Harald Keller Der Wochenendkrimi : Kleine Fehler schaden nicht
Wenn das Fernsehen kommt, steigen die Immobilienpreise. Zehn Prozent Aufschlag sind mindestens drin, sofern das Objekt je als Kulisse für die Kultserie „Inspector Barnaby“ diente. Vor allem bei gewerblichen Objekten, denn Touristen aus aller Welt begeben sich alljährlich auf Schauplatzsuche und bringen viel Geld nach „Midsomer“, jene fiktive Grafschaft, in der Inspector Barnaby bislang um die 260 Mordfälle löste. Tendenz: steigend.
Die meisten Drehorte liegen in Buckinghamshire und Berkshire, vor allem aber in Oxfordshire. Windsor ist nah, die Themse mäandert gemächlich dahin, Prominente wie George Michael und George Clooney haben hier Grundbesitz. Auf 18 Staffeln hat es „Inspector Barnaby“ mittlerweile gebracht, und bald jede Episode bedarf mehrerer Schauplätze. Trotz gelinder Modernisierungen zeigt die Serie weiterhin ein idealisiertes, beschauliches England mit exzentrischen Figuren und bizarren Morden. Um dieses Air zu pflegen, werden Aufnahmen teils weit entfernter Ortschaften zusammengeschnitten. Da kann es sein, dass eine Verfolgungsjagd hie beginnt und anderswo in eine Kirche führt, deren Turmstube wiederum viele Meilen entfernt ist.
Aus ökonomischen Gründen nimmt das Team pro Ort möglichst gleich Szenen für unterschiedliche Folgen auf. Einer der Hauptdarsteller räumte ein, dass er mitunter gar nicht wisse, in welcher Story er sich befinde. Das könnte erklären, warum Neil Dudgeon, Darsteller des aktuellen „Inspector Barnaby“, in Dialogszenen zumeist ein sybillinisches Schmunzeln zur Schau stellt, auch wenn ihm, wie in der aktuellen Folge „Da hilft nur beten“, von Seiten eines todkranken Mannes eine dramatische Mitteilung gemacht wird. Es gibt kaum eine Folge ohne Anschlussfehler. Schadet nichts: Fürs britische Publikum gehört es dazu, die Patzer aufzuspüren.
„Inspector Barnaby – Da hilft nur beten“, So., 22 Uhr, ZDF
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