bert hellinger
: Gute Lösungen finden

„Nachträgliche Erklärungen bringen nichts“

Keine Frage, der Mann weckt Interesse. Und er ist geschäftstüchtig. Die Auseinandersetzung mit Kritik an seinen Worten und seiner Person überlässt Bert Hellinger den Psychologen und Ärzten, die bereit sind, ihm und seiner Lehre zu folgen. Der 75-Jährige wirbt stattdessen in Seminaren und Workshops weiter für seine Sache. Nicht nur in deutschen Landen. Allein in diesem Jahr wird der Exmissionar sehnsüchtig in Italien, Mexiko, Venezuela, USA, Schweden, Russland, Japan, Taiwan, Israel und Spanien erwartet.

Familienstellen bedeutet für Hellinger, in einem Workshop oder sonstigen therapeutischen Setting die Familie des Ratsuchenden nachzustellen. Der Mann oder die Frau in Not nennen die Familienmitglieder, und diese werden von fremden Menschen dargestellt. Die Art und Weise, wie der Patient die Familie nachstellt, ist für Hellinger Ausgangspunkt seiner Lösungen. Mehr Informationen braucht er nicht. Hellinger: „Ein guter Therapeut sieht phänomenologisch. Ihm reichen diese wenigen Informationen aus.“ Eine wissenschaftliche Evaluation seiner Therapie interessiert Hellinger nicht. Es spielt für ihn keine Rolle, warum Aufstellungen wirken, sondern nur, dass sie es tun: „Nachträgliche Erklärungen bringen nichts für die praktische Arbeit.“

Schon in den 70er-Jahren stellte Hellinger Familien auf. Doch bekannt wurde er erst Anfang der 90er-Jahre, als Gunthard Webers Buch Zweierlei Glück über Bert Hellinger erschienen ist. Zurzeit arbeiten in Deutschland mehr als

Bert Hellingers neueste Veröffentlichung

200 Therapeuten nach Hellingers Methodik. Die umfasst neben dem Aufstellen von Familien mehr und mehr auch das Aufstellen von Organisationen. So bieten Hellinger-geschulte Therapeuten zunehmend Unternehmensberatungen an.

Dachorganisation der von Hellinger akzeptierten Therapeuten ist die „Internationale Arbeitsgemeinschaft systemische Lösungen nach Bert Hellinger“. Die Arbeitsgemeinschaft betreut „Das virtuelle Bert-Hellinger- Institut“ im Internet (www.hellinger.de). Hier finden Besucher auch die Adresse eines Arztes in Hammelbach. Otto Brink, so heißt der Mediziner, fungiert als Beschwerdestelle. Sein Ziel ist es, zwischen Therapeuten und unzufriedenen Klienten „gute Lösungen“ zu finden.

ANDREA SCHNEIDER