Hamburgs Weltkulturerbe-Bewerbungen: Langstreckenlauf zum Titel
Hamburg hätte gerne, dass seine Sternwarte in Bergedorf und sein jüdischer Friedhof in Altona den Titel Unesco-Welterbe bekommen. Doch der Weg da hin ist weit.
HAMBURG | taz Weltkulturerbe zu werden, ist schwer. Eine Kultur- oder Naturstätte muss einen „außergewöhnlichen universellen Wert“ besitzen. Kulturstätten müssen zudem einzigartig und baulich unverändert sein, unter anderem. Die Unesco hat den Kriterienkatalog 1972 aufgestellt und vergibt seit 1978 den begehrten Titel. Weltweit tragen ihn derzeit insgesamt 962 Kultur- und Naturdenkmäler. In Deutschland sind es 37.
In Norddeutschland sind beispielsweise das Rathaus und der Roland in Bremen Weltkulturerbe, der mittelalterliche Stadtkern von Lübeck ist es und der Dom in Hildesheim. Zum Weltnaturerbe zählt das Wattenmeer, auch das Hamburgische. Im Bereich der Kulturstätten aber ist Hamburg bislang nicht auf der Welterbe-Liste vertreten. Das soll sich ändern: Hamburg schickt nun mit der Sternwarte in Hamburg-Bergedorf und dem jüdischen Friedhof im Stadtteil Altona zwei Denkmäler ins Rennen um den Titel. Bereits seit 1998 in der Warteschleife steckt das Chilehaus samt Kontorhausviertel und Speicherstadt. In diesem Fall fällt die Entscheidung im Jahr 2015 – nach 17 Jahren.
Das lange Warten ist nicht die Ausnahme, sondern die Regel. In der aktuellen Runde reicht jedes Bundesland bis zum 1. August maximal zwei Vorschläge bei der Kulturministerkonferenz ein. Diese nimmt sich dann bis 2014 Zeit, um aus den eingereichten Vorschlägen jene auszuwählen, die der Unesco präsentiert werden sollen. Tatsächlich weiter gereicht werden die Vorschläge dann erst 2016.
Die 100 Jahre alte Hamburger Sternwarte steht auf dem Gojenberg im Stadtteil Bergedorf. Unter Denkmalschutz gestellt wurde die Anlage 1996. Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) nahm die Sternwarte 2008 in die Förderung national bedeutsamer Kulturdenkmäler auf.
Der Jüdische Friedhof Altona ist der älteste jüdische Friedhof im heutigen Hamburg und der älteste portugiesisch-jüdische Friedhof in Nordeuropa. 1960 wurde er unter Denkmalschutz gestellt. Komplett oder in Fragmenten erhalten sind mehr als 7.600 Steine. (dapd)
Jede der drei Bewerbungen kostet Hamburg rund 350.000 Euro. Im Fall einer Anerkennung gibt es in Euro gerechnet nichts. Der Titel ist nicht mit Geldleistungen verbunden, sondern einzig und alleine mit Prestige, Aufmerksamkeit und den damit verbundenen Besucherzahlen.
Von den norddeutschen Ländern ebenfalls in der aktuellen Runde vertreten ist Niedersachsen, und zwar mit dem Alten Land und den Rundlingsdörfern des Hannoverschen Wendlandes – hierbei handelt es sich um hochmittelalterliche Siedlungen im Landkreis Lüchow-Dannenberg. Bremen plant keine weitere Bewerbung und beim Kulturministerium in Schleswig-Holstein heißt es, es sei noch keine Entscheidung über eine erneute Bewerbung gefallen. Seit 2008 ist Schleswig-Holstein mit den Wikinger-Stätten Danewerk und Haithabu im Rennen.
Für die Sternwarte rechnet sich Hamburgs Kulturstaatsrat Nikolas Hill, vor dem Hintergrund, dass Sternwarten bislang auf der Weltkulturliste kaum vertreten sind, gute Chance aus.
Für den jüdischen Friedhof sieht es diesbezüglich schlechter aus: „Es melden mehrere Bundesländer jüdische Stätten“, sagt Hill.
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