piwik no script img

Grüne besorgt

■ Lauer Wahlkampf auch in Schleswig-Holstein. Nur CDU optimistisch

Auch in Schleswig-Holstein wurde der Europawahlkampf kaum registriert. Einsame Plakatständer waren nahezu alles, was in den vergangenen Wochen daran erinnerte, daß auch die Schleswig-Holsteiner am kommenden Sonntag zur Wahl eines neuen Europaparlaments aufgerufen sind. Die Wahlkampfbilanz der großen Parteien im Norden fiel dennoch sehr unterschiedlich aus. Während SPD und CDU zufrieden mit der Resonanz auf ihre Veranstaltungen waren, reagierten die Liberalen eher verhalten, die Grünen sogar besorgt.

Sichtlich zufrieden war CDU-Generalsekretär Johann Wadephul. Die Partei habe sich mobilisieren lassen, Veranstaltungen mit dem Europa-Spitzenkandidaten Reimer Böge und dem Simonis-Herausforderer Volker Rühe seien gut bis sehr gut besucht gewesen. Bundes- und landespolitische Themen hätten an den Informationsständen im Mittelpunkt gestanden.

Auffällig war, daß sich Ministerpräsidentin Heide Simonis im Wahlkampf für die SPD genauso zurückgehalten habe wie die SPD- Bundesprominenz. Nur Spitzenkandidat Willi Piecyk rackerte sich ab. Landesgeschäftsführer Christian Kröning zeigte sich dennoch zufrieden. Piecyk habe auf seiner Tour viele Menschen erreicht.

Der Krieg gegen Jugoslawien, die 630-Mark-Jobs und die Arbeitslosigkeit seien die beherrschenden Themen im Wahlkampf gewesen. Die auslaufende Duty-Free-Regelung sei in den Küstenregionen vielfach diskutiert worden. „Die SPD war in diesem Europawahlkampf deutlich engagierter als vor fünf Jahren,“ lobte Kröning seine Partei. Dies stimme ihn zuversichtlich für den kommenden Sonntag.

Aus der Sicht von FDP-Landesgeschäftsführer Friedrich Hass überlagerte der Kosovo-Konflikt den gesamten Europawahlkampf. Dies mache eine Einschätzung schwer. „Ich denke, daß wir ein gutes Ergebnis bekommen werden“, äußerte sich der Liberale optimistisch.

Für die Grünen in Schleswig-Holstein gilt dies nicht. Landesvorstandssprecher Peter Swane sprach von spärlich besuchten Veranstaltungen und einem „relativ geringen Interesse“. Das Thema Kosovo habe alles überdeckt, außerdem sei der Europafrust deutlich zu spüren gewesen, befand der Grünenpolitiker. Probleme hatten die Grünen beim Mobilisieren ihrer eigenen Mitglieder. „Wir müssen wohl mit Stimmenverlusten rechnen“, bilanzierte der Landesvorstandssprecher nüchtern. Rüdiger Ewald

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen