tonspur : Hakuri Banana!
Ist Ihnen, liebe hörende LeserInnen, schon mal aufgefallen, dass man seit ein paar Jahren weit mehr moderne japanische Literatur auf den Wühltischen der Buchhandlungen finden kann, als früher? Wurde auch mal Zeit, dass einem dieses große, große Land in Taschenbuchformat mit in den Urlaub gegeben wird. Yoshimoto Banana fällt mir da ein, und natürlich Murakami Haruki. „Haruki-Banana“-Phänomen nennt man diese neue Art von japanischer, cooler, jugendlich-abgeklärter Literatur, und damit Sie endlich mal hören, was ich meine, schalten Sie sich am nächsten Donnerstag kurz dazu, wenn Murakamis „Schlaf“, die Geschichte einer gelangweilten, 30-jährigen Ehefrau, die sich voller Elan immer mehr in mysteriöse, schlafähnliche Zustände flüchtet, geboten wird. Um Narkolepsie geht es aber nicht! Eher um die Suche nach Individualität in einer konformistischen Gesellschaft. (21. 8., 21 Uhr, SWR 2)
Und weil „Konformität“ heute mein Stichwort sein soll, jetzt zu Thomas Meineckes Hörspiel „Tomboy“. Das beginnt mit einer ewig langen Kleideraufzählung, „langer schwarzer Rock, Büstenhalter, eine Tunika aus alabasterfarbener Seide“ und so weiter, dann spielt jemand sophisticated Vibraphon, und eigentlich geht es um das, was man heutzutage „Genderdiskussion“ nennt: Herr Meinecke, hoffentlich allen noch als FSK-Mitglied in bester und hellster Erinnerung (die grandios verkopft-absurde bayerische NDW-Band, nicht das spießige Selbstkontrollzentrum!), fragt in seiner Sound-Text-Collage all die schwierigen Fragen zum Thema Männer und Frauen, die sich jeder fragen sollte. Und sei es, um erwähnte Konformität in Frage zu stellen. Also – alle, die sich noch nicht entschieden haben, ob sie Bube oder Maderl sein wollen: 22. 8., 20.30 Uhr, BR 2
Oder alle, die sich noch nicht entschieden haben, ob sie Bube oder Maderl bekommen wollen. „Jetzt oder nie“ heißt Polly Thomas’ Beschäftigung mit dem Kinderkriegen-Theater, und sensible Geister riechen da ja gleich schon beim Titel, wo der Hase kreißt: Mittdreißigerin hört Stimmen, die ihr einflüstern, sie bräuchte ein Baby. Oh Gott. Denkt die Mittdreißigerin auch, und gruselt sich immer mehr – was soll das denn überhaupt heißen, die biologische Uhr tickt, hm? Wenn’s eine Digitaluhr ist, dann kann die schon mal gar nicht ticken … Was und wie sich Polly Thomas’ Mittdreißigerin entscheidet, sollten Sie selbst hören – aber nur wenn Sie möchten, versteht sich. (18. 8., 0.05 Uhr, DLR Berlin) VERONA VON BLAUPUNKT