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Hände weg beim Flugkopfball

■ 41 Jahre nach seinem Vater Heinrich könnte jetzt auch Rainer Kokartis als Torwart durchs Billtalstadion fliegen müssen

Der Kommentar ist eindeutig: „Ein schöner Platz, aber leider aus Grand.“ Heinrich Kokartis kennt die Tücken des Billtalstadions wie kaum ein anderer, stand er doch in allen 30 Erstliga-Spielen 1958/59 im Tor der Elstern. Der Treffer, den HSV-Spitze Klaus Stürmer damals gegen ihn erzielte, ist noch immer legendär. „Heintrich hat mit allem gerechnet, nur nicht, dass Stürmer auf Grand einen Flugkopfball versucht“, erinnert sich 85-Linksaußen Karl-Heinz Porschke. Und der damalige Zuschauer Horst Tischer weiß noch genau: „Beim Sturz hat sich Stürmer auf dem Grand die Hände aufgerieben.“

Kokartis, der zum Aufstieg 1958 vom HEBC nach Bergedorf gewechselt war, zog es nach dem Billtal-Jahr zu Werder Bremen, für das er dreieinhalb Jahre lang in 77 Erstliga-Spielen das Tor hütete. Ein Schädelbasisbruch bei einem Spiel in Oldenburg zwang den damals 29-Jährigen, ein halbes Jahr vor der Einführung der Bundesliga seine Karriere zu beenden.

Am Donnerstag könnte nun eine Familientradition begründet werden. 41 Jahre nach Kokartis' letztem Auftritt im Billtalstadion muss voraussichtlich sein Sohn durch die Bergedorfer Grandlandschaft fliegen. Rainer Kokartis steht im Tor des Eimsbütteler TV, und aus über 200 möglichen Gegnern bescherte die Auslosung zur ersten Toto-Pokal-Runde seinem Club ausgerechnet eine Reise zu Atlantic 97 ins Billtalstadion.

„Ist da immer noch Grand?“, fragt Kokartis junior, wenn man ihn auf die kuriose Laune Fortunas anspricht, und lacht: „Dann werde ich meinen Trainer wohl doch nicht bitten, mich aufzustellen.“ Ob Rainer Kokartis in die Fußstapfen seines Vaters treten wird, ist noch nicht ganz gewiss. Mit Hendrik Carstens streitet er sich um den Platz im Tor des Eimsbütteler Oberligisten. folk

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