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Hamburger Festessen findet online stattÄltestes Festmahl trotzt Corona

Das Matthiae-Mahl im Hamburger Rathaus findet nur statt, „wenn die Zeitläufte es erlauben“. Ein Livestream macht es möglich – aber kalorienfrei.

1356 zum ersten Mal gefeiert: Matthiae-Mahl, im Großen Festsaal von 1897 Foto: Christian Charisius/dpa

Hamburg taz | Hamburgs Bürgeradel hält etwas auf Tradition – das reicht so weit, dass er barocke Rituale wieder ausgräbt wie die Morgensprache, die an die Handelsverbindung mit London erinnert – und gestattet es natürlich nicht, dass man sich von einer Pandemie aus dem Tritt bringen lässt. Deshalb wird auch im Coronajahr das Matthiae-Mahl, angeblich das älteste Festmahl der Welt, stattfinden.

Allerdings müssen sich die Teilnehmer am Freitagabend zu Hause ein Butterbrot schmieren, statt im Rathaus mit Silber zu tafeln. Das Fest findet nur online statt. Der Vorteil: Statt des Konsularischen Korps sowie Vertretern von Politik, Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft darf jeder dabei sein, der sich ab 19.30 Uhr den Livestream im NDR anschaut.

„Das Rathaus wird leer sein“, sagt Senatssprecher Marcel Schweitzer. Im großen Festsaal mit seinen riesigen Wandgemälden vom Hafen und der Ankunft Bischofs Ansgar an der Elbe wird lediglich ein Mustertisch zur Augenweide gedeckt sein. Der Erste Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) wird allein seine Rede halten und das Goldene Buch der Stadt präsentieren, in das sich normalerweise die Ehrengäste eintragen.

In diesem Jahr sind Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) und der Bürgermeister von Warschau, ­Rafal Trzaskowski, eingeladen, die online ebenfalls sprechen werden. Ohne das Tafeln wird das Politische stärker im Mittelpunkt stehen als sonst: die Klimakrise und der European Green Deal der Europäischen Kommission.

200 Jahre Pause

Moderiert von Tagesschau-Sprecherin Julia-Niharika Sen wird Tschentscher mit seinen Gästen diskutieren, was Metropolen wie Warschau oder Hamburg für den Klimaschutz tun können.

Das Matthiae-Mahl wurde 1356 zum ersten Mal gefeiert. Eine historische Anordnung sieht vor, dass es nur stattfindet, „wenn die Zeitläufte es erlauben“. Nach 1724 wurde die Feier über 200 Jahre lang ausgesetzt. Die Coronakrise scheint insofern minderen Ranges zu sein.

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