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Hardcore-Henry kauft ein Sofa

■ Der intelligenteste Muskelberg des Rockbusiness geht auf Tour: mit seiner Band rockt Henry Rollins mal wieder richtig los

Henry Rollins ist ja nun auch nicht mehr der Jüngste, stramm geht er auf die 40 zu. Die wilden Zeiten als Frontmann der Punklegende Black Flag liegen schon bald 15 Jahre zurück. Vielleicht deshalb schlägt der Hardcore-Veteran und Bodybuilder in jüngster Zeit etwas ruhigere Töne an. Bei den letzten Spoken-Word-Performances in Hamburg konnte man einen milden, freundlich-smarten En-tertainer erleben, der amüsante Alltagsbetrachtungen zum Besten gab – Henry im Baumarkt, Henry beim Sofakaufen, Henry im Flieger mit Lemmy von Motörhead. Vorbei zu sein scheinen die Zeiten, in denen der zornige Prediger Rollins wie eine Urgewalt mit Feuer und Schwert über sein Publikum kam, um die überwältigten Zuhörer von seinen Hyper-PC-Ansichten zu überzeugen.

Auch musikalisch stehen die Zeichen bei Rollins auf Veränderung: Seine Band hat er für das neue Album Get Some Go Again komplett ausgetauscht, was sich durchaus positiv bemerkbar macht. Stumpfe Hassgesänge à la „Liar“ sind kaum mehr zu hören, statt dessen gibt es für seine Verhältnisse schon fast gut gelaunten Hardrock. Symptomatisch dafür ist die Coverversion des Thin Lizzy-Hits „Are You Ready to Rock“, die sogar Beavis und Butthead auf ihrer versifften Couch Spaß machen dürfte. Und auch sonst lässt sich zu dieser Platte prima Dosenbier trinken, auch wenn Party-Puper Rollins etwas gegen Alkoholkonsum hat – wie im übrigen auch gegen Nikotin, Sex und was noch so alles zählt im wahren Leben.

Natürlich ist eine neue Platte von Henry Rollins heutzutage nicht wichtiger als, sagen wir mal, die neue AC/DC oder Red Hot Chili Peppers. Denn sein Meisterwerk hat der gute Mann schon 1981 abgeliefert: An den grandiosen Nihilismus von Black Flags stilprägendem Punkrock-Monument Damaged reichte keine seiner späteren Platten mehr ran. Knaller wie „Rise Above“ oder „Six Pack“ treiben noch heute Altpunks auf der ganzen Welt Freudentränen in die Augen.

Und mancher dieser gestandenen Veteranen wird sicher auch am kommenden Mittwoch entspannt am Tresen der Großen Freiheit lehnen – ein Bier in der Hand, sich nostalgisch-schmunzelnd daran erinnernd, wie Henry „Mr. Self Control“ Rollins bei Black Flag-Konzerten Anfang der Achtziger das – wie man so sagt – Wasser nicht halten konnte. Marcus Müntefering

Mi, 22. März, 21 Uhr, Große Freiheit

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