kommentar: Gute Ausgangslage
Pisa: Lizenz zum Weiterwursteln
Henning Scherf ist Zweckoptimist: Bremens letzter Platz beim Pisa-Vergleich sei eine „gute Ausgangslage, um beim nächsten Test nach vorn zu kommen“, sagte er in buten un binnen. Fast schon zynisch für einen, der fünf Jahre Bildungssenator war. Statt über Änderungen im System nachzudenken, faselt er von „individuellen“ Situationen zwischen Schülern und Lehrern. Das klingt nach Lizenz zum Weiterwursteln.
Das Schlimme ist, dass von keiner Seite etwas Besseres kommt. Wie zu erwarten war, klammern sich die CDU (offen) und die FDP (noch leicht verschämt) an das Modell Bayern: frühe Auslese, keine Gesamtschulen. Völlig aus dem Blick gerät dabei, dass Bayern international zu den Losern gehört, für ein Industrieland beschämend wenig Menschen an die Hochschulen schickt. Dabei müsste der Blick zu den Siegern gehen: In Kanada oder Finnland sind Gesamtschulen die Regel. Aber sie bieten frühe Leistungsanreize und lange Betreuung.
Bremen muss über die Staatsgrenzen schauen, um langfristig zum Bildungs-Erfolg zu kommen. Ziele, wie sie Bildungssenator Willi Lemke anpeilt, erreicht man so freilich nicht: Der will schon beim nächsten Pisa-Test die rote Laterne abgeben, wie wir Fußballer sagen. Bis dahin ist noch ein Jahr Zeit. Jan Kahlcke
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