Aus Anlass dieses taz-Artikels über den eskalierten Machtkampf des Guineer Militätputschisten Moussa Dadis Camara mit seiner Präsidialgarde habe ich eine unglaubliche Tatsache recherchiert: Die deutsche Regierung bildet in Hamburg Armeemitglieder undemokratischer Staaten zu ranghohen Offizieren aus. Camara lebte vier Jahre in Deutschland und wurde hier zum Fallschirmjäger im Range eines Hauptmanns ausgebildet. „Oberst Camara hat an mehreren Ausbildungslehrgängen der Führungsakademie der Bundeswehr teilgenommen. Dort werden seit 1962 ausländische Offiziere aus der ganzen Welt aus- beziehungsweise weitergebildet.“ [http://www.tagesschau.de/ausland/guinea150.html] Das ist in keiner Weise zu legitimieren. Insbesondere die Argumentation der deutschen Regierung, sie stärke durch diese Schützenhilfe ausländische Demokratie, ist durch die jüngsten Vorkommnisse gründlich widerlegt.
Die Führungsakademie der Bundeswehr (von ihren Mitgliedern liebevoll Füakbw genannt) ist laut Aussage ihres Kommandeurs, Generalmajor Robert Bergmann, „die höchste militärische Aus- und Fortbildungsstätte der deutschen Streitkräfte“. Herr Bergmann weiter: „Seit 1957 ist die Akademie die 'Alma Mater' des künftigen Führungsnachwuchses. Ihre Geschichte ist eng mit der globalen sicherheitspolitischen Entwicklung verknüpft.“ Das konnte man ja jetzt in Guinea wieder eindrücklich beobachten. Den Umstand, dass im höchsten deutschen Militärstützpunkt in Hamburg undemokratischen Kräften das Kriegshandwerk beigebracht wird, formuliert Kommandeur Bergmann so: Es „ist im Laufe der letzten Jahre die Internationalität zu einem wesentlichen Markenzeichen der Akademie geworden.“ Der deutsche Botschafter in Guinea, Karl Prinz, kann von der so gestifteten internationalen Harmonie ein Lied singen. Er wurde vor Monaten vom Miltiärputschisten Moussa Dadis Camara in der Nationalversammlung Guineas vor vollen Rängen minutenlang in einer absurden Rede wie ein Schuljunge zurechtgewiesen und dann, ohne dass er noch einmal die Möglichkeit zur Erwiderung erhalten hätte, auf seinen Platz geschickt. Der Zorn des guineer Gewaltherrschers und Trägers des deutschen Fallschirmjägerabzeichens richtete sich gegen Prinz' klare Benennung des Regierungswechsels als Putsch und gegen den Umstand, dass der Botschafter den selbsternannten Präsidenten an dessen Versprechen erinnerte, in Guinea Parlamentswahlen zuzulassen (siehe youtube-Film). Es ist eine interessante deutsche Außenpolitik, die erst undemokratischen Militärs strategischen Nachhilfeunterricht gibt und dann deutsche Botschafter im Ausland die Folgen ausbaden lässt.
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