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Grüner Nouripour über Bundeswehrreform"Die Regierung hat keine Lust"

Schwarz-Gelb erkläre nicht, wozu die Bundeswehr gebraucht werde, kritisiert Omid Nouripour von den Grünen. Zudem herrschten in der Behörde weder Effizienz noch Transparenz.

Freiwillig ins Feld? Bisher haben sich nicht viele dafür gemeldet. Bild: reuters
Matthias Lohre
Interview von Matthias Lohre

taz: Herr Nouripour, werden die Reformpläne den großen Anforderungen an die Bundeswehr gerecht, oder plant die Regierung bloß eine Reform nach Kassenlage?

Omid Nouripour: Die Bundesregierung hat nach der chaotischen Zeit zu Guttenbergs gar keine Lust mehr auf diese Reform. Sie will diese nur noch als Verwaltungsakt zu Ende bringen. Das erklärt auch, warum sie immer nur über den Inhalt des Werkzeugkastens namens Bundeswehr redet. Stattdessen hätte sie vorher die Frage beantworten sollen: Wofür brauchen wir die Bundeswehr der Zukunft?

Zu Guttenberg plante mit 15.000 Freiwilligen, de Maizière rechnet nur noch mit 5.000. Passen sich die strategischen Anforderungen der Truppenstärke an - anstatt umgekehrt?

Die Zahl 5.000 nennt das Ministerium, weil es im vergangenen halben Jahr nichts dafür getan hat, Freiwillige zu gewinnen. Stattdessen schauen sich die Beamten den Istzustand an und schreiben ihn als Ziel in ihre Reformpläne. Das ist keine Steuerung, sondern bloß Verwaltung.

Genügen finanzielle Anreize, um Freiwillige in die Bundeswehr zu locken?

Bargeld steigert nicht unbedingt die Attraktivität der Armee. Vielmehr muss sie dazu beitragen, dass Familie und Beruf für Soldaten vereinbar werden. Und dass deren Karrieren besser planbar werden.

Bild: S.Kaminski/Bündnis 90/Die Grünen
Im Interview: 

OMID NOURIPOUR, geboren 1975, ist sicherheitspolitischer Sprecher und Obmann der Grünen im Verteidigungsausschuss. Als Nachrücker von Joschka Fischer sitzt er seit 2006 im Bundestag.

Werden die Appelle, beim Bund könnten die Freiwilligen etwas "für dein Land" zu tun, verfangen?

Die Frage ist: Wer ist die Zielgruppe von Werbekampagnen? Die Bundeswehr hatte immer den Anspruch, Spiegelbild der Gesellschaft zu sein. Das ist ein hehres Ziel. Mit solchen Slogans aber erreicht man nicht alle Milieus. Und auch nicht dadurch, dass man nur in Medien der Springer-Presse wirbt.

De Maizière kritisierte jüngst öffentlich, die "Wunschzahlen" des Ministeriums passten nicht zu dessen Finanzplanung. Versprach sein Amtsvorgänger zu Guttenberg zu viel, als er ankündigte, durch die Reform werde der Bund in den nächsten Jahren 8,3 Milliarden Euro sparen?

Da verstehe ich Herrn de Maizière überhaupt nicht. Er hat ja als Bundesinnenminister selbst die Hand gehoben, als im Kabinett darüber abgestimmt worden ist: sowohl über die Gesamtgröße als auch über die Einsparziele. Wenn er nun sagt, das alles sei nicht seriös gerechnet gewesen, dann zeigt er mit einem Finger auf zu Guttenberg. Aber die restlichen vier Finger zeigen auf die Bundeskanzlerin, den Finanzminister - und auf de Maizière selbst.

Das Verteidigungsministerium soll um ein Drittel schrumpfen: Von 3.500 Mitarbeitern sollen 2.000 bleiben. Kann das klappen bei einer über viele Jahrzehnte gewachsenen und kaum durchschaubaren Behörde?

Genau wegen dieses Wildwuchses muss die Reform klappen. Die Weise-Kommission hat sehr genau beschrieben, warum das Ministerium derzeit kaum zu steuern ist. In der Behörde herrschen weder Effizienz noch Transparenz. Angst vor Chaos in diesem Haus darf seine Reform nicht verhindern.

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7 Kommentare

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  • M
    Meinungsträgerin

    Den Freiwilligen sollte angeboten werden, den LKW-Führerschein, bzw. Berufskraftfahrer zu machen. Das hilft in schlechten Zeiten und die Älteren profitieren noch heute davon. Auch sonstige Praktika oder Helferausbildungen, die für Ausbildungen nötig sind, sollten organisiert werden (Medizin, Pflege, Pädagogik, Küche, Mechanik usw.).

  • D
    Dukath

    Wofür wie die Bundeswehr brauchen? Wenn ein Feind kommt bewachen die die Grenzen bis die Armee kommt.

     

    Dann darf die NATO uns den Arsch retten, wegen unserer unterfinanzierten, unterbemannten "Armee".

  • V
    vic

    Ausgerechnet Herr Nouripour, seines Zeichens Vorstandsmitglied der Atlantik-Brücke, sollte nicht so tun, als könnte er kein Wässerchen trüben.

  • V
    vic

    Wozu die Armee gebraucht wird?

    Zur Durchsetzung wirtschaftlicher Interessen und zur Sicherung von Ressourcen zum Beispiel?

    Diese Truppe verteidigt längst nicht mehr die

    Sicherheit von Land und Bevölkerung. Sie raubt im Auftrag einer gefräßigen Wirtschaft, und nebenbei nimmt sie Aufträge für Dritte an. Aus dem selben Grund.

  • UF
    Ullrich F.J. Mies

    Was redet Herr Nouripour sich da alles zusammen?

    Kein Wort über das Entscheidende, worum es eigentlich geht, nämlich um die Festschreibung einer Militärstrategie, die zur "Dienerin" eines aggressiven Außenwirtschaftskonzepts wird.

     

    "Nicht nur Krisen und Konflikte einzudämmen und zu verhindern liege im deutschen Interesse, heißt es da. (in den neuen Leitlinien, U.M.) Oder die transatlantische Partnerschaft zu stärken und sich für Menschrechet und Demokratie einzusetzen. Zum Interesse deutscher Politik gehöre es auch, "einen freien und ungehinderten Welthandel sowie den freien Zugang zur Hohen See und zu natürlichen Ressourcen zu ermöglichen." (siehe: http://www.n-tv.de/politik/De-Maizi-re-zwingt-die-Truppe-zur-Reform-article3367526.html)

     

    Das Gelaber vom "freien und ungehinderten Welthandel" soll lediglich die brutalen Wirtschaftsinteressen kaschieren, die mit der "neuen Strategie" durchgesetzt werden sollen. Im Wege der "transatlantischen Partnerschaft" - versteht sich.

  • JR
    Josef Riga

    Für was brauchen wir die Bundeswehr?

    Wir sind doch angeblich von Freunden nur so umzingelt!

    Ach so, natürlich, wir müssen ja in der Dritten Welt noch ein paar arme Leute niederknallen, um die Interessen des "Westens" zu schützen.

  • G
    Gerd

    Naja, falls mal irgendweann wieder eine rot-grüne Regierung an die Macht kommt brauchen wir die Bundeswehr, vielleicht müssen wir Deutschland dann in Libyen verteidigen, oder rot-grün würde in nen anderen Krieg ziehen. Das wäre ja nichts neues...