piwik no script img

HSH NordbankDr. No geht baden

Das verlustreiche Omega-Geschäft der HSH Nordbank war nur eines von vielen Geschäften, die die Bilanz aufmöbeln sollten. Neue Hinweise auf die Verantwortlichkeit des heutigen Vorstandschefs Nonnenmacher.

Vor Jersey baden gehen ist nicht immer angenehm. Bild: [M]: Ralph Sotscheck, dpa

Die HSH Nordbank hat ihre schöne Bilanz für 2007 nur retten können, indem sie im großen Stil Kreditrisiken auslagerte. Dokumente, die der taz vorliegen, belegen, dass dazu auch das so genannte Omega-Geschäft gehörte, das die Bank im Nachhinein gut 500 Millionen Euro kostete. Inzwischen verdichten sich die Hinweise, dass der heutige Bankchef Dirk Jens Nonnenmacher in seiner damaligen Funktion als Finanzvorstand für das Geschäft mit verantwortlich war.

Nach dem als "streng vertraulich" titulierten Risikobericht zum vierten Quartal 2007 hat die Nordbank in jenem Jahr zwölf Geschäfte unter der Überschrift "Transfer von Ausfallrisiken" abgeschlossen. Ziel war es, die Bankbilanz von Risikoposten zu entlasten, so dass das Institut weniger Eigenkapital vorhalten konnte. "Die Transaktionen dienten lediglich der Verbesserung der genannten Quoten zum Jahresultimo", heißt es in dem Bericht. Alle zwölf Transaktionen zusammen belaufen sich auf ein Volumen von mehr als 17 Milliarden Euro, zwei Milliarden davon stammen aus dem Omega-Geschäft.

Bei dem Geschäft, das dem heutigen Vorstandschef Nonnenmacher auf die Füße zu Fallen droht, lagerte die Nordbank riskante Immobilienkredite an eine eigens geschaffene Tochterfirma auf der Kanalinsel Jersey aus. Die Kredite wurden von der französischen BNP Paribas versichert und dann zusammen mit Krediten und verbrieften Kreditportfolios der BNP zu dem Konstrukt Omega 55 verbunden. Die Nordbank konnte damit Risiken für einige Monate auslagern, handelte sich aber im Gegenzug andere ein und musste mehrere hundert Millionen Euro abschreiben.

Besser als erwartet

In den ersten drei Quartalen 2009 hat die HSH Nordbank weniger Geld verloren als erwartet.

Der Verlust betrug nur 618 Millionen Euro statt der erwarteten 750 Millionen Euro. Dazu kommen allerdings noch 203 Millionen Euro, die die Bank für die Garantien Hamburgs und Schleswig-Holsteins bezahlen muss.

Ihre Risikovorsorge hat die Bank auf 1,8 Milliarden Euro ausgeweitet. Im Vorjahr waren es 500 Millionen.

Die Bilanzsumme der Bank ist seit Jahresbeginn um 20 Milliarden auf 186 Milliarden Euro gesunken. Ihre Kernkapitalquote hat sich von 7,5 auf 10,2 Prozent verbessert.

Auch Joachim Bischoff, Obmann der Linken im Nordbank-Untersuchungsausschuss der Hamburgischen Bürgerschaft, glaubt, dass die Bank mehr als zehn Milliarden Euro zum Zwecke der Bilanzverschönerung hin und her geschoben hat. "Wenn man das nicht gemacht hätte, wäre der Zustand der Bank schon Ende 2007, Anfang 2008 bekannt geworden", ärgert sich Bischoff. Dann hätte sich die Bank noch vor der Lehman-Pleite und damit dem vollen Ausbruch der Krise von verlustreichen Geschäften trennen können.

Beim Omega-Geschäft räumt auch die Bank ein, dass große Fehler gemacht worden seien. Es sei aber das einzige Geschäft dieser Art gewesen, versichert Nordbank-Sprecher Frank Laurich. Aufsichtsratschef Hilmar Kopper habe bereits im Oktober berichtet, dass alle Standorte der Bank auf ähnliche Fälle hin untersucht worden seien. Dabei sei kein vergleichbarer Fall entdeckt worden. Zwei Bankvorstände sind wegen des Omega-Geschäfts gefeuert worden.

An Nonnenmacher dagegen hält Kopper fest. Dabei legen die Unterlagen nahe, dass Nonnenmacher mehr über die Natur des Geschäfts wusste, als die Bank zugibt: Über eine bilanzverschönernde Maßnahme wie Omega müsste der Finanzvorstand qua Funktion Bescheid gewusst haben. Im Kreditantrag findet sich der Satz: "Der Zeitrahmen für die zweite Risikobewertung war unangemessen knapp." Eine hausinterne Prüfung im Rahmen der Anweisung "Neue Produkte / Neue Märkte" habe am 14. Dezember 2008 zu einem "Votum auf der Basis von noch nicht final vorliegenden Dokumenten" geführt, und zwar "aufgrund der Dringlichkeit des Antrages und der sehr kurzfristig zu erfolgenden Umsetzung". Das sind Sätze, die bei Vorständen wie Nonnenmacher die Alarmglocken hätten klingen lassen müssen.

"Dass es eine Gesamtverantwortung des Vorstandes gibt, steht außer Frage", räumt Bank-Sprecher Laurich ein. Nonnenmacher habe die von anderen Vorständen beurteilten Geschäfte aber nur formal gegengezeichnet. Die Anwaltskanzlei Freshfields habe bestätigt, dass es sich um eine gängige Praxis handele.

Der SPD-Ombudsmann im Untersuchungsausschuss, Thomas Völsch, ist da skeptisch. Freshfields konzentriere sich sehr auf Omega. Der Bericht der Kanzlei erwecke den Eindruck einer Verteidigungsschrift für Nonnenmacher.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!