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Gütliche Einigung

■ UKE-Strahlenskandal: Gericht empfiehlt Schmerzensgeld für geschädigte Frauen

Eine „gütliche Einigung“ im Strahlenskandal am Universitätskrankenhaus Eppendorf (UKE) zeichnet sich nach dreijähriger Prozeßdauer ab. Das Landgericht Hamburg hat am Freitag einen Vergleichsvorschlag für sechs „Musterfälle“ vorgelegt. Er sieht die Zahlung von Schmerzensgeld an die geschädigten Patientinnen durch die Hansestadt vor.

Aufgrund mehrerer Gutachten rät das Landgericht den Prozeßparteien „dringend“, „den Weg einer gütlichen Einigung zu beschreiten“, erklärte gestern Frauke Hamann, Sprecherin der für das UKE zuständigen Wissenschaftsbehörde. Sie und der Anwalt der Patientinnen, Wilhelm Funke, „begrüßten“ diese Lösung. Funke und der Anwalt der Behörde wollen „umgehend“ Gespräche über den Vergleichsvorschlag aufnehmen.

Danach soll die Wissenschaftsbehörde an sechs Patientinnen Schmerzensgeld in Höhe von 30.000 bis 120.000 Mark zahlen. Alle Frauen waren wegen Unterleibskrebs im Frühstadium behandelt worden und hatten durch fehlerhafte Bestrahlung schwere Schädigungen erlitten.

Funke betonte, der Vergleich betreffe auch zehn weitere Frauen, deren Klagen ebenfalls beim Landgericht anhängig sind. Das Gericht habe auch für diese Patientinnen entsprechende „Hilfestellung“ angeboten.

„Damit sind alle von uns erhobenen Vorwürfe gegen die Frauenklinik bestätigt worden“, konstatierte Funke. Er geht davon aus, daß nun insgesamt 180 Krebspatientinnen der UKE-Frauenklinik Schadenersatz und Schmerzensgeld erhalten werden, weil die Bestrahlungsmethode nicht dem Standard der Wissenschaft entsprochen habe.

Bisher hat die Hansestadt an Patientinnen der UKE-Frauenlinik rund zehn Millionen Mark Entschädigung gezahlt. 1993 war bekannt geworden, daß Krebskranke in der UKE-Radiologie unter Prof. Henning Hübener mit stark überhöhten Strahlendosen behandelt und über Risiken der Therapie nicht richtig aufgeklärt worden waren. Etliche Patientinnen erlitten schwerste Verbrennungen oder andere qualvolle Nebenwirkungen, einige sind inzwischen verstorben. Hübener ist seit 1994 vom Dienst suspendiert. Strafverfahren gegen ihn blieben bisher ohne Konsequenzen. smv

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