Grünen-Chef Özdemir: „Wir sind im besten Alter“
Auf dem Parteitag der Grünen spricht Cem Özdemir über die herbe Wahlniederlage und seine Mitverantwortung. Alles anders machen, solle man aber nicht.
BERLIN dpa/afp | Cem Özdemir hat die Partei dazu aufgerufen, Lehren aus der Wahlniederlage zu ziehen, aber nicht alles anders zu machen. „Unser Wahlergebnis tut weh“, sagte der Grünen-Chef zum Auftakt eines dreitägigen Parteitags am Freitagabend in Berlin.
Selbsterkenntnis sei der erste Weg zur Besserung. So hätten die Menschen den Grünen zugetraut, den Fleischkonsum verbieten zu wollen. Auch in der Steuerdebatte hätten die Grünen die Wähler überfordert. „Das heißt ganz bestimmt nicht Generalrevision unseres Programms.“
Özdemir sagte: „Natürlich trage auch ich hier Verantwortung.“ Seinen Anteil am Wahlergebnis arbeite er ehrlich auf, sagte er, ohne konkret zu werden. An diesem Samstag will Özdemir im Amt bestätigt werden. Überraschend bekam er mit Thomas Austermann aus Essen einen Gegenkandidaten.
Özdemir schwor die Grünen auf eine Öffnung für Bündnisse jenseits von Rot-Grün und eine eigenständige Position auf Basis von Inhalten ein. „Wir sind 33 Jahre alt, also im allerbesten Alter. Da müssen wir uns klar sein, wo wir stehen und wer wir sind.“ Er betonte aber: „Eigenständigkeit ist keine Chiffre für Schwarz-Grün. Eigenständigkeit kann genauso auch bedeuten Rot-Rot-Grün oder besser Rot-Grün-Rot.“
Die Grünen setzen ihren Parteitag am Samstag fort und wählen eine neue Parteiführung. Rund 800 Delegierte entscheiden in Berlin über den sechsköpfigen Parteivorstand und den Parteirat. Nachdem Umfragen sie noch im Sommer bei 15 Prozent gesehen hatten, erzielten die Grünen bei der Bundestagswahl lediglich 8,4 Prozent.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Proteste in Georgien
Wir brauchen keine Ratschläge aus dem Westen
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Ministerpräsident in Thüringen gewählt
Mario Voigt schafft es im ersten Versuch
Syrien nach Assad
„Feiert mit uns!“