Guttenberg gegen die Windkraft: Moderner Don Quichotte
KTs Vater Enoch zu Guttenberg wettert gegen Windräder. Er sagt, sie töten Vögel. Das einstige Gründungsmitglied des BUND tritt nun aus dem Verband aus.
Wenn ein Guttenberg etwas anfängt oder aufgibt, findet er immer ein Medium, das ihn damit ganz groß rausbringt. Enoch zu Guttenberg räumte die FAZ am Wochenende eine Zweidrittelseite ein. Dort verkündete der Sohn des ehemaligen Parlamentarischen Staatssekretärs im Kanzleramt, Karl Theodor Freiherr von und zu Guttenberg, und Vater des gleichnamigen, über seine Doktorarbeit gestrauchelten Ex-Verteidigungsministers seinen Austritt aus dem Umweltverband BUND.
Der Grund: dessen „Enthusiasmus für die Windkraft“, der Guttenberg gar dazu brachte, dem Verband „Käuflichkeit“ vorzuwerfen. Wortreich trommelt der 65-Jährige gegen Windräder, die er mit den dreibeinigen Mars-Invasoren aus H. G. Wells „Krieg der Welten“ vergleicht. Die „Geländefresser“ zerstörten nicht nur „die prägenden Sichtachsen, die großen Perspektiven unseres Landschaftsbildes“, sondern seien auch „hocheffiziente Geräte zur Vernichtung von Vögeln und Fledermäusen“.
Pikant ist, dass Guttenberg den BUND 1975 unter anderem gemeinsam mit dem Tierfilmer Bernhard Grzimek und dem aktuellen BUND-Vorsitzenden Hubert Weiger gegründet hatte, den er nun so hart angeht.Der in zweiter Ehe lebende Guttenberg will sich dagegen erst einmal auf sein zweites großes Lebenswerk konzentrieren, die Musik.
Gegen Vaters Willen studierte er Musik
Komposition und Dirigieren studieren zu dürfen, hatte er gegen seinen Vater erstreiten müssen, der ihn lieber in der Politik gesehen hätte. Längst hat er alle möglichen Auszeichnungen abgeräumt, darunter den Deutschen Kulturpreis, den Echo Klassik und das Bundesverdienstkreuz erster Klasse. Im Juli wird er, wie schon in den vergangenen elf Jahren, die Herrenchiemseer Festspiele leiten.
Und danach? Endgültig muss die Trennung vom BUND nicht sein. Auch aus der CSU war Guttenberg 1992 ähnlich öffentlichkeitswirksam ausgetreten. Grund: ein Streit mit dem damaligen Parteivorsitzenden Theo Waigel und dem bayerischen Ministerpräsidenten Max Streibl, die sich weigerten, an einer Demonstration gegen Fremdenhass teilzunehmen. Als sein Sohn Karl Theodor 2009 Bundeswirtschaftsminister wurde, trat Guttenberg wieder ein. „Die Partei gehört dringend entbetoniert“, sagte er dazu. „Das geht am besten, wenn man dazugehört.“ Warum sollte das für den BUND nicht gelten?
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Anbrechender Wahlkampf
Eine Extraportion demokratischer Optimismus, bitte!
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“