HUMBOLDT-FORUM: Berlin hat fürs Schloss nix übrig
Die Rekonstruktion des Stadtschlosses wird teurer, Berlin will sich an den Mehrkosten von 30 Millionen Euro aber nicht beteiligen. Baustart 2013
Für den 2013 geplanten "ersten Spatenstich" zum Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses wird das Geld wohl noch reichen. Die weitere Finanzierung für das sogenannte Humboldt-Forum - das derzeit mangels Haushaltsmittel auf Eis liegt - indessen wird immer schwieriger. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hat am Montag angekündigt, dass die Landesregierung sich an den aktuell aufgetauchten "Kostensteigerungen für den Schlossbau nicht beteiligen kann". Er bleibe bei der Zusage Berlins von 32 Millionen Euro für das Projekt - es gebe aber keinen Cent mehr, wie Wowereit im Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses sagte.
Der Regierende Bürgermeister begründete sein Njet damit, dass sich der Nutzungsanteil für die Berliner Zentral- und Landesbibliothek im Humboldt-Forum nicht erhöht. Darum könnten "auch keine zusätzlichen Ausgaben" für den Landeshaushalt anfallen.
Die Bibliothek soll einmal eine Fläche von rund 5.000 Quadratmeter belegen. Hinzu kommt der gleiche Anteil für die wissenschaftliche Sammlung der Humboldt-Universität. Vorgesehen ist, dass ein Großteil der Fläche von den Außereuropäischen Sammlungen des Ethnologischen Museums besetzt wird. Die Stiftung Berliner Schloss und Bundesbauminister Peter Ramsauer (CSU) hatten vergangene Woche erklärt, dass sich der Preis für die umstrittene Rekonstruktion von 552 Millionen Euro auf mindestens 582 Millionen Euro erhöhen wird. Grund für die Mehrausgaben seien erhöhte Baupreise, so die Stiftung. In dem neuen Betrag jedoch ist der Bau der Kuppel und die Wiederherstellung von drei barocken Innenportalen nicht enthalten. Diese sind auf zusammen 40 bis 45 Millionen Euro veranschlagt und sollen - wie die Fassade - über Spenden aufgebracht werden.
Ramsauer hatte dabei auch den Zeitplan für die Rekonstruktion des 1950 gesprengten Schlosses korrigiert. Demnach soll 2013 statt 2014 der erste Spatenstich vorgenommen werden. Das schwarz-gelbe Bundeskabinett beschloss dagegen noch im Sommer 2010, den Bau nicht mehr in dieser Legislaturperiode zu starten. "Wir haben für die Jahre 2011 bis 2013 keine Mittel eingestellt", sagte damals Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Die Fertigstellung, die einmal schon für 2013 anvisiert worden war, ist für 2019 in Aussicht gestellt worden.
Wowereit begrüßte am Montag den nach vorn verlegten Termin. "Wenn der Bau früher beginnt, umso besser", sagte er. Allerdings wies der Regierende Bürgermeister darauf hin, dass noch einige Fragen zu klären seien. So müssten die jetzt kalkulierten Kosten noch von den Haushältern des Bundes abgesegnet werden. Zudem müsste der Termin mit dem Bau der U-Bahn-Linie 5 neu abgestimmt werden.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
„Edgy sein“ im Wahlkampf
Wenn eine Wahl als Tanz am Abgrund verkauft wird
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Erpressungs-Diplomatie
Wenn der Golf von Mexiko von der Landkarte verschwindet
Tod von Gerhart Baum
Einsamer Rufer in der FDP-Wüste
Jugendliche in Deutschland
Rechtssein zum Dazugehören