HSV gewinnt gegen die TSG: Hamburger liegen auf der Lauer
Der Hamburger SV ist ein durchaus aussichtsreicher Kandidat im Titelkampf. Das liegt vor allem an Trainer Jol und an einem Gegner, dem die Präzision im Sturm fehlt.
HAMBURG taz Der Hamburger Sportverein spielte statisch, langsam, die TSG Hoffenheim war spielerisch besser. Mit den technischen Fertigkeiten der genesenen TSG-Stürmer Chinedu Obasi und Demba Ba konnte nur Jonathan Pitroipa mithalten. Der HSV zog sich in der zweiten Halbzeit zurück, stand tief, verließ sich auf Abwehr und Konter. Es war ein Spiel gegen den Trend in der Bundesliga: Nicht die offensiv stärkere Mannschaft gewann, sondern die defensiv stärkere. "Uns trennen mehr als 12 Jahre" stand auf einem riesigen Transparent, das die Fans des Hamburger SV vor Beginn des Spiels gegen die TSG Hoffenheim 1899 entrollten. Dann wurde auch noch die Jahreszahl "1887" enthüllt. Aus diesem Jahr stammt einer der drei Gründervereine des HSV: Germania 1887. Den Hamburger SV, zum dem drei Vereine fusionierten, gibts erst seit 1919. Das wären dann 20 Jahre.
Nach dem Spiel trennen HSV und Hoffenheim sieben Punkte, Hoffenheim ist nach der 0:1-Niederlage vor 57.000 Zuschauern im Volkspark Sechster, der HSV punktgleich mit Wolfsburg Zweiter. Hoffenheim kam mit drei Stürmern: Boubacar Sanogo, Obasi und Ba. Auch Sejad Salihovic war wieder dabei, spielte allerdings im defensiven Mittelfeld. "Dass wir mit sechs Offensivspielern auf dem Platz standen, ist sicher kein Dauerzustand", sagte TSG-Trainer Ralf Rangnick. Er brachte die Ersatzleute Per Nilsson als Innen- und Christoph Janker als linken Außenverteidiger für die verletzten Andreas Ibertsberger und Matthias Jaissle. Der Schwede Nilsson und der von 1860 München zu Hoffenheim gewechselte Janker zeigten einige Schwächen, deshalb hofft Rangnick, "dass der eine oder andere Defensivspieler zurückkommt".
Der HSV begann mit Ivica Olic, Paolo Guerrero und Pitroipa. Guerrero verletzte sich in der 13. Minute am Sprunggelenk und wurde durch Piotr Trochowski ersetzt. Das Spiel des HSV bekam einen Knacks, Hoffenheim Übergewicht. Der HSV wartete auf seine Konterchance. Sie kam in der 28. Minute. Trochowski sprintete übers halbe Feld, spielte einen präzisen Pass zum mitgelaufenen Pitroipa, eine verzweifelte Grätsche von Janker, ein leerer TSG-Kasten, ein stolpernder Pitroipa, der trotzdem sein erstes Bundesligator erzielte. "Wir sind glücklich mit der Entscheidung von Freitagabend, Pitroipa einzusetzen", sagte HSV-Trainer Martin Jol, der seinem Stürmer "großes Talent" bescheinigte. Jol sagte allerdings auch: "Wenn er das zweite Tor macht, ist es für uns einfacher."
Dazu hatte Pitroipa zwei Chancen: Einmal traf er den Pfosten (17.), in der 51. stand er frei vor Timo Hildebrand und schob den Ball am TSG-Keeper vorbei, doch Nationalspieler Andreas Beck schlug ihn weg (51.). In der zweiten Halbzeit wurde die Feldüberlegenheit von Hoffenheim immer drückender, doch es fehlte der letzte Pass, die Präzision beim Abschluss.
Im defensiven Mittelfeld - Mickael Tavares und David Jarolim - war der HSV überlegen, in der Abwehr auch. Der schon verwarnte Jarolim foulte den eingewechselten Marco Terrazzino. Schiedsrichter Florian Meyer zeigte ihm Gelb. Obasi hatte mitgezählt, Meyer nicht. Obasi bat Meyer nachzurechnen. Jarolim musste runter, darf am nächsten Sonntag gegen den VfB Stuttgart nicht ran, aber am Donnerstag (20.45 Uhr) im Uefa-Pokal gegen Manchester City.
Kurz darauf trat Linksverteidiger Dennis Aogo TSG-Stürmer Obasi im Strafraum um. Rangnick sagte: "Wir hätten einen klaren Elfmeter bekommen müssen, aber Fehler passieren auch Schiedsrichtern." Es bleibt beim 1:0 für den HSV, der weiter auf drei Hochzeiten tanzt, und die Musik wird lauter.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen
Kochen für die Familie
Gegessen wird, was auf den Tisch kommt
Insolventer Flugtaxi-Entwickler
Lilium findet doch noch Käufer
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
US-Interessen in Grönland
Trump mal wieder auf Einkaufstour