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Hanseaten schunkeln lassen

■ Aus Sylvester mach Fasching: Das Schauspielhaus recycelt einen Abend mit Hamburg-Liedern und Goldfisch

Eine „musikalische Hamburgensie“ soll es sein, erläutert Dramaturg Andreas Beck den Abend: Morgen steigt im Schauspielhaus eine Faschingsgala unter dem Titel Fische, die die Welt bedeuten. Zusammen mit Regisseur Jan Bosse hat Beck Lieder mit Bezug zur Hansestadt zusammengesucht. „In jedem Lied sollte Hamburg, ein Stadtteil oder etwas Hamburgspezifisches vorkommen.“

Das Ganze ist eine Überarbeitung der Sylvestergala des Hauses an der Kirchenallee. Altgediente Ensemble-Mitglieder wie Marlen Dieckhoff und Martin Pawlowsky treten auf, aber auch Wiebke Puls, die spätestens seit dem Struwwwelpeter zur festen gesanglichen Größe des Theaters gehört. Mit einer 5-Mann-Combo sollen sie das Hamburger Publikum in Faschingsstimmung versetzen. Die Stücke stammen unter anderem aus der Feder von Udo Lindenberg, Friedrich Hollaender oder Fettes Brot. Neben „Nordisch by Nature“ muss so auch wieder das Lied über die Reeperbahn nachts um 0.30 Uhr herhalten. Dabei macht die Neubearbeitung den Reiz aus: Beck ist sicher, dass kaum einer das Lied vor dem Refrain erkennen wird.

Wie begründet der Dramaturg das Konzept, wo doch in Hamburg derzeit kein Mangel an Liederabenden herrscht? Erstens: Es ist kein Versuch der Rekonstruktion wie bei den Jungs mit dem Tüdelband an den Kammerspielen. Zweitens: Es ist kein Themenabend à la Wittenbrink. Der Rheinländer Beck wäre im Moment lieber in Köln beim Karneval und tröstet sich nun mit der „Gala“. Beweggrund sei auch gewesen, nach einem Jahr der Stromberg-Truppe in Hamburg mit der Stadt in Verbindung zu treten.

Ob es gelingt, das hanseatische Publikum zum Schunkeln zu animieren? Als Lokalkolorit und passend zum Titel wird während der Aufführung ein Goldfisch auf der Bühne sein. Seine Arbeitszeit: 90 Minuten. Und nach dem Karneval ist ja vor dem Karneval – der Abend ist bei Erfolg wiederholbar.

Christian Rubinstein

morgen, 20 Uhr, Schauspielhaus

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