz radikale Flugblätter verteilen. In Autonomen–Kreisen herrscht eine Mischung aus Empörung und Resignation, und das angesichts eines frauenpolitischen Rollbacks, das nicht von irgendwelchen Ewiggestrigen inszeniert wird. Überschattet wird der 8. März auch von den polizeilichen Aktionen im Rahmen der Fahndung nach RZ und Rote Zora. Sie runden das Bild ab. Denn sie zielen auf Einschüchterung, Verunsicherung und sollen die Gruppen politisch isolieren, die es wagen, die Grenzen der verordneten Harmlosigkeit zu überschreiten. Kein Anlaß zum Feiern dieses Jahr, sondern Anlaß zur Selbstkritik und Selbstbefragung, wie die Frauenbewegung künftig Politik machen will. Helga Lukoschat

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