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Grüne Basisdemokratie im WahlkampfWahlplakate für dies und das

Die Berliner Grünen sammeln Sprüche für virtuelle Wahlplakate im Internet, die sofort veröffentlicht werden. Die eingereichten Slogans sind keineswegs alle pro Grün.

Eine bunte Reihe virtueller Wahlplakate Bild: screenshot: gruene-berlin.de
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Was wäre ein Wahlkampf ohne Wahlplakate? Und vor allem ohne diese Slogans drauf? Öd? Fad? Inhaltsleer? Genau! Dummerweise wird es mit den Parolen der Parteien nicht unbedingt besser. "Berlin verstehen!", fordert die SPD. "Frank Henkel. Damit sich was ändert!", plakatiert die CDU. "Eine Stadt für alle!", verkünden die Grünen. Nun ja. Letztere wissen, was sich in bürgerbewegten Zeiten gehört: Sie binden die Wähler mit ein. Unter gruene-berlin.de/eine-stadt-fuer darf seit dem Wochenende jeder auf grünen Plakaten seinen Senf dazugeben. "Eine Stadt für … und …" ist dort vorgeben. Die Leerstellen stehen frei zur Verfügung. Ausgefüllte Plakate erscheinen umgehend auf der Homepage und können in der virtuellen Welt verbreitet werden.

Das gefällt dem Wähler. Schon über 700 Vorschläge waren Dienstagnachmittag im Internet zu finden. "Eine Stadt für Fahrräder und keine Autos!" stand ganz oben auf der Liste. Auch die Ergänzungen "für Laptop und Blaumann", "für Grüne und Fröhliche" oder "für Leben und Lebenlassen" dürften im Sinne der Wahlkampfmanager sein.

Doch der beteiligte Bürger denkt weiter. So plädiert er für bisher fehlende Koalitionsaussagen: "Renate und Klaus". Oder: "Grün und Schwarz". Aber auch grüne Plakate, die "Rot und Rot" fordern, "Guttenberg, Angi und Guido", "Sozialabbau und Kapital" oder "eine Stadt für Ökofaschisten und Linksradikale" fordern, geistern jetzt durchs Internet. Spätestens bei "Eine Stadt für alle und ohne Renate" dürfte es schmerzhaft werden. Geht das so weiter, werden sich die Grünen noch überlegen, ob es eine der guten "Ideen und Spaß" war, "Hinz und Kunz" und dem ganzen "Pöbel und Gesocks" zu erlauben, die eigenen Plakate mit "Quatsch und Soße" zu füllen.

Immerhin: Wunderbar dadaistische Slogans wie "Eine Stadt für H und Ekacke" oder "Eine Stadt für Zwei und fünfzig €" dürfte so schnell keine andere Partei bieten. GA

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3 Kommentare

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  • B
    Bauter

    Ich versteh die Kritik nicht so ganz. FÜr mich ist das die bisher beste Aktion der Partein im Wahlkampf.

     

    Spricht doch eigentlich auch eher für die Partei, dass sie auch solche Sprüche zulässt und über sie womöglich sogar lachen kann, als gegen sie!?

    Eine Stadt mit Meinungsvielfalt hat auch Plakate die diese ausdrücken und ganz allgemein sprechen aus diesen Plakaten ja auch nicht nur Wünsche für die Stadt sondern teils auch Beschreibungen und teils Ängste.

  • G
    Grünherz

    Da geben die Grünen soviel Geld für den Wahlkampf aus und jetzt müssen sich die Leute auch noch selbst die Slogans ausdenken.

     

    Was mir aber noch viel mehr bei den Grünen fehlt:

    Ein fundiertes Konzept für eine ökologische und soziale Politik in Berlin. Was wollen die Grünen für die Armen tun??? Berlin ist eine arme Stadt: Offiziell gibt es hier 14 % Arbeitslose und jede Menge arme Kinder.

    Ich habe noch nichts von den Grünen dazu gehört, außer das die Grünen die mickrigen Sozialleistungen sogar noch weiter kürzen wollen und dass sie gegen den wichtigen öffentlichen Beschäftigungssektor (ÖBS)sind.

     

    Die Grünen haben die Armen offenbar leider überhaupt nicht auf dem Schirm. Sie machen letztlich stets eine neoliberale Politik (siehe die Agenda 2010/Hartz IV)

     

    Und: Armut hat heute nichts mehr mit mangelnder Bildung zu tun: Es gibt z.B. viele habilitierte und promovierte Wissenschaftlerinnen, die mangels alternative an den (Berliner) Unis für einen Hungerlohn arbeiten. Auch dazu habe ich noch nichts von den Grünen gehört.

     

    Die Bürgerbeteiligung sieht im Prenzlauer Berg und in Friedrichshain - Kreuzberg real leider auch nicht besser aus, als woanders unter nicht- Grünen Baustadträten bzw. unter einem nicht- Grünen Bezirksbürgermeister.

     

    Seit ihrer Zustimmung zu dem jederzeit rückgängig machbaren schwarz-gelben Atomausstieg auf Bundesebene kann ich Frau Künast sowieso nicht mehr ernst nehmen.

     

    Die Grünen setzen uns alle unnötig einem Atomrisiko bis mindestens 2022 aus. Dabei wäre ein Ausstieg spätestens 2017 möglich. Die Grünen haben noch nicht mal dafür gestimmt, den Atomausstieg im Grundgesetz zu verankern und ihn somit halbwegs rechtssicher zu machen.

     

    Das ist doch nicht ökologisch, uns alle dieser Gefahr auszusetzen und dem ganzen in dieser Zeit weiter wachsenden Atommüll !

  • A
    aurorua

    Was hat man sich Hoffnungen gemacht als "die dicke Birne" endlich weg war und ROT/GRÜN die Wahlen gewann. Endlich Schluss mit Sozialabbau, endlich wieder adäquate Lohnerhöhungen, in der Hoffnung die Gewerkschaften trauen sich wieder was, endlich Mindestlöhne, STOPP mit Armutsrenten auf dem Niveau von Sozialhilfe usw. usf....

    Tatsächlich hat ROT/GRÜN unter der Parteiendiktatur Schröder/Fischer den radikalsten Sozialabbau betrieben den die Republik je erlebt hat. Man denke nur an die AGENDA 2010 in Verbindung mit Hartz IV oder die Rentenreform, die Jahr für Jahr mehr Armutsrentner produziert und obendrein kranke arbeitsunfähige Erwerbsminderungsrenter bis zum Ableben in die Sozialhilfe und somit Armut stürzt, dann wurde die moderne Sklavenhaltung in Form von Zeitarbeit unter Dumpinglöhnen salonfähig gemacht....Aber HALT/STOPP etwas soziales wurde ja dann doch noch von den Grünen unter Tretihn mit Zähnen und klauen verteidigt, jawoll das Flaschenpfand!!! Ein kleines Zubrot für die ärmsten der armen, wenn sie denn noch den Rest ihrer Würde über Bord werfen und von Müllcontainer zu Müllcontainer ziehen und sich nicht erwischen lassen, denn Zusatzeinkommen ist bei ALG II anrechnungsfähig und abziehbar.

    DANKE ihr GRÜNEN, danke ihr ROTEN, so produziert man NICHTWÄHLER!!!