Hanf-Wirtschaft in Berlin blüht: Gras zieht auch bei Nüchternen

Wer Nutzhanf raucht, verfehlt den Effekt. Papier, Textilien und Kunststoffarmaturen in Autos sind die Produkte, die von der starken Faser profitieren.

Gute Frage: Nutzhanf oder Kiff-Abfall? Bild: Archiv

Der Rausch von Hanf ist noch immer verboten. Und trotzdem lässt sich mit dieser äußerst robusten Nutzpflanze in Berlin sehr viel Geld machen - ganz legal. Zwar sind die größten Absatzmärkte noch immer mit dem Drogengenuss verbunden. Gleichzeitig steigen aber besonders die Umsatzzahlen von Kosmetik- und Textilprodukten. Heute findet in Berlin zum 13. Mal die Hanfparade statt. Die Organisatoren erwarten bis zu 3.000 Menschen, die für die Legalisierung von Hanf als Rohstoff, Medizin und Genussmittel demonstrieren. Beginn ist um 13 Uhr am Fernsehturm.

Mit der heutigen Hanfparade demonstrieren GraskonsumentInnen für die Legalisierung von Hanf in Deutschland. Doch längst ist Hanf nicht nur eine Droge, sondern eine Nutzpflanze, mit der - ganz legal - Gewinne erzielt werden. Berlin als Hanf-Hauptstadt profitiert davon in besonderer Weise.

Zwar sind die größten Absatzmärkte in Berlin noch immer mit dem Drogengenuss verbunden. Gleichzeitig steigen aber besonders die Umsatzzahlen von Kosmetik- und Textilprodukten aus dem Rohstoff Hanf. Winfried Bönsch, Besitzer des Hanf-Hauses in Kreuzberg, eines der größten auf Hanf-Produkte spezialisierten Kaufhäuser Deutschlands, sagt: "Wir haben allein von 2006 bis 2007 Umsatzsteigerungen von 10 Prozent zu verzeichnen." Besonders die gesteigerte Qualität von Hanf-Textilien führe dazu, dass immer mehr Menschen sich für die strapazierfähige Kleidung entscheiden.

Der Hanf-Umsatz blüht: Die sehr robusten Fasern werden inzwischen nicht nur verwendet, um besonders robustes Papier oder Textilien herzustellen, sondern auch um etwa Kunststoff-Armaturen in Autos zu fertigen. Durch die Beschaffenheit der Fasern wird der Kunststoff äußerst belastbar - und sogar sicherer: weil die Armaturen bei Unfällen nicht so leicht zersplittern und damit weniger Verletzungsfläche entsteht.

Aufgrund der vielseitigen Anwendungsbereiche der Pflanze verzeichnet auch Rebecca Stiglmayer, Sprecherin des Düsseldorfer Großhändlers "HempPro", steigende Umsätze in Berlin: Im Versandbereich habe das Unternehmen im Raum Berlin in den letzten fünf Jahren Umsatzzuwächse von rund 130 Prozent erwirtschaftet.

Neben dem Hanfhaus und unzähligen Head-Shops haben auch das Hanfjournal, das Hanfmuseum sowie der Deutsche Hanf Verband (DHV) ihre Sitze in Berlin.

In Massen angebaut wird Hanf in dieser Region allerdings noch nicht. Zwar kann Nutzhanf auch auf deutschen Äckern angebaut werden, solange der Anteil des Rauschwirkstoffs THC nicht über 0,2 Prozent der Pflanze ausmacht. Doch Brandenburgs Bauern haben noch Scheu. Dem Sprecher des Landesbauernverbandes Brandenburg, Holger Brantsch, ist derzeit kein Brandenburger Bauer bekannt, der Hanf anpflanzt: "Weil Hanf noch ein schlechtes Image genießt und die bürokratischen Hürden für Hanfanbau enorm hoch sind, werden die Vorteile, die diese Pflanze bietet, bei uns bislang kaum genutzt." MARTIN KAUL

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.