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Hamburger ImpfstrategieGeimpft wird nur mobil

Das Impfzentrum in den Messehallen bleibt vorerst geschlossen. In den kommenden Wochen impfen mobile Teams nur in den Alten- und Pflegeheimen.

Bleibt erst mal so leer: Behandlungsraum im Hamburger Impfzentrum Foto: Daniel Reinhardt/dpa

Hamburg taz | Das zentrale Corona-Impfzen­trum in den Messehallen bleibt erst mal dicht. Obwohl auch Hamburg mit den Impfungen am kommenden Sonntag beginnen will, sei es „plausibel“, so Gesundheitsbehörden-Sprecher Martin Helfrich, dass das Zentrum noch den ganzen Januar seine Pforten nicht öffnen wird.

Der Grund: Alle Impfdosen, die Hamburg zur Verfügung haben wird, werden erst mal in den Alten- und Pflegeheimen gebraucht, die von mobilen Impfteams angefahren werden. Die Impfung in diesen Einrichtungen, die sowohl die Bewohner*innen wie auch das Betreuungspersonal betrifft, wird voraussichtlich die einzige Hamburger Impfaktivität in den kommenden Wochen sein.

10.000 bis 15.000 Impfdosen stehen Hamburg in der ersten Charge zur Verfügung, die für 5.000 bis 7.500 Menschen reicht, weil jede Person zweimal geimpft werden muss. Da die Gesundheitsbehörde zwar davon ausgeht, dass weitere Kontingente in ähnlicher Größenordnung bald zur Verfügung stehen, in den Heimen aber insgesamt rund 30.000 Personen geimpft werden müssen, wird vorerst kein Impfstoff für andere Personen zur Verfügung stehen.

Das Personal, dass die Impfungen in den Messehallen durchführen soll, ist bis dahin in die mobilen Impfteams komplett eingebunden. Sie könnten in einer zweiten Phase dann auch das Personal der Hamburger Kliniken impfen. Krankenhauspatient*innen aber sollen nicht vor Ort eine Dosis bekommen.

Wer ist zuerst dran?

Mit höchster Priorität Anspruch auf Schutzimpfung haben Personen, die

das 80. Lebensjahr vollendet haben;

in Pflege- und Altenheimen leben oder arbeiten;

für ambulante Pflegedienste mit Klient*innenkontakt arbeiten;

in medizinischen Einrichtungen regelmäßig mit Patient*in­nen aus Hoch-Risikogruppen zu tun haben oder selber einem sehr hohen Ansteckungssrisiko ausgesetzt sind.

Voraussichtlich Ende Januar oder im Februar dann könnte das Impfzentrum in Betrieb genommen werden, zuerst für Personen, die in der Ambulanten Pflege arbeiten. Die weiteren Risikogruppen werden dann folgen: Zuerst sind die über 80-Jährigen dran, anschließend folgen die systemrelevanten Personen. Die Gesundheitsbehörde wird für die Terminvergabe keine Personen anschreiben und so Impftermine vergeben, sondern über das Internet und die Medien bekannt machen, welche Personengruppen ab wann impfberechtigt sind.

Diese können dann über eine Hotline oder digital einen Termin abmachen und müssen anschließend in den Messehallen nachweisen, dass sie tatsächlich impfberechtigt sind. So sollen die verschiedenen Impfgruppen, die eine Bundesverordnung festlegt, nach und nach die Berechtigung erhalten, an der Impfung teilzunehmen.

Wie lange es dauert, bis alle Hamburger*innen, die wollen, den begehrten Doppelpieks erhalten, steht aber in den Sternen. Bei einer Verfügbarkeit von 15.000 Dosen pro Woche würde es fast drei Jahre brauchen, bis eine Million Hamburger*innen geimpft sind.

Wie schnell und wie viele andere Pharmakonzerne die Zulassung für ihren Impfstoff erhalten und in eine Massenproduktion einsteigen, weiß heute niemand. Klar ist nur: Die Zahl der verfügbaren Impfdosen wird nach und nach steigen. Die Messehallen jedenfalls sind für 7.000 Impfungen täglich ausgelegt, doch auch damit würde es – bei zwei Impfvorgängen pro Person – rund ein Jahr brauchen, bis hier so viele Hamburger*innen geimpft wären, dass eine Herden­immunität entsteht.

Deshalb sollen in einer letzten Phase die Praxen der Hausärzt*innen und Allgemeinmediziner*innen den Impfbetrieb vom Impfzentrum übernehmen. Das aber wird erst möglich sein, wenn genügend Serum für alle, die geimpft werden wollen, da ist, und dieses zudem nicht durchgängig bei minus 70 Grad gekühlt werden muss.

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