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Hamburger LandeskriminalamtNSU-Opfer „Schmarotzer“ genannt

Das Hamburger Landeskriminalamt zeigt seinen Feinsinn: In den Akten wird der vom NSU ermordete Süleyman Taşköprü als „Schmarotzer“ bezeichnet.

War er ein „Schmarotzer“? Mit solchen Fragen befassten sich die Ermittler, die die Mörder von Süleyman Tasköprü finden sollten. Bild: dpa

HAMBURG taz | Das NSU-Opfer Süleyman Taşköprü wird in den Ermittlungsakten des Hamburger Landeskriminalamtes (LKA) als „Schmarotzer“ bezeichnet. Die abwertende Bezeichnung fällt in den Akten zu dem Mordfall mehrmals.

In den Akten, die der taz vorliegen, findet sich das Wort „Schmarotzer“ in einer Aussage aus dem Umfeld von Taşköprü, in der geschildert wird, dass er weniger Geld gehabt und innerhalb seiner Clique nie etwas ausgegeben habe. In einer Zusammenfassung später in den Akten wird die Bezeichnung zur Charakterisierung von Taşköprüs Sozialverhalten aufgegriffen, in Anführungszeichen gesetzt.

Taşköprü war am 27. Juni 2001 in seinem Gemüsegeschäft in der Schützenstraße in Hamburg-Bahrenfeld von Mitgliedern der Neonazi-Terrorzelle Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) erschossen worden.

Mitte im Umbruch

Die Sozialwissenschafter Oliver Decker, Johannes Kies und Elmar Brähler schreiben in ihrem Buch "Die Mitte im Umbruch": "Geht man von der These aus, dass sich unter den Angehörigen demokratischer Institutionen dieselben Einstellungen wiederfinden lassen wie in der Bevölkerung, so muss man stark annehmen, dass auch die Sicherheitsbehörden keine Insel der Seligen sein können."

Ausländerfeindliche Überzeugungen hat nach der Studie jeder fünfte Deutsche, antisemitische jeder achte. Die Autoren folgern daraus, dass "rechtsextreme Einstellungen auch dort zum Tragen kommen, wo eigentlich Neutralität gefragt ist".

In einer Fallanalyse des LKA aus dem Jahr 2005 taucht der Begriff „Schmarotzer“ ebenfalls auf. Das Dokument war bereits Gegenstand des Bundestags-Untersuchungsausschuss zum NSU. „Der Zeuge hat sich für den völlig deplatzierten Ausdruck entschuldigt“, sagt der Ausschuss-Vorsitzende Sebastian Edathy (SPD). Die Hamburger Polizei dagegen möchte das Verhalten ihrer Beamten nicht kommentieren. Sie sei für das Verfahren nicht mehr zuständig, sagt Polizeipressesprecher Holger Vehren. Daher dürfe er nichts sagen.

Rassistische Denkmuster

Die Linken-Abgeordnete Christiane Schneider hatte die Wortwahl des LKA am vergangenen Donnerstag im Innenausschuss der Hamburger Bürgerschaft thematisiert. „Hier geht es nicht bloß um Zitate, dieser Begriff wurde übernommen“, sagt sie. Schneider fordert eine öffentliche Aufarbeitung der Ermittlungen von Hamburger Behörden zum NSU-Mord. „Ich habe inzwischen den Eindruck gewonnen“, sagt Schneider, „dass ein Grund für die Verweigerung der Aufarbeitung eingeschliffene rassistische Denk- und Verhaltensmuster sind, die bis heute nicht reflektiert sind.“ Schon die Zusammensetzung der Kripo-Sonderkommission vor zwölf Jahren offenbare einen verheerenden Ermittlungsansatz, so Schneider: „Die Ermittler kamen vom Dezernat Raub, Drogen und organisierte Kriminalität.“

„Erschüttert“ äußert sich Angela Wierig, Rechtsanwältin von Taşköprüs Schwester Aysen zur Verwendung des Worts „Schmarotzer“. Der Begriff entlarve das Denken, so Wierig zur taz. Schon im Oktober 2012 hatte Wierig im taz-Interview gesagt: „Ich denke, wenn die Familie deutsche Wurzeln gehabt hätte, wären die Ermittlungen anders geführt worden.“

Die nun bekannt gewordene Wortwahl bestärke sie in dieser Einschätzung. „Man muss sich das vorstellen: Da wird ein Mensch mit drei Kopfschüssen hingerichtet und der Ermittler bezeichnet ihn als ’Schmarotzer‘“, so Wierig. „Wie erschüttert ist da das Vertrauen der Angehörigen?“ Die Äußerung könnte allerdings erklären, warum so schlampig ermittelt worden sei, sagt die Anwältin: „Ein ’Schmarotzer‘ weniger – wen interessiert es.“

Menschenverachtende Züge

Diese Entgleisung, selbst nur als unkommentiertes Zitat, sei eben leider nicht nur eine sprachliche, sondern gebe auch Einblick in die Denkmuster derjenigen, die das Verbrechen aufklären sollten. „Die Ermittler können sich sicherlich in ihrem Arbeitsalltag nicht allzu viel Empathie leisten“, sagt Wierig, „aber eine Ermittlungsarbeit, die menschenverachtende Züge trägt, ist unerträglich. Und offensichtlich auch wenig erfolgreich.“

Von „verengten Ermittlungen“ spricht auch Zekeriya Altu, Vorsitzender des Hamburger Landesverbandes des türkisch-islamischen Gemeindeverbands Ditib und Mitunterzeichner des ersten Staatsvertrages mit Muslimen in einem deutschen Bundesland. Von Pannen und Peinlichkeiten bei den Ermittlungen will er auch nicht mehr reden. „Die Häufung ist schon statistisch nicht möglich“, sagt der promovierte Physiker, und schiebt nach: „Dieser antimuslimische Rassismus belastet das Miteinander von Muslimen und Mehrheitsgesellschaft.“

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44 Kommentare

 / 
  • J
    Jofer55

    Erschreckend ist nur, wieviele Besserwissen, Klugscheisser und Verschwörungstheoretiker sich das Recht herausnehmen, mit völlig unqualifizerten, laienhaften und hasserfüllten Kommentaren sämtliche Angehörige der Strafverfolgungsbehörden als Rassisten, Idioten und Rechtsradikale darzustellen. Ich frage mich langsam, ob wir wirklich nur noch ein Volk von Idioten sind...

  • T
    tim

    Danke Rainer B. für diese präzise Erläuterung.

    und @ D.J.:

    Versuchen Sie es mal mit langsam lesen, vielleicht hilft das ja.

  • RB
    Rainer B.

    @D.J

     

    "Schmarotzer" ist keine Tatsache, sondern eine persönliche Wertung. Ihr Beispiel zeigt doch ganz klar, wie schwer es manchen Leuten fällt, zwischen Tatsachen und Wertungen zu unterscheiden. Das Wort "Schmarotzer" beschreibt nicht das Umfeld und die Lebensumstände des Opfers, sondern die Gedankenwelt des Zeugen, der es benutzt hat. Im Nachhinein wird hier doch sehr deutlich, dass Wertungen die Ermittlungen nur erschweren. Genau deshalb haben Wertungen nichts in Ermittlungsberichten verloren.

  • OP
    olle Pumpe

    Diese Akten zeige doch das die Polizei rechtsradikal Unterwandert ist (REPs waren auch meist B.) .War die Polizistin Kiesewetter eine „Nestbeschmutzerin“? Frauen haben ja manchmal mehr Moral als Männer.

  • D
    D.J.

    @Rainer B., @Tim,

     

    also noch mal ganz in Ruhe für die Langsamen: Es geht hier um die Aufnahme einer Zeugenaussage im Jahr 2005. Fällt Ihnen was auf? Genau, die Täter waren noch nicht bekannt. Heißt? Na? Richtig - sie mussten erst ermittelt werden. Und das heißt wiederum? Das persönliche Umfeld und die Lebenssituation der Opfer muss durchleuchtet werden. Das hat mit einer Aussage vor dem Richter zunächst noch gar nichts zu tun.

    Na sehen Sie, war doch gar nicht so schwer, oder?

     

    Im Übrigen verweise ich nochmals auf die Einschätzung der türkischen Behörden, die damals auch noch von einem "normalen" kriminellen Hintergrund ausgingen. Hinterher ist man natürlich immer schlauer.

  • I
    Inn

    In der kölner Keupstrasse waren kurz vorher Polizisten mit einem Hund. Einem Drogenhund?! Es entspricht nun mal der normalen Lebenserfahrung Deutscher Ermittler, dass sie den Namen eines Tatverdächtigen nicht oder nur mit Mühe aussprechen können. Wie kann man vor einem solchen Hintergrund von einem verengten Focus sprechen? Auch wenn es von links gern geleugnet wird - es ist nun mal so!!

  • T
    tim

    @ D.J.

    Sie scheinen zwar den Text gelesen, aber leider nicht verstanden zu haben.

     

    Vielleicht lesen Sie ihn am besten noch mal und dann schauen Sie sich den Kommentar von Rainer B. an und überdenken Ihren "Ich-wittere-überall-die-Nazikeule"-Kommentar noch mal.

    Danke.

  • RB
    Rainer B.

    Also, noch einmal für die, die immer etwas länger brauchen. Persönliche Wertungen haben in einem Ermittlungsbericht nichts zu suchen. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob diese Wertung von einem Zeugen, oder von den aufnehmenden Beamten selbst kommt. Ein Ermittlungsbericht muss die nachprüfbaren Tatsachen festhalten. Die Wertung dieser Tatsachen obliegt allein dem Gericht.

     

    Was soll ein Richter denn mit einer Aussage wie "ein Zeuge nannte das Opfer einen Schmarotzer" anfangen? Ist dieser feige, rassistisch motivierte Mord deshalb etwa ganz anders zu beurteilen? Kinderkacke!!

     

    By the way:

    Persönliche Wertungen haben generell nichts in Behördenakten verloren. Da gibt's noch so einiges zu schreddern.

  • L
    Lillifee

    Ich wüsste nicht, dass diese NSU-Fritzen antiislamisch waren. Die haben wahllos alle Leute mit schwarzen Haaren abgeknallt, unter anderem auch einen Griechen.

     

    Aber Ditib und Co instrumentalisieren diese Fälle um möglichst viel rauszuschlagen.

     

    Wenn es deutsche Opfer gewesen wären (übrigens war ein Opfer Deutsche, auch wenn man es gerne auslässt ebenso wie den griechischen Mitbürger), dann würden wir garnicht mehr darüber sprechen. Das Ganze wäre längst aus den Medien verschwunden. So wie etliche andere Fälle mit islamischen Tätern und nicht-islamischen Opfern. Soviel dazu!

  • D
    D.J.

    Also, ich fasse es noch einmal zusammen: Zahlreiche Kommentatoren halten es nicht für nötig, mehr als die Überschrift zu lesen (das ist die freundliche Interpretation, sonst hieße es, dass Sie von einfacher Texterfassung überfordert sind). Darum merken Sie nicht, dass die Überschrift zutiefst demagogisch ist und fast das Gegenteil des Artikels aussagt (aus dem Zutat eines Zeugen wird in der Überschrift eine Eigeneinschätzung gemacht). Was folgt, ist bei diesen bequemen (oder überforderten) Kommentatoren das übliche Gequake vom Nazistaat.

     

    Irgendwie manchmal deprimierend dieses hysterische Land.

  • V
    vic

    "02.05.2013 20:47 Uhr

    von vic"

     

    darf ich dich bitten, deinen Namen geringfügig zu ändern?

  • V
    vic

    Also man muss die NSU ja nicht mögen. Andererseits: Im Vergleich zu den faschistoiden Mauerschützen-Folter-Terroristen-Fans der taz erscheinen die Beate und ihre Jungs dann doch als das kleinere Übel. Kann man nicht die NSU freisprechen und im Gegenzug die taz verbieten? Das erscheint mir im Kampf gegen den braunen Terror sinniger zu sein.

  • IS
    ich @ stefan

    > Wer gründlich lesen kann, ist klar im Vorteil:

     

    Stimmt. Vor allem, wenn man weiter liest: "Der Zeuge hat sich für den völlig deplatzierten Ausdruck entschuldigt". Ja, ähhhh, wow.

  • S
    SchwarzerRauch

    Man kann "Schmarotzer" (lt. Zeugenaussage) sein und trotzdem Opfer.

     

    Das eine schließt das andere ja nicht aus.

  • A
    angeekelt

    @peter

     

    Schon mal dran gedacht wer der Staat ist? Nämlich nicht seine Repräsentaten oder die von Ihnen sicherlich verhaßten Banken. Sondern die, die das von Ihnen "schmarotzte" ALG 2 erwirtschaften. Und die, die es wirklich brauchen, die gerne ihren Teil zum Gelingen von Staat und Gesellschaft beitragen wollen, aber nicht können und deshalb durch das Verhalten von Leuten wie Ihnen in Mißkredit geraten ( Siehe Leserkommentare zum Artikel " 20 Jahre Tafel").

     

    Leider gehören Leute wie Sie auch zur Gesellschaft. Wie hoch darf denn das bedingungslose Grundeinkommen sein? Mit 1500 Euro pro Monat pro Person sollten Sie sich nicht zufrieden geben!!!!

  • D
    Dearthair

    So langsam werden die Verfehlungen aller involvierten Ermittlungsbehörden richtiggehend "menschlich ..."

    Nachdem bekannt wurde, daß ein Netzwerk von Neonazis mathematisch gesehen 3 - 2 = 1 ist, die perfiden Täter nicht nur 25 V-Leute und sämtliche LFVs & LKAs 15 Jahre täuschen könnten, Operation Rennsteig & Saphira i.V. mit BND & MAD ins Leere gelaufen ist, 10 Menschen ermordet wurden, Sprengstoffanschläe verübt wurden, Postämer & Banken überfallen worden sind, ach und nebenbei noch paar hundert Anschlagziele ausgespäht wurden, es Verbindungen zur Baden Württembergischen Polizeisportgruppe KKK gab, ja sogar die Sauerlandgruppe ihren Topmann mit paar Millionen in Santanderbank HN vorbeisendete, .... ja - ja, da darf es als Draufgabe nicht fehlen, daß ein unterbemittelter Stadtbulle en Opfer als "Schmarotzer" bezeichnete.

    Wirklich beeindruckend was da für eine Nazishow in BRD läuft. Ziehung der Lottozahlen ähhmm wir meinen selbstverständlich Journalistenplätzen?

    Beantragt doch, daß der Gerichtshof in Deen Haag einschreitet, die haben paar mehr Stühle in ihren Gebäuden.

    Oder noch sinnvoller - packt Euch alle an die eigene Nase, wie es sein kann in BRD, daß 75 Jahre nach Euthanasie und Holocaust Rechtsextreme durchs Land ziehen können und unschuldige Menschen ermorden können, kommt einem irgendwie bekannt vor - ahnte ja wie 1845 niemand!!!!

  • H
    Hatem @stefan

    Nicht nur gründlich lesen, sondern auch verstehen:

     

    "Schmarotzer" ist das Zitat des Zeugen.

  • SH
    Stefan @ Hatem

    Wer gründlich lesen kann, ist klar im Vorteil:

     

    -"In einer Fallanalyse des LKA aus dem Jahr 2005 taucht der Begriff „Schmarotzer“ ebenfalls auf. "

  • TD
    taz durchgeknallt

    Taz, ich hab das jetzt nicht verstanden.

    Die Polizei hat eine Zeugenaussage protokolliert?!

    Sollen sie nach Gutdünken solche Aussagen fälschen oder unter den Tisch fallen lassen?!

     

    Das ist ja übelste Demagogie was ihr hier betreibt. Kommt mal wieder runter.

  • H
    Hatem

    "Schmarotzer" hat ein Zeuge gesagt.

     

    Soll die Polizei Zeugenaussagen fälschen?

     

    DAS wäre dann wirklich ein Skandal.

  • C
    @Celsus, @Aigle, @Unknown

    Nochmals, was schon von anderen Kommentatoren, die des Lesens mächtig sind, vermerkt wurde: Es handelt sich um ein Zeugenzitat (Bekannter des Ermordeten), das darum auch in Anführungszeichen gesetzt wurde. Die Aufregung darum ist hochgradig grotesk.

  • RB
    Rainer B.

    Das geht gar nicht! Professionelle Polizeiarbeit sieht anders aus. Persönliche Wertungen haben in Ermittlungsakten absolut nichts zu suchen - oder hatten Vorgesetzte darum gebeten!? Vielleicht hat hier ein Beamter insgeheim auf Zustimmung zu seiner rassistischen Gesinnung bei Vorgesetzten gehofft. Vielleicht offenbart sich hier ein weitreichender Mangel an Ausbildung. Man sollte dem unbedingt schonungslos weiter nachgehen. Das ist das mindeste, das man den Angehörigen schuldig ist.

  • K
    Klartext

    Der Begriff Schmarotzer kam durch das Umfeld des Opfers und wurde von der Polizei nur übernommen. Dazu kommt, dass die Polizei das Wort bei der Zeugenaufnahme (und da können die nicht einfach was weglassen!) schon in Anführungszeichen gesetzt haben. Das zeigt schon eine gewisse Distanz von der Aussage.

     

    Ich sehe hier kein Problem sondern nur sehr merkwürdige Kommentare und einen etwas zu hetzerischen Artikel.

  • T
    tommy

    Wieso die Aufregung? Wenn Zeugen das Opfer so charakterisiert haben, muss man sowas doch aufnehmen (es könnte ja relevant sein), und dass der Begriff in Anführungszeichen gesetzt wurde, zeigt doch immerhin, dass die Beamten das nur als Zitat, nicht als eigene Wertung festgehalten haben. Bei den NSU-Ermittlungen gibt es ja sicherlich viel zu kritisieren, aber langsam nimmt die künstlich hochgeschraubte Empörung groteske Züge an.

  • U
    unknown

    Schmarotzer oder Parasit,

    sind Nazi Begriffe nur damit Ihr es versteht.

  • AN
    aigle noir

    Ich finde es unerträglich, wie hier von einigen Kommentatoren versucht wird, den wiederholt in der Polizeitakte verwendeten menschenverachtenden Terminus "Schmarotzer" bezogen auf ein NSU-Opfer zu verharmlosen.

     

    Für die Definition von "Schmarotzer" verweist Wikipedia nicht ohne Grund auf den Begriff "Parasitismus".

    näheres siehe unter:

     

    http://de.wikipedia.org/wiki/Schmarotzer

     

    Wird der Begriff "Schmarotzer" bezogen auf einen Menschen verwendet, ist dieser Begriff ganz klar negativ konnotiert und zielt darauf ab, den so bezeichneten Menschen auf eine untermenschliche Stufe zu stellen und ihn so abzuwerten.

     

    Wie die gerade die deutsche Geschichte eindrucksvoll bewiesen hat, ist die Entmenschlichung von Menschen durch Verwendung von Begriffen, die auf Entmenschlichung abzielen, häufig der erste Schritt zur Vernichtung der auf diese Weise zunächst verbal diffamierten Menschen. Solche Begriffe wirken wie ein mentales Gift in den Köpfen der Menschen und bereiten den Boden für weitere Angriffe, die über nur verbale Äußerungen weit hinausgehen.

     

    - Nicht ohne Grund fällt mir in diesem Zusammenhang auch ein, dass nach Einführung von Hartz IV auch in einer Broschüre „Vorrang für die Anständigen – Gegen Missbrauch, ‚Abzocke‘ und Selbstbedienung im Sozialstaat" des seinerzeit von Wolfgang Clement geführten Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit der Begriff "Schmarotzer" bezogen auf Hartz IV-Bezieher verwendet wurde mit der ganz klaren Intention, die Bezieher von ALG II massiv abzuwerten.

     

    Näheres siehe unter:

     

    http://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Clement

     

    unter der Überschrift "Bundesminister"

     

    Wenn man sich all dies vergegenwärtigt und sich die bisherige polizeiliche und prozessuale Aufarbeitung des NSU-Skandals ansieht, der sich in weiten Teilen als Desaster darstellt, wird eines deutlich:

     

    Deutschland hat noch viel zu tun, wenn es um die Aufarbeitung dieser grausamen terroristischen Mordserie geht.

  • B
    Bernhard

    Natürlich stört sich die moderne Linke am Begriff "Schmarotzer". Narzissten werden schließlich nicht gerne an ihre eigenen Verfehlungen erinnert.

     

     

    t. Sesselpsychologe

  • S
    Sensationsgeilheit

    Wenn Polizisten Mörder suchen, dann müssen sie real über den Ermordeten reden können um mögliche Täter zu finden. Sie halten ja keine Grabrede. Solche Akten sind nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Wie es aussieht wenn politische Korrektheit über erforderliche Sprache siegt konnte man in Berlin sehen als die Polizei in Neusprech einen Räuber suchte ohne erwähnen zu dürfen, daß er schwarz ist. Täterbeschreibungen wie "Jugendliche" für alle zwischen 15 und 35 oder "Mann mit Turnschuhen" statt orientalischer Messerschwinger mit Gesichtstatoo zerstören Ermittlungen. Erst die Veröffentlichung der Formulierungen aus Polizeiakten in sensationsgeilen Medien verletzen die Hinterbliebenen. Nicht die Analysen in Polizeiakten.

  • P
    popo

    ohoh, Taz... Mit euch geht's ganz schoen bergab...

  • B
    bull

    @Hans:

    Von einem Türken der die Bibel und den Koran gelesen hat und beide Bücher mittlerweile komplett ablehnt.

    Vielen Dank für Ihre Feststellung.

  • U
    Ungläubiger

    SKANDAL!

     

    Das LKA hat das einfach so vermerkt?

    Das geht ja gar nicht!

     

    Das ist keine Nachricht - sondern einfach nur Lächerlich.

     

    Aber gut das es solche Artikel in der taz gibt...jeder blamiert sich so gut er kann. Ihr habt es echt drauf.

  • IN
    Ihr Namexxxxxxxxxxxx

    war er denn ein Schmarotzer ? nun warten sie doch bis die Hptverhandlung stattfindet .

     

    Die deutschen Richter werden entscheiden ob der getötete ein Schmarotzer war oder nicht .

     

     

    Kirchentag : bräsig und dumm

  • C
    Celsus

    Das sind massive Missstände bei der Polizei. Geistige Brandstifter sind aber auch Politiker wie zum Beispiel der aus der SPD stammende Herr Clement, von dem die Begriffswahl ebenfalls gewählt wurde, oder ein Herr Sarrazin. Die Brandstifter für eine gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit kommen nur all zu oft aus der sogenannten Mitte der Gesellschaft.

     

    Und wenn da ein Mann zu wenig Geld hatte, um einen auszugeben: Was hätte er tun sollen, um einen ausgeben zu können? Klauen? Allen Ernstes: Diese Polizisten brauchen dringend eine bessere Auswahl und bessere Fortbildungen. Vielelicht sollten denen aber auch einfach mal Gespräche mit EXIT Deutschland vermittelt werden. Die kümmern sich um Änderungen der Einstellung und Aussteigerprogramme bei gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit.

     

    Solche Missstände durfen nicht hingenommen werden. Wir sehen ja gerade heute, bis wohin diese Misstände in Polizei und Gesellschaft in letzter Konseuquenz führen.

  • T
    thefrog

    Liebe taz,

     

    dieser Überschrift, macht die Aussage zu einer wiederholten unveränderten Aussage. Der NSU Prozess zieht sich in eine ungesunde Länge, denn sollte es nicht um Opfer, Anklage und Anklagepunkte gehen. Mag es nicht die Schuld der Presse gewesen sein, wenn sich der Sitzplatz zu einem unveständlichen Problem erhebt, aber so ist es doch die Presse, die sich dem Umfang der Berichterstattung über den Sitzplatz zu rechtfertigen hat. Es ist die Sitzplatzverteilung, Sitzplatzvergabe, das Losverfahren, die Losgewinnern und die Leerausgegangenen, was das Thema des NSU Prozesses in der Presse darstellt. Diese Überschrift scheint Hass und nicht Information als Inhalt zu haben. Klatsch und Tratsch aus dem Büro, groß in der Titelüberschrift. Ich wünsche mir, dass sie über das berichten, was diesem Thema gerecht wird, und nicht was rechts ist.

  • I
    Inflation

    Die Polizei hat strukturelle Probleme/Denkmuster die auch in einer Datenbank gesichtet werden kann.

    Wenn sie einen Schlüssel verlieren diesen und in der Onlinesuche des Fundbüros suchen, fällt einiges sofort auf.

    In den "Problemviertel" Hamburgs wird seitens Polizei nur "Stück Schlüssel gefunden" eingetragen, in anderen Stadtteilen kommen elaborierte Information wie Anzahl, Farbe, Nummer etc..

    http://www.hamburg.de/altona/fundsuche-online/

    Nicht nur die Polizei, viele Einrichtungen haben dieses Denkmuster der Verachtung. Z.B. die Kassenärztliche Vereinigung, der Ethikrat mit Frühableben etcpp.

     

    Eine Fallanalyse eines sogenannten Profiler in dem der Begriff Schmarotzer vorkommt, ist mehr als peinlich und zeigt das scheinbar jeder Depp Profiler werden kann.

    Welches Sozialverhalten muss den ein "Profiler" haben?

    An der Stelle zeigen sich die rechtsstaatlich, internen Beförderungsmuster. Nach Alter, niemals nach Fertig-/Fähigkeiten.

    Die interne Beurteilung, je mehr Geld, damit Ordnungswidrigkeiten/Straftaten ein Polizist aufdeckt, je besser ist er.

    Ergo, je mehr Polizei desto mehr Straftäter, die Krimminalisierung der Bevölkerung aufgrund der behördlichen Beförderungmuster.

    Ausbildungsbetrieb Neumünster ist berüchtigt, scheinbar klappte die Denazifizierung, Demilitarisierung und Demokratisierung nicht.

     

    Die neoliberal, inflationäre Republik, die Geldentwerung und der Beruf.

     

    Liebe taz, ein Abgleich mit der gefundene NSU Liste der Wiking Jugend und Österreich(im Kontext Ungarn) wäre interessant.

  • H
    Hanna

    Bei allen Pannen und Peinlichkeiten im Zusammenhang mit NSU-Morden, in diesem Fall verstehe ich die Aufregung nicht. Der Begriff Schmarotzer wurde doch lediglich als Zeugenaussage wörtlich in der Akte wiedergegeben, was ich auch für sinnvoll halte. Damit stimmt man ja der Aussage oder dem Begriff nicht zu.

  • A
    Alex

    Warum stören sich gerade Linke an dem Begriff "Schmarotzer"? Ist für sie der Kapitalismus nicht Ausbeutung? Schmarotzen nicht Reiche auf Kosten der Armen? Wer sich nicht nachrecherchiert, kann sich auch keine Urteile bilden!

  • P
    Peter

    Darf ich mich mal outen - ich machs wie "die Türken", ich nehm ALG 2, obwohl ich (aus rechtlichen Gründen: vielleicht) ggf. nicht darauf angewiesen wäre. Ich finde es nur richtig, dass der Staat zahlt. Siehe "bedingungsloses Grundeinkommen".

    ICH BIN EIN SCHMAROTZER.

    Trotzdem kann ich doch davon ausgehen, dass ich deswegen nicht hingerichtet werde?

     

    Ich sehe also in dieser Vermischung von menschenverachtenden Taten und menschlichem Verhalten einen Widerspruch.

    Wenn der Ermittler jemanden "Schmarotzer" nennt, kann das schon sein, daß das den Kern trifft. OK, aber mit seiner Ermordung hat das nichts zu tun.

     

    Es wäre ggf. aufzuklären, ob der Betreffende tatsächlich ein Schmarotzer war, und das Thema ist mit dem Mord nicht zu verbinden.

  • D
    D.J.

    Hä? Da spricht ein Zeuge, ein (türkischer?) Bekannter des Opfers, davon, er habe diesen als "Scharotzer" empfunden. Dieser Begriff wird in den Akten zitiert. Und nun hyperventiliert mal wieder alles. Haben die bzw. einige Kommentatoren hier mittlerweile den Verstand verloren?

  • B
    berTo

    Liebe taz, mit der Enttarnung von Thomas Richter als V-Mann „Corelli“ habt ihr eine hervorragende Arbeit geleistet. Bitte nicht nachlassen. Entscheidend ist jetzt, weitere Einzelheiten über Thomas Richter heraus zu finden und, vor allem, diese zu veröffentlichen. Wo wurde er untergebracht? Warum wird er nicht angeklagt? Was sagt die Untersuchungskommission, nachdem sie Richters V-Mann-Führer endlich befragen konnte? Wieso weigert sich die Staatsanwaltschaft, ihn als Verbindung zwischen Kiesewetter und dem NSU zu sehen? Das sind wenige der vielen, wesentlichen Fragen. Wenn die deutsche Presse diese Fragen nicht stellt, kann ich nur hoffen, dass es die türkische tut. Es geht hier um offensichtliche Verwicklungen der deutschen Behörden in einer gezielten Mordserie an Türken. Da darf es kein Wegsehen geben. Wenn die Aufklärung aus dem Ausland kommen muss, wird dann Deutschland wieder einmal sagen: „Wir haben nichts gewusst“?

  • H
    hans

    Wieso werden Türken und Muslime gleichgesetzt? Das ist rassistisches Denken. Die Türkei hat auch eine starke säkulare Tradition.

  • Z
    Zynip

    Gott sei Dank ist TAZ für die DiTiP nun auch Steigbügelhalter, zumindestens interessant wie nun muslimische Gruppen den NSU-Mord der ganz eindeutig rassistisch-motivierte und nicht anti-muslimisch motiviert war, für sich zu instrumentalisieren zu suchen. Noch interessanter, wenn es ausländischer Regierungen nahestehende Organisationen wie DITIP machen.

     

    Eigentlich soll doch die Pauschalisierung "Türke=Muslim" rassistisch sein? Gilt aber nicht für die eigenethnische Gruppe oder?

     

    Interessant ist dabei wirklich der Begriff "antimuslimischer Rassismus", ein Schlag ins Gesicht für die anderen nichtmuslimischen Nationalitäten die Rassismus erfahren...

  • IG
    IDr. gen. Sarrazin

    Wie bitte? Die deutsche Polizei nannte die türkischen Opfer nur "Schmarotzer"?

    Das ist ja für deutsche Verhältnisse geradezu in Kosewort.

     

    Der kompetente Richter in München wird die Opfer sicherlich nicht öffentlich denunzieren, schließlich hat er Fingerspitzengefühl bewiesen. Aber was er wohl denken mag?

     

    Also ich denke gerade aus irgendeinem unerfindlichen Grund gerade an den "Volksgerichtshof", weiß auch nicht warum ....

  • LP
    Les Paul

    Taz, guter Artikel, bin leider pleite

    Die Verwendung des Wortes „Schmarotzer“ im Zusammenhang mit Sozialverhalten finde ich nicht schlimm. Wenn ich sage, „Der Kapitalismus ist der Schmarotzer am Euter des Wahlviehs der Demokratie!“, werden mir hier viele zustimmen.

     

    Soweit ich mich erinnern kann war ein großer Teil der REPs Polizisten. Die sog. „Pannen“ waren keine, soviel Professionalität traue ich den „Schlapphüten“ zu. Wenn ihr es schafft die öffentliche Diskussion auf ein Berufsverbot für Rechtsextremisten zu lenken, seit ihr meine Helden.

     

    Seit Euch darüber bewusst, dass Euch „Doppelmoral“ vorgeworfen wird. Das Berufsverbot-Kommunist war das Machtinstrument der Herrschenden, denn denen ging Dank RAF der Ar.... auf Grundeis. Heute geht den Volk der Ar.... auf Grundeis, auch wenn viele es noch nicht wissen.

     

    Ackermann (dB) auf die Frage(Sinngemäß): Rep.(Phönix): „Warum fordern sie kein Schuldenschnitt für Griechenland, dass wäre doch billiger?“ Ackermann: „Dann würde es mir ergehen wie Herrhausen“. Herrhausen hat den Schuldenschnitt der Entwicklungsländer gefordert.

     

    Herrhausen war ein sog. RAF-Attentat und Becker angeblich Mitglied der RAF (V-Frau VS?). Erstmeldung ARD: „Auf dem Sozius saß eine zierliche Person die geschossen hat, vermutlich eine Frau“; zwei Stunden später: „Auf dem Sozius saß ein 1,80 großer Mann der geschossen hat“. Die sog. 3.Generation der RAF war das Erschiessungskommando für unliebsame Querdenker. Nach ihrem „Kapitulationsschreiben“ hat man nicht mehr viel von ihnen gehört, obwohl Mord nicht verjährt.

     

    Was der Sohn von Herrhausen schafft, schafft unabhängiger Journalismus auch.

     

    (Bitte dranbleiben, ich werde mein möglichstes tun)