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Gute Restaurants im Berliner Umland

Der Gastroführer „Gut essen rund um Berlin“ belegt, dass Brandenburg kulinarisch einiges zu bieten hat

Vorurteile gilt es zu widerlegen. Helmut Gote hat das getan und ist dabei „bis an die Grenzen der physischen Erschöpfung“ gegangen – sagt er zumindest. Man kann es ihm nachmachen, mit dem Gastronomieführer „Gut essen rund um Berlin. Die besten Adressen in Brandenburg“, den er geschrieben hat.

Der Titel sagt es schon: Das Land zwischen Prignitz, Lausitz, Uckermark und Fläming ist keineswegs die kulinarische Wüste, wie viele glauben. In 33 Selbstversuchen hat Gote belegt, dass Brandenburg nicht nur schöne Landschaften samt Seen, sondern auch überdurchschnittliche Restaurants hat.

Was Gote zu bieten hat, ist ein griffig verfasster Wegweiser an die Tische viel versprechender Küchen. Drei bis vier Seiten widmet der Autor jedem Restaurant. In einer Übersicht vor der näheren Beschreibung sind Adresse, Anfahrtsweg, Öffnungszeiten und Preislage aufgeführt.

Das Preis-Leistungs-Verhältnis wird benotet. Die meisten Etablissements schnitten dabei gut bis hervorragend ab. Wo Gote ein „teuer“ verzeichnet, heißt das: Die Preise sind etwas zu hoch kalkuliert für das, was auf dem Teller geboten wird.

Sterne, Gabeln, Kochmützen und andere Trophäen ignoriert Gote und hält sich an seine eigenen Erfahrungen. Die hat er plastisch auf den Punkt gebracht. Abstraktes Theoretisieren vermeidet der Autor. Wer gerne isst und trinkt wird schon beim Lesen seinen Spaß haben und auch wissen, was ihn in den 33 Restaurants erwartet.

Obwohl der Gastronomieführer die „besten Adressen Brandenburgs“ ankündigt, verfällt Gote nicht in euphorische Triumph-Hymnen. Bei allem Guten, das die Gastronomiebetriebe in seine Auswahl gebracht hat, vergisst er nicht, auch Schwächen zu benennen. Wenn Gote der Mut zum eindeutigen Würzen und Abschmecken fehlt, die Zusammenstellung kräftiger Aromen übertrieben vorkommt oder die Desserts ihn enttäuschen, erfährt man das. Meistens jedoch läuft einem beim Lesen der kulinarischen Beschreibungen das Wasser im Munde zusammen. Dass es Gote geschmeckt hat, kann er in Worte fassen.

Für Esser, die an ungewohnten Speisekarten unsicher werden, hat Gote richtungsweisende Anmerkungen eingeflochten: „Nur Mut, die Köche gehen mit exotischen Zutaten schön vorsichtig um.“ Über das Kulinarische hinaus vermittelt er auch Bilder vom Ambiente der Gaststuben, die sich einprägen. Wenn man bei Gote von der „kuriosesten Inneneinrichtung eines Restaurants in Brandenburg“ liest, die anschaulich beschrieben wird, weckt das die Neugier, bevor das Essen überhaupt erwähnt worden ist.

Was in dem Buch leider zu kurz kommt: Anfahrtsmöglichkeiten mit öffentlichen Verkehrsmitteln und speziell kinderfreundliche Angebote.

Gotes Testverfahren aber war unbestechlich: Er hat die Restaurants anonym und mehrfach besucht, zuletzt im Herbst 2001. Preise und Öffnungszeiten wurden vor Herausgabe des Buches aktualisiert auf den Stand von Januar 2002.

Pech war, dass kurz nach dem Druck das „Haus am Dolgensee“ in Dahme-Spreewald geschlossen wurde. Im Buch wurde es noch in den höchsten Tönen gelobt. Gote beschwichtigt: Bei den 32 übrigen besprochenen Restaurants sei eine Schließung aber nicht zu befürchten. Respekt vor den „Grenzen der physischen Erschöpfung“ bleibt bei Ausflügen nach Brandenburg also geboten. LARS KLAASSEN

Helmut Gote: „Gut essen rund um Berlin. Die besten Adressen in Brandenburg“. Erschienen im Nicolai Verlag, Berlin 2002, 128 Seiten (39 S/W-Abbildungen), 9,90 €

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