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Hans-Werner Sinn stellt neues Buch vorDer Ladenhüter

Kurz vor dem Ruhestand will Hans-Werner Sinn beim Euro für Ordnung sorgen. In seinem Buch bewirbt er die Idee vom Ausstieg auf Zeit.

Kann das Chaos in der Eurozone nicht fassen: Ifo-Chefökonom Hans-Werner Sinn. Foto: Reuters/Michaela Rehle

BERLIN taz | Das klingt stark nach Wolfgang Schäuble. Zum Höhepunkt der Griechenland-Krise im Juli hatte der Finanzminster mit der Forderung Furore gemacht, Griechenland vorübergehend aus dem Euro zu schmeißen. Jetzt gibt es Lesestoff, den der CDU-Mann mit Freude verschlingen dürfte: Hans-Werner Sinn, Chef und Marke des Ifo-Instituts in München, hat sein neues Buch in Berlin vorgestellt. 500 Seiten mit bunten Grafiken, auf denen Sinn verlangt, die Euro-Krisenländer sollten sich einfach selbst wieder fit machen - und zwar ohne Euro.

Hans-Werner Sinn ist konservativ. „Das Orakel von München“ polarisiert nicht nur, er ist umstritten. Weil sein Backenbart so groß und seine Thesen so schrill sind, rangiert er auf einigen Listen als „wichtigster Wirtschaftswissenschaftler Deutschlands“.

Jetzt geht der Großökonom in den Ruhestand - und hinterlässt sozusagen sein Lebenswerk: „Der Euro - von der Friedensidee zum Zankapfel“ ist ihm zufolge nicht weniger als eine „geschichtliche Aufarbeitung“ der Währungsunion. Bevor Sinn im März seinen Posten in Richtung Rente verlässt, will er den Laden noch mal richtig aufräumen.

Krisenstaaten sollen sich selbst sanieren

Sinn bezeichnet sich selbst als ordoliberal. Das heißt, für ihn funktioniert der freie Markt hervorragend, solange alle fair spielen. Wenn nicht, muss sie jemand zur Ordnung rufen. Im Euro hält er das für überfällig: Die Starken finanzierten die Schwachen, und die gewöhnten sich daran, anstatt an ihrer Wettbewerbsfähigkeit zu arbeiten.

Wie man das macht, dafür hat der Ökonom ein ganz einfaches Rezept: „Wer geringe Wirtschaftsleistung hat, muss einen geringeren Lebensstandard fahren - dann ist er wieder wettbewerbsfähig.“ Das heißt nicht, man soll weniger essen gehen, sondern erst mal die Löhne senken. Klassische angebotsorientierte Wirtschaftspolitik.

Anstatt sich auf diese Weise zu sanieren, verließen sich die Schuldnerländer auf Umlagen aus Nordeuropa, klagt Sinn. Länder wie Deutschland gerieten so in eine „Haftungsfalle“, würden gar zum „ewigen Helfer“. Sinn macht es Bauchschmerzen, dass man Schulden durch Hilfen tilgt, für die wiederum Schulden gemacht werden.

Stattdessen fordert er einen „Resetknopf“: den vorübergehenden Ausstieg aus der Währung. Im Euro-Exil, stellt er sich vor, kann ein Land seine Währung abwerten und so seine Wettbewerbsfähigkeit steigern, bevor es dann - mit neuem Wechselkurs - geläutert in den Euro zurückkehrt.

Ordnungshüter des Marktes

Sinn träumt davon, dass Krisenländer sich auf die Strafbank setzen und an sich arbeiten, während die Strebsamen endlich mal vorankommen. Die Schuldner dürfen dann wieder mitmachen, wenn sie versprechen, dass sie in Zukunft artiger sind. Der Euro wäre damit eine Währung der Starken, der Gläubiger, der Exporteure, eine solide Investition, die Vertrauen schafft.

Allerdings ist diese Vision stark umstritten: Schon als Schäuble den „Grexit auf Zeit“ ins Spiel brachte, war die Entrüstung groß. Kernproblem: Eine Eurozone, die ihre Mitglieder bei Fehlverhalten auch mal rausschmeißen kann, gibt diese zum Abschuss durch Investoren frei. Mal ganz abgesehen von den schlimmen Folgen der Wiedereinführung beispielsweise der Drachme für die Griechen.

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