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Hajduk und Vattenfall einigen sichGenehmigung für Kraftwerk Moorburg

Der Streit um harte Auflagen für das Hamburger Kohlekraftwerk ist beendet: Die Hamburger Umweltbehörde erteilt die immissionsschutzrechtliche Genehmigung.

Streit mit der Umweltbehörde beigelegt: Vattenfall räumt sich den Weg für Moorburg frei. Bild: dpa

Vattenfall und Hamburgs Umweltbehörde haben sich auf die immissionsschutzrechtliche Genehmigung zum Kohlekraftwerk Moorburg geeinigt. Vattenfall hatte in 34 Punkten gegen die immissionsschutzrechtliche Genehmigung Ende Oktober 2008 Widerspruch eingelegt. Diese seien nun alle ausgeräumt, erklärte die von der bündnisgrünen Umweltsenatorin Anja Hajduk geleitete Behörde.

Hajduk hatte das Kraftwerk mit einer geplanten Leistung von 1.650 Megawatt Strom und 650 Megawatt Fernwärme trotz anders lautender Wahlkampfversprechen Ende September 2008 genehmigt. Sie reklamierte für sich, "harte Auflagen" durchgesetzt zu haben, die Vattenfall den Betrieb unwirtschaftlich machen würde. Nach Einschätzung der Behörde könnte das Kraftwerk durch die Auflagen an durchschnittlich 250 Tagen im Jahr nur mit gedrosselter Leistung betrieben werden.

Dagegen wehrte sich Vattenfall juristisch. Umweltstaatsrat Christian Maaß erklärte nun: "In konstruktiven Gesprächen mit Vattenfall haben wir jeweils das Beste herausgeholt." Der Generalbevollmächtigte von Vattenfall Rainer Schubach sagt: "Mit dem nun erfolgten Änderungsbescheid haben wir in enger, konstruktiver Zusammenarbeit mit der Umweltbehörde in allen strittigen Punkten vernünftige Lösungen gefunden."

Gestritten wurde unter anderem über die Möglichkeit, die Anlage mit der sogenannten CCS-Technologie nachzurüsten, durch die in Zukunft das in Kohlekraftwerken anfallende Kohlendioxid abgetrennt und unterirdisch gelagert werden soll. Der Senat fordert von Vattenfall weiterhin den Nachweis über eine dafür geeignete Fläche. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) bewertete die Einigung dennoch als ein neuerliches Einknicken der Umweltbehörde. Es sei mehr als unwahrscheinlich, dass die Technologie nachgerüstet werde, so Hamburgs BUND-Chef Manfred Braasch. "Vattenfall hat sich lediglich verpflichtet, für eine CO2-Abscheidung zu sorgen, wenn die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stimmen". Wenn Moorburg ans Netz geht, werden pro Jahr über 9 Millionen Tonnen CO2 emittiert.

Nicht berührt von der Einigung ist die Vattenfall-Klage gegen die mit Einschränkungen erteilte wasserrechtliche Erlaubnis zum Betrieb des Kraftwerks.

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2 Kommentare

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  • NJ
    navajo joe

    Onshore und Offshore Windkraft und Wellenkraft, vgl. z. B. http://www.wavedragon.net , vom Nordkap bis zum Ärmelkanal, zudem Sonnenlicht bündelnde Solaranlagen und Geothermie, könnten bei ausreichend schnell erfolgendem Ausbau in allen Nordseeländern den Strom- und Wärmebedarf so gut wie vollständig decken; ggf. wäre - aus Kostengründen - ein gewisser Anteil Solarstrom aus dem Süden zu importieren (wo ebenfalls ein Ausbau erfolgen könnte), wenn der Verkehr elektrifiziert wird.

     

    Der Ausbau wird schon viel zu lange hinausgezögert (die starke Erdöllobby in Norwegen und die Kohle und Atomlobby in anderen Ländern sind daran maßgeblich mitschuld). Neue Kohlekraftwerke werden die Verzögerung weiter verstärken.

  • T
    thiotrix

    Grüne Albernheiten gefährden sichere Energieversorgung und den Industriestandort Deutschland

    „Wenn Moorburg ans Netz geht, werden pro Jahr über 9 Millionen Tonnen CO2 emittiert.“ Ja und – wo ist das Problem? Hier geht ein Kraftwerk ans Netz, das Kohle effektiver verstromt als alle anderen älteren Anlagen in Deutschland. Es ist also ein begrüßenswerter Fortschritt, der leider- wie so oft- durch das Taktieren grüner Politiker wieder zunichte gemacht werden sollte. Das Kraftwerk 250 Tage pro Jahr mit gedrosselter Leistung laufen zu lassen, ist unsinnig - das würde nur die spezifische CO2-Emission (g CO2 pro erzeugte Kilowattstunde) erhöhen, weil das Kraftwerk dann nicht optimal arbeiten kann.

    Es kann allerdings nicht schaden, mal einen Blick über den Tellerrand zu wagen. Leider sind gerade die Grünen, die sich so gern sooo kosmopolitisch und weltgewandt geben, dazu meist nicht fähig. Dann würden sich die Emission von 9 Millionen t CO2 pro Jahr ganz schnell in eine Marginalie verwandeln.

    Gegenwärtig werden pro Jahr weltweit 28 Milliarden t CO2 durch den Verbrauch fossiler Brennstoffe ausgestoßen. Der Anteil Deutschlands an der globalen CO2-Freisetzung beträgt gegenwärtig 3,2 % oder in absoluten Zahlen 880 Millionen t pro Jahr, da fällt Moorburg gar nicht ins Gewicht! Schon jetzt gibt es übrigens kaum ein Land, in dem sparsamer und effizienter mit Energie umgegangen wird als Deutschland. Leider wird diese führende Rolle Deutschlands viel zu wenig gewürdigt. Weitere Einsparungen erfordern daher einen überproportionalen Aufwand, der aber bis zu einem gewissen Maß von unserer Volkswirtschaft aufgebracht werden kann. Auch wenn es in vielen Bereichen noch Einsparpotential gibt und eine weitere Steigerung der Energieeffizienz das Gebot der Stunde ist, um den hohen Kosten für den Import von Kohle, Öl, Gas und Uran zu begegnen, sollte immer der vergleichsweise geringe deutsche Anteil an der globalen CO2-Emission berücksichtigt werden und eine Politik mit Augenmaß gemacht werden. „Politik ist die Kunst des Möglichen“, hat Bismarck gesagt, und das gilt auch für die Energiepolitik!

    Andere Länder sind da wenig zimperlich: es sei daran erinnert, daß allein ein China im Jahre 2006 174 (in Worten: einhundertvierundsiebzig!) Kohlekraftwerke neu ans Netz gegangen sind und in 2007 noch ca. 120 weitere.

    Zur CO2-Speicherung: das ist eine völlig unsinnige Idee, weil dadurch der Wirkungsgrad von Kohlekraftwerken um ca. ein Drittel sinkt von 45-48% auf ca. 30 %. Das einzige, was dadurch erreicht werden würde, ist ein schnellerer Verbrauch der Kraftwerkskohle –die zeitliche Reichweite der Kohle würde um ein Drittel schrumpfen.

    Wenn unbedingt CO2 in Deutschland gespart werden soll, gibt es nur eine wirtschaftlich vernünftige Lösung: die bestehenden Kernkraftwerke länger laufen lassen und z. B. am Standort Stade ein oder besser zwei neue Reaktoren bauen!