HIER IST BERLIN

Der Kaffeehaus-Dialog

Heute als Currywurst-Dialog vor der Currywurstbude „Curry 36“, Mehringdamm, Kreuzberg. 1 Frau, 1 Mann, jeweils 1 Currywurst ohne Darm.

Frau (telefoniert): „Ja, hallo Ansgar. (Pause) Ja, hier vor dem Cörrieseksunndreißig. (Pause) Ja, schmeckt wunderbar. (Pause) Wo? (Pause) Wie heißt das? Würgeengel?

Mann (mit vollem Mund): Würgeengel kenn ich.

Frau (telefoniert): Ansgar? Ja, der Tobi kennt den (betont) Würgeengel. (Pause) Also dann um neun im (betont) Würgeengel.

Mann: Die besten Cocktails in der Stadt.

Frau: Der Name ist lustig.

Mann: Ist ein Film mit Alain Delon.

Frau: Ach so? Ich dachte von Luis Buñuel.

Mann: Ja, da wird Jacques Brel ermordet.

Frau: Brel hör ich gern.

Mann: Ja, und Moustaki.

(Schweigen. Essen.)

Mann: Wusstest du, das Jean-Louis Trintignant homosexuell war?

Frau: Ach?

Mann: Wusstest du, dass er eine Affäre mit Cary Grant hatte?

Frau: Cary Grant? Den mag ich.

Mann: Der war bisexuell.

Frau: Setzt du mich nachher im Würgeengel ab?

Mann: Ich glaub, ich hol mir noch eine Currywurst.

*

VERDAMMTE GEGENWART

Oranienstraße. Kreuzberg. Buchhandlung „Kisch & Co“. Stille. Dann ein Mobiltelefon-Klingelton: „Layla“! Aaaah. Wäre Eric Clapton tot, er würde sich im Grabe umdrehen.