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Hamburger Forscher entwickeln neue HIV-TherapieAids: Erstmals Hoffnung auf Heilung

Möglicherweise entscheidender Schritt im Kampf gegen die Krankheit: Hamburger Forschern gelingt es im Tierversuch, das Virus effektiv zu behandeln.

Aids-Aktivist auf einer Demonstration in Berlin Foto: Fabrizio Bensch/reuters

HAMBURG taz |Ist Hamburger und Dresdner Forschern ein entscheidender Schritt im Kampf gegen die Immunschwäche Aids gelungen? Glaubt man Professor Joachim Tauber, dann sieht es ganz danach aus. „Die Arbeit hat das Potenzial, die Therapie zu verändern und das erste Mal Heilung zu erzielen“, prophezeit der Leiter der Abteilung „Antivirale Strategien“ am Hamburger Heinrich-Pette-Institut (HPI).

Zusammen mit Forschern der Medizinischen Fakultät der TU Dresden hat das Hamburger Institut eine revolutionäre Aids-Therapie entwickelt und im Tierversuch erfolgreich getestet. Die Ergebnisse wurden am Montag in der renommierten Fachzeitschrift Nature Biotechnology veröffentlicht. Klinische Studien am Menschen sollen noch in diesem Jahr beginnen.

Bislang war die HIV-Infektion, die weltweit 37 Millionen Menschen befallen hat, unheilbar. Die bisherige Therapie setzte erfolgreich darauf, mithilfe einer Kombination mehrerer Medikamente die Vermehrung des Virus zu unterdrücken und den Ausbruch der tödlichen Immunschwäche Aids immer weiter zu verzögern. Das gelang in den vergangenen Jahren zwar immer besser und nebenwirkungsärmer, den Virus im Körper beseitigen und damit heilen konnten die Therapien jedoch nicht.

Das könnte jetzt mithilfe der umstrittenen Gentherapie möglich werden und hat bei Mäusen, denen menschliche Stammzellen injiziert wurden, bereits funktioniert. Im Kern geht es darum: Mithilfe eines Gentaxis wird ein Enzym namens Brec1 in die menschlichen Zellen transportiert, in deren Erbgut sich der HIV-Virus eingelagert hat. Das Enzym erkennt nun die beiden Enden des sogenannten Provirus und schneidet diese aus der menschlichen DNA wie einen Tumor heraus.

Die nun unschädlichen Virusreste werden dann in ihrer ehemaligen Wirtszelle abgebaut. Diese „molekulare Schere“, die durch eine Art Schalter nur in vom HI-Virus befallenen Zellen aktiviert wird, soll über 90 Prozent des HIV-Erbguts aus dem menschlichen Erbgut heraustrennen können, bei dem verbreitetsten HIV-Typus gar 94 Prozent.

Bei den HIV-infizierten Mäusen konnte so die Zahl der Viren bereits unter die Nachweisgrenze gedrückt werden.

Nun soll die neue Therapie in Hamburg – möglichst noch im laufenden Jahr – am Menschen getestet werden. In einer ersten, schon genehmigten klinischen Studie mit zehn Patienten soll die Übertragbarkeit der Tierversuche auf den Menschen geprüft werden. Der Weg bis zur zugelassenen Aids-Therapie ist noch weit. „Wenn alles optimal“ laufe, so Jan Chemnitz vom HPI, stehe die molekulare Schere „in sieben bis acht Jahren zur Verfügung“.

Zum ersten Mal sprechen die Wissenschaftler von wirklicher Heilung

Bislang aber sei noch nicht einmal die erste klinische Studie, die etwa 15 Millionen Euro kosten wird, finanziert. Ihr werden weitere mit größeren Patientengruppen folgen müssen. Erst wenn belastbar nachgewiesen ist, dass die Therapie beim Menschen funktioniert und wenige oder keine Nebenwirkungen hat, wird sie für den Markt zugelassen werden. Dann wäre erstmals tatsächlich eine Heilung von Aids-Patienten in Sichtweite.

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1 Kommentar

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  • Die gute Nachricht des Tages. Man fragt sich unwillkürlich, was die Erfindung dieser "Schere" für die Zukunft der Medizin, beispielsweise den Kampf gegen Virusinfektionen oder Krebs, bedeuten kann.