Handball-WM 2015: Nicht im deutschen Fernsehen
Die Verhandlungen zwischen ARD und ZDF und dem Rechteinhaber an den Bildern vom Turnier in Katar sind gescheitert. Eine Katastrophe für den Handballbund.
HANNOVER dpa | Der deutsche Handball steht bei der Weltmeisterschaft vor einem TV-Blackout. ARD und ZDF haben am Dienstag die Verhandlungen über die Fernsehrechte für das Turnier in Katar offiziell als gescheitert erklärt. „Wir sind massiv enttäuscht und geschockt“, sagte Bernhard Bauer, Präsident des Deutschen Handballbundes (DHB): „Wir haben davon keinen finanziellen Schaden, aber es ist ein Schaden für den ganzen Sport.“
Knapp sechs Wochen vor WM-Beginn hat nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur kein anderer deutscher Sender Rechte erworben. Daher wird der Handball-Höhepunkt 2015 nach derzeitigem Stand unter Ausschluss der deutschen TV-Öffentlichkeit stattfinden. Für die großen Medienunternehmen ist es zu spät, die notwendigen Vorbereitungen für eine Großveranstaltung bis zum 15. Januar zu organisieren. Auf die Schnelle wäre das allenfalls für Nischenanbieter möglich, doch für diese dürften die Rechtekosten zu hoch sein.
Für die Fans ist das eine riesige Enttäuschung. Für die deutschen Handballer, die nur dank einer Wildcard in Katar spielen dürfen, ist ein Turnier ohne TV-Zuschauer aus PR- und Marketingsicht eine Katastrophe. „Wenn das das letzte Wort ist, ist das ein Schlag in den Nacken“, erklärte Frank Bohmann. Der Geschäftsführer des Ligaverbandes HBL sieht dadurch auch die Bemühungen für eine starke deutsche Nationalmannschaft torpediert.
„Auswirkungen auf die Liga“
„Wenn wir keine Bilder von der WM haben, hat das auch Auswirkungen auf die Liga“, sagte Bohmann. „Wir bekennen uns zur Nationalmannschaft als Lokomotive, aber wenn das keiner sieht, werden die Bemühungen um die Nationalmannschaft unzureichend bemerkt.“
Bauer sieht keine Einflussmöglichkeit. „Der DHB hat mit allen Akteuren gesprochen und unterstrichen, wie wichtig das auch für die Bevölkerung ist“, sagte der Präsident: „Aber wir als nationaler Verband können nichts machen.“
„Wir hätten gerne übertragen“, sagte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky. Die Verhandlungen mit Rechteinhaber beIN Sports und einer englischen Agentur seien gescheitert, „da wir trotz wiederholter Aufforderungen erst gestern eine nicht akzeptable Antwort auf unser Angebot erhalten haben“. ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz sagte, er sei „enttäuscht und irritiert“.
Die beiden öffentlich-rechtlichen Sender hatten bereits im August ein Angebot gemacht und lange vergeblich auf eine Rückmeldung gewartet. „Ich halte es für unvertretbar, dass auf ein frühzeitig abgegebenes Angebot der SportA als Rechteagentur von ARD und ZDF erst so spät reagiert wurde“, kritisierte der DHB-Präsident. „Eine Handball-Weltmeisterschaft ohne deutsches Fernsehen wäre für die Entwicklung unserer Sportart, für unsere Fans und Sponsoren und damit den DHB ein denkbar schlechtes Signal“, sagte DHB-Generalsekretär Mark Schober.
Nicht am Geld gescheitert
Am Geld soll es dem Vernehmen nach nicht gescheitert sein. Das bestätigte auch der DHB-Generalsekretär. Vielmehr wurde den Sendern eine Ausstrahlung über bestimmte Satelliten untersagt. Das würde auch anderen Interessenten Probleme bereiten, so dass eine Lösung für den deutschen Markt unmöglich scheint.
Der Spartensender Sport1, der zuletzt WM-Spiele ohne deutsche Beteiligung zeigte und die Bundesliga überträgt, hatte wiederholt erklärt, keine Verhandlungen zu führen. Auch der Pay-TV-Sender Sky, der seit Beginn der Saison die Handball-Champions-League im Programm hat, bestätigte, keine WM-Rechte erworben zu haben. RTL und die ProSiebenSat1-Gruppe haben nach eigenen Angaben kein Interesse an der Handball-WM.
Rechteinhaber ist beIN Sports, eine Tochtergesellschaft des katarischen TV-Imperiums Al Jazeera, die bei der Weitervermarktung mit einer englischen Agentur zusammenarbeitet. Die Internationale Handball-Föderation (IHF) hatte die weltweiten Rechte für die Rekordsumme von rund 80 Millionen Euro verkauft.
Dieser Deal hatte für Aufsehen gesorgt, weil das Unternehmen aus Katar erstmals ein solches Sportpaket erwarb und die IHF rund 66 Prozent mehr als aus dem vorherigen Kontrakt mit UFA Sports einnahm. Der Vertrag umfasst je zwei Weltmeisterschaften bei den Männern (2015 in Katar und 2017 in Frankreich) und bei den Frauen (2015 in Dänemark und 2017 in Deutschland).
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