Hamas verkündet Waffenruhe: Entspannung nach Bombardements
Es sei eine Vereinbarung zu gegenseitiger Waffenruhe geschlossen worden, teilten Widerstandskomitees im Gazastreifen mit. Israel bestätigte bisher nicht.
Nach israelischen Luftangriffen als Reaktion auf Beschuss aus dem Gazastreifen hat sich die Lage in Israel und dem palästinensischem Küstengebiet deutlich entspannt. In der Nacht auf Freitag hatten militante Palästinenser nach eigenen Angaben ein Ende der Kämpfe mit Israel erklärt. Israel bestätigte die Abmachung zunächst nicht.
Ein Sprecher der Hamas erklärte am Freitag, die wöchentlichen Proteste am Grenzzaun würden aber weitergehen. Es sei eine Vereinbarung der gegenseitigen Ruhe unter Vermittlung Ägyptens und des UN-Nahostgesandten Nikolay Mladenov geschlossen worden, teilten die Widerstandskomitees im Gazastreifen mit. Diese sei nun in Kraft, unter der Bedingung, dass Israel sich daran halte. Zu der Gruppierung gehört auch die im Gazastreifen herrschende radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas.
Die israelische Luftwaffe hatte in der Nacht zum Donnerstag Ziele der Hamas angegriffen. Dabei wurden nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums eine schwangere Frau und ihre 18 Monate alte Tochter sowie ein Mitglied des militanten Arms der Hamas getötet.
27 weitere Palästinenser wurden demnach insgesamt verletzt. In Israel wurden nach Angaben der Armee durch Beschuss aus dem Gazastreifen 7 Menschen verletzt.
Besorgnis im Ausland um Konflikt
Die israelische Armee zählte bis Donnerstagmorgen rund 150 Raketen, die aus dem Gazastreifen in Richtung Israel abgefeuert wurden. Mehr als 30 palästinensische Raketen wurden abgefangen, der Rest schlug meist auf freiem Gelände ein, wie die Armee mitteilte. Sie attackierte nach eigenen Angaben daraufhin mehr als 150 militärische Ziele im Gazastreifen - unter anderem Trainingscamps, Lagerstätten und eine Waffenfabrik.
Das Auswärtige Amt zeigte sich besorgt über die jüngste Konfrontation. Alle Bemühungen um Vermittlung und Beilegung des Konfliktes, insbesondere seitens Ägyptens und der Vereinten Nationen, müssten intensiviert werden, hieß es in einer Erklärung in Berlin. Frankreich verurteilte den Abschuss von Raketen auf Israel ebenfalls.
Israelische Medien berichten von Verhandlungen über eine langfristige Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas unter ägyptischer Vermittlung. Die Hamas hatte am Montag Gespräche mit Ägypten über eine Waffenruhe bestätigt. Von Israel gab es dafür keine offizielle Bestätigung.
Auch am Freitag riefen Hamas-Aktivisten im Gazastreifen die Menschen dazu auf, sich an den Protesten am Grenzzaun zu Israel zu beteiligen. Seit Ende März sind bei Protesten und Zusammenstößen nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza mehr als 160 Palästinenser von israelischen Soldaten getötet worden. Ein israelischer Soldat wurde erschossen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Die Wahrheit
Der erste Schnee
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja