Harald Keller Der Wochenendkrimi : Weihnachten ist, wenn das Blut gefriert
Derzeit läuft auf ZDFneo mit „100 Code“ eine Serie, deren US-amerikanischer Schöpfer den Stil der Nordic-noir-Krimis nachahmt und spekulativen Gewaltkitsch aufbietet, aber in keinster Weise zu relevanten Aussagen gelangt. „Modus“ hingegen: ein skandinavisches Gemeinschaftswerk. Die Autorin der Buchvorlage „Gotteszahl“, Anne Holt, ist Norwegerin, die Szenaristen Mai Brostrøm und Peter Thorsboe sind Dänen, realisiert wurde die Serie in Schweden.
Die erste Tote stirbt zwei Tage vor Weihnachten. Im selben Hotel, in dem Inger Johanne Vik (Melinda Kinnaman) mit ihren Töchtern Stina und Linnea an der Hochzeit ihrer Schwester teilnimmt. Während die Erwachsenen noch feiern, irrt Stina spätnachts durch die Flure. Sie wird Zeugin der blutigen Tat, kann sich als Autistin nicht mitteilen, reagiert auf ihre eigene Art. Die Bitten des Ermittlers Ingvar Nyman (Henrik Norlén), vor allem aber die Verwicklung der eigenen Tochter veranlassen die spröde Kriminalpsychologin Vik, die sich zugunsten einer akademischen Karriere aus dem aktiven Dienst zurückgezogen hatte, wieder tätig zu werden. Inzwischen haben sich weitere Morde ereignet, an einer Bischöfin, an einem Künstler. Und dabei bleibt es nicht.
„Modus“ serviert mitnichten das banale Serienkiller-Schema mit psychopathischem Täter, der sich einen bizarren mythologischen Überbau für seine Taten zurechtlegt. Anne Holt, ursprünglich Rechtsanwältin mit Erfahrungen in Politik und Polizeidienst sowie Journalistin, schreibt fundiert und mit Anspruch. Brostrøm und Thorsboe nahmen allerlei Änderungen vor, verlegten die Schauplätze, ordneten die Personenkonstellationen neu, kondensierten die Themen Schmerz und Trauer. Und sie beobachten nüchtern die grassierende Homophobie: bei trunkenen Pöblern, ressentimentgeladenen Polizisten, gewalttätigen Sektierern.
„Modus – Der Mörder in uns“; 4 Folgen, jeweils So., ZDF, 22 Uhr
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