piwik no script img

Harald Keller Der Wochenendkrimi Rattenfänger aus Cloppenburg

Da ist bei der Programmplanung etwas gehörig schiefgegangen. Eigentlich hätte die Ausstrahlung des Films „Der König von Berlin“ an einem Mittwoch erfolgen müssen. Ergänzt um eine Talkrunde – mit Sandra Maischberger beispielsweise – unter der Überschrift: „Ratten in Berlin – Ist die Hauptstadt noch zu retten?“ Und abgerundet durch einen Filmklassiker Hollywood’scher Prägung. „Willard“, das Original von 1971, böte sich an. Oder vielleicht verborgt ProSieben den irgendwo noch herumliegenden, immerhin für seine Tricktechnik prämierten Fernsehfilm „Ratten – Sie werden dich kriegen!“, der gemeinsam mit „Ratten 2 – Sie kommen wieder!“ eine zünftige Horrornacht abgeben würde.

Und jetzt der Zusammenhang: In „Ratten 2“ greifen gentechnisch gemendelte Ratten die Menschheit an, in „Der König von Berlin“ droht ein Finsterling, giftresistente Nager aus eigener Zucht freizusetzen, um wirtschaftliche Vorteile zu erpressen. Der Erbgutfummler aus „Ratten 2“ heißt Matthäi, der heldenhafte Kammerjäger in „Der König von Berlin“ heißt: Matthes (gespielt von Marc Hosemann). Zufälle gibt’s …

Weil am Anfang von „Der König von Berlin“, einer Verfilmung des gleichnamigen Romans von Horst Evers, ein Leichenfund steht, fällt der Fall einwandfrei in die Zuständigkeit des Krimikolumnisten. Der schroffe Kommissar Kolbe (Max Hopp) entscheidet ohne viel Aufhebens auf Freitod. Ein aus Cloppenburg zwecks Weiterbildung angereister Kollege (Florian Lukas) widerspricht und muss sich dafür elend verspotten lassen. Aber seine große Stunde kommt.

Bis dahin gibt es unter Lars Kraumes Regie sehr viel derbe Komik, darunter Szenen, neben denen eine Terence-Hill-Bud-Spencer-Rauforgie wie subtiles Arthouse-Kino wirkt. Trotzdem ein Film mit Botschaft: Legt euch ja nicht mit Cloppenburgern an!

„Der König von Berlin“; Sa., 20.15 Uhr, ARD

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen