Halbfinale im Uefa-Pokal: Hamburgs Albtraum
Für Hamburg folgt gegen Bremen ein Aus nach dem anderen. In einem dramatischen Spiel gewinnt Werder mit 3:2 das Halbfinale im Uefa-Pokal. Im Finale in Istanbul sind Diego und Almeida gesperrt.
HAMBURG dpa | 15 Tage nach dem Aus im DFB-Pokal hat Werder Bremen dem Hamburger SV den zweiten K.o.-Schlag versetzt und zieht erstmals ins Uefa-Cup-Finale ein. Superstar und Traumtorschütze Diego muss am 20. Mai im Endspiel gegen Schachtjor Donezk allerdings zuschauen.
In einem hitzigen Halbfinal-Rückspiel kämpfte sich die Mannschaft von Trainer Thomas Schaaf am Donnerstagabend nach der 0:1- Hinspielniederlage und einem 0:1-Rückstand gegen den Nordrivalen mit 3:2 (1:1) noch ins Endspiel nach Istanbul. Diego (29. Minute), Claudio Pizarro (66.) und Kapitän Frank Baumann (83.) schockten Spieler und Fußballfans des HSV, nachdem Ivica Olic (13.) die Hamburger vor 51 000 Zuschauern schon in Sieglaune gebracht hatte. Am Schluss machte es der trickreiche Kroate mit seinem neunten Europapokal-Treffer (87.) noch einmal spannend - aber es reichte nicht.
Siegertrainer Schaaf machte beiden Mannschaften "ein Riesenkompliment. Man kann beiden gratulieren." Sein Team habe sich den Sieg aber verdient. Werder-Torwart Tim Wiese ärgerte sich über Gelb für Diego: "Das ist ganz bitter für uns." HSV-Sportchef Dietmar Beiersdorfer war nach der Niederlage "sehr unglücklich. Wir haben zwei drei Fehler zuviel gemacht - das hat dann nicht gereicht. Allen drei Toren sind Fehler von uns vorausgegangen, damit kommst du nicht ins Finale", sagte er dem Pay-TV-Sender Premiere.
Wirbelwind Diego sorgte nicht nur mit seinem "Tor des Monats" und einem fulminanten Lattentreffer (37.), sondern auch mit sehenswerten Dribblings für große Fußball-Momente im Hamburger Stadion. Auf Traumtore wie den siebten Europacup-Treffer des auch von Bayern München umworbenen Superstars werden die Bremer Fans in der nächsten Saison aber wohl verzichten müssen: Nach italienischen Medienberichten soll sich Juventus Turin den 24 Jahre alten Brasilianers für eine Ablösesumme von 25 Millionen Euro geangelt haben. Ganz bitter, weil unnötig, war die Gelbe Karte: Der beste Mann auf dem Platz muss ausgerechnet im "Spiel des Jahres" zuschauen. "Das ist furchtbar", sagte Premiere-Experte Franz Beckenbauer. Diego hatte wegen Reklamierens die Karte noch kurz vor dem Halbzeitpfiff bekommen. Nationalspieler Per Mertesacker, der sich eine Bänderverletzung zugezogen hatte und an Krücken humpelte, wurde von seinen Bremer Mannschaftskameraden zum Jubeln in die Fankurve getragen.
Ergebnis: 2:3 (1:1)
Hamburger SV: Rost - Demel (63. Boateng), Gravgaard, Mathijsen, Jansen (77. Aogo) - Jarolim, Alex Silva (72. Benjamin) - Pitroipa, Trochowski - Olic, Petric
Werder Bremen: Wiese - Fritz, Mertesacker (53. Prödl), Naldo, Boenisch - Baumann - Frings, Özil - Diego - Pizarro (90. Niemeyer), Rosenberg (62. Hugo Almeida)
Schiedsrichter: De Bleeckere (Belgien)
Zuschauer: 51 000 (ausverkauft)
Tore: 1:0 Olic (13.), 1:1 Diego (29.), 1:2 Pizarro (66.), 1:3 Baumann (83.), 2:3 Olic (87.)
Gelbe Karten: Boateng, Jarolim, Alex Silva / Hugo Almeida, Naldo, Diego
Bis zum Führungstor hatten die Gäste mehr vom Spiel, mit dem 1:0 bekam der HSV Oberwasser, gab aber die Initiative wieder aus der Hand. Piotr Trochowski hatte Olic beim 1:0 mit einem genialen Pass in Szene gesetzt. Beim Ausgleich kam die mustergültige Vorlage von Claudio Pizarro an zwei Abwehrspielern vorbei; Diego lupfte den Ball über HSV-Keeper Frank Rost hinweg ins Netz. Pizarro hatte noch vor der HSV-Führung die erste gute Chance (12.). Auch nach der Pause gönnten sich beide Teams keine Atempause.
Werder hat als Finalist bereits 1,5 Millionen Euro Prämie sicher, mit dem begehrten Pokal gäbe es 2,5 Millionen von der Uefa. Viel wichtiger ist noch der sportliche Anreiz: Der Sieger startet 2009/2010 direkt in die Gruppenphase der neuen Europa League. Das ist auch für Werder besser als die mögliche Teilnahme als DFB- Pokalsieger, der international schon in der letzten Qualifikationsrunde für die Gruppenphase der Europa League starten müsste.
Wütende HSV-Fans haben nach dem verlorenen Spiel am späten Donnerstagabend im Hamburger Stadtteil Othmarschen randaliert. Wie die Polizei am frühen Freitagmorgen mitteilte, schlugen rund 50 HSV-Anhänger mit Stangen und Steinen auf einen Bus mit Werder-Fans ein. Zwei Bremer erlitten leichte Verletzungen durch Glassplitter. Die Polizei nahm sieben Randalierer fest.
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