Harald Wolf verteidigt Banker-Besetzung: "Es war die beste Besetzung"

Frauensenator Wolf wehrt sich gegen koalitionsinterne Kritik wegen des neuen IBB-Chefs.

Harald Wolf wehrt sich Bild: ap

Im Fall der Besetzung des IBB-Chefpostens hat sich Wirtschafts- und Frauensenator Harald Wolf (Linke) gegen Kritik des Koalitionspartners gewehrt. "Bei den Personalgesprächen, die ich hatte, war dies die beste Besetzung", sagte Wolf am Donnerstag der taz. "Ich besetze keine Position unabhängig von der Eignung mit einer Frau, das kann auch nicht im Interesse von Frauen sein."

Am Mittwoch war bekannt geworden, dass der Vorstandsvorsitz der landeseigenen Investitionsbank Berlin (IBB) an Ulrich Kissing geht. Die Entscheidung fiel im Verwaltungsrat - dem Wolf vorsitzt. SPD-Politikerinnen hatten das scharf kritisiert, weil es dem rot-roten Bekenntnis zu mehr Frauen in Führungspositionen zuwiderlaufe. Wolf sei eine Fehlbesetzung, hieß es.

Beim Koalitionspartner müsse da wohl parteiintern etwas geregelt werden, bemerkte der Senator dazu. Die Entscheidung sei in "enger Abstimmung" mit der SPD-Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer, Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos) und dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) erfolgt. Verärgert zeigte sich Wolf über Stimmen aus der Finanzverwaltung, dass Nußbaum für eine Frau gewesen sei und weder die Wahl Kissings noch der Zeitpunkt abgesprochen gewesen sei. "Ich habe am Mittwoch noch bis zwei Stunden vor der Verwaltungsratssitzung die letzten vertraglichen Details telefonisch mit Finanzsenator Nußbaum abgestimmt", sagte er. Auch habe er Tage vorher seinen Kollegen über die Absicht informiert, eine außerordentliche Verwaltunsratssitzung einzuberufen und sich über den Termin mit ihm verständigt. "Es macht mich wirklich stinksauer, wenn kolportiert wird, da habe es keine Abstimmung gegeben." Nußbaums Sprecher hatte dies am Vortag indes weder bestätigen noch dementieren wollen und darauf verwiesen, dass der Senator derzeit im Urlaub sei.

Wolf verwies auf Strukturprobleme gerade bei Banken: "In der ersten und zweiten Führungsebene ist das ist eine monokulturelle Veranstaltung." Insofern sei die Aufgabe bei der IBB wie bei anderen Banken, über eine langfristig angelegte Personalentwicklungsplanung dafür zu sorgen, dass Frauen auf die zweite Führungsebene kommen und damit die Chance auf den Sprung ganz nach oben erhalten. Bei den Gesprächen für den IBB-Posten habe er auch gemerkt, dass Frauen anders entschieden: "Sie sagen oft, ich bin zufrieden mit meiner Position und will nicht wechseln, meine Kinder sind hier in der Schule." Männer hingegen erklärten, das mit den Kindern bekämen sie geregelt, wenn ihnen der Hin- und Rückflug am Wochenende bezahlt würde.

Seit seinem Amtsantritt hat der Senator den Angaben zufolge den Frauenanteil in den Aufsichtsräten der Anstalten des öffentlichen Rechts, für die er verantwortlich ist, von 6 auf 50 Prozent gesteigert. Im "Männerbetrieb Berliner Stadtreinigung" habe er eine Frau als Vorstandsvorsitzende berufen. "Ich weigere mich, den Schuh anzuziehen, dass ich das Thema Frauen nicht ernst nehme", sagte der Senator.

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