piwik no script img

Großrazzia gegen Rechtsextremisten24 Haftbefehle erlassen

Im Rahmen einer Polizeiaktion gegen die rechtsextreme Szene wurden in drei Bundesländern mehrere Häuser durchsucht. Gegen 33 Personen wird wegen Landfriedensbruch ermittelt.

Die Razzien der Polizei erstreckten sich über Rheinland-Pfalz, NRW und Baden-Württemberg (siehe Textkasten). Bild: dpa

KOBLENZ dapd | Razzia gegen Neonazis aus drei Bundesländern: Polizei und Staatsanwaltschaft sind mit einer groß angelegten Aktion gegen die rechtsextreme Szene in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Thüringen vorgegangen. Schwerpunkt war eine Razzia im sogenannten Braunen Haus in Bad Neuenahr-Ahrweiler am Dienstagmorgen, wie die Staatsanwaltschaft Koblenz mitteilte. Ermittelt wurde den Angaben zufolge gegen 33 Personen zwischen 17 und 54 Jahren.

Einen Zusammenhang mit der Mordserie der rechtsextremen Zwickauer Terrorzelle gibt es nach Informationen der Staatsanwaltschaft nicht. Den Beschuldigten wird unter anderem vorgeworfen, mit dem „Aktionsbüro Mittelrhein“ eine kriminelle Vereinigung gegründet und gefährliche Körperverletzung begangen zu haben. Außerdem werden sie des schweren Landfriedensbruchs und der Verwendung verfassungswidriger Kennzeichen beschuldigt.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hat das Amtsgericht gegen 24 Männer Haftbefehl erlassen. Mitte des Jahres 2010 hätten sich durch die Ermittlungen der Kriminalpolizei Koblenz die ersten Hinweise ergeben, dass es sich bei dem „Aktionsbüro Mittelrhein“ um eine kriminelle Vereinigung handele, teilte Oberstaatsanwalt Hans-Peter Gandner mit. Die polizeiliche Recherche habe sich äußerst schwierig gestaltet, da sich das Aktionsbüro strikt nach außen abgeschottet habe.

„Klima des Hasses“

Die Orte der Razzien

Gegen mehr als 30 mutmaßliche Neonazis aus drei Bundesländer ist die Polizei am Dienstagmorgen ab 6.00 Uhr mit Razzien vorgegangen. Durchsuchungen gab es in folgenden Orten:

Rheinland-Pfalz: Bad Neuenahr-Ahrweiler / Grafschaft / Sinzig / Gönnersdorf / Schalkenbach / Rheinbreitbach / Remagen / Mülheim-Kärlich / Koblenz/ Bendorf

Nordrhein-Westfalen: Düsseldorf / Bonn / Pullheim / Köln / Erfstadt / Schleiden / Freudenberg

Thüringen: Kahla

(dapd)

Schwerpunkt der Tätigkeit sei das teilweise offen gewalttätige Vorgehen gegen Mitglieder der linken Szene an der Ahr und überregional gewesen. Die Mitglieder des Aktionsbüros sollen bei der sogenannten „Anti-Antifa-Arbeit“ Informationen über die Linke Szene gesammelt und veröffentlicht haben. Allen sei bewusst gewesen, „dass ein Klima des Hasses geschaffen und Ängste geschürt werden“, hieß es von der Staatsanwaltschaft.

Das rechte Wohnprojekt „Braunes Haus“ an der Ahr ist laut Polizei Hauptquartier der Vereinigung. Von dort aus sollen unter anderem Demonstrationen und Aktionen geplant worden seien. Außerdem wurden weitere Einrichtungen und Wohnungen in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Thüringen durchsucht.

Damit sollten 24 von der Staatsanwaltschaft Koblenz erlassene Haftbefehle vollstreckt werden. Wie viele Beschuldigte letztlich festgenommen wurden, konnte ein Polizeisprecher am Morgen noch nicht sagen. Den 33 Verdächtigen aus dem Aktionsbüro werde unter anderem Landfriedensbruch und das Verwenden verfassungswidriger Kennzeichen vorgeworfen, hieß es.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

6 Kommentare

 / 
  • A
    aurorua

    24.000 zu wenig, alles nur Schau, Polizei, Verfassungsschutz, Jstiz und Politik sind doch schon immer auf dem rechten Auge blind gewesen!

  • W
    Wolfgang

    Ist schon mal aufgefallen,

     

    wie verbal höflich Nazis

    gegenüber der Hartz Hetze

     

    in Bundestag und Medien verfahren wird ?

  • L
    lol

    sehr witzig leute die für das eigene land sind begehen "landsfriendsbruch"

  • G
    Gabi

    Zitat: "Schwerpunkt der Tätigkeit sei das teilweise offen gewalttätige Vorgehen gegen Mitglieder der linken Szene an der Ahr und überregional gewesen. Die Mitglieder des Aktionsbüros sollen bei der sogenannten „Anti-Antifa-Arbeit“ Informationen über die Linke Szene gesammelt und veröffentlicht haben. Allen sei bewusst gewesen, „dass ein Klima des Hasses geschaffen und Ängste geschürt werden“, hieß es von der Staatsanwaltschaft. "

     

    Komisch bei den Antifa-Büros, die genau das gleiche mit der rechten Szene tun, regt sich die "feine" Staatsanwaltschaft nicht auf. Offenbar hat man nun auf Regierungsanweisung auf dem linken Auge blind zu sein und nur noch gegen rächts zu ermitteln, statt beides zu bekämpfen.

  • HS
    Hans Stoffel

    Landfriedensbruch? Kriminelle Vereinigung? Wenn man sich überlegt, wie schnell bei den Linken der Terrorismus-Vorwurf und der Vorwurf des "Bildens einer terroristischen Vereinigung" kommt, sieht man einmal mehr: wenn gegen rechts ermittelt wird, dann nur mit Samthandschuhen ...

     

    Es grüßt Euch: Stoffel

  • KL
    Klaus Langer

    Es ist ja nicht verwunderlich, dass die Neonazis zulauf haben, wenn TAZ-Reporter in einer Jüdischen Zeitung nachstehende Artikel schreiben, die man richtig als Agitationsmaterial für die Glatzen verwenden kann. Rückfrage beim Chefredakteur der Jüdischen Zeitung, wie er zu solchen Formulierungen steht, wird nicht beantwortet.

    Nunder Artikel im Originalwortlaut:

     

    EINSPRUCH

    Berliner Reden

    Philipp Gessler meint, ein deutscher Verteidigungsminister sollte

    lieber schweigen, als Israel Rat zu erteilen

    16.02.2012 - von Philipp Gessler

    Es ist schon etwas seltsam, dass sich ein deutscher Verteidigungsminister hinstellt und glaubt, der

    israelischen Regierung ungefragt militärisch-politische Tipps geben zu können. So geschehen, als

    Thomas de Maizière in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung über

    einen möglichen israelischen Luftschlag gegen Irans Atomprogramm sagte, er halte nichts davon,

    denn »ein Erfolg wäre höchst unwahrscheinlich und der politische Schaden unübersehbar«.

    Nun haben die Deutschen, etwas zynisch formuliert, zuletzt 1871 siegreich gekämpft – und

    seitdem mit ihren Armeen nur millionenfachen Tod und Elend in alle Welt gebracht. Vorsicht

    also vor militärischen Ratschlägen von dieser Seite!

    Thomas de Maizières Rat geht aber schon deshalb fehl, da er mal wieder zeigt, dass

    manche Ratschläge nicht mehr sind als Schläge. Der Minister dürfte kaum gut genug in mögliche

    Pläne Israels eingeweiht sein, um beurteilen zu können, ob ihr Erfolg »höchst unwahrscheinlich«

    ist. Auch ein »unübersehbarer« politischer Schaden ist nur eine Vermutung. Bei der Zerstörung

    des syrischen Atomprogramms trat er jedenfalls nicht ein.

    Und welcher Schaden wäre größer: eine Atomwaffe in der Hand eines offensichtlich

    geistesgestörten iranischen Präsidenten, der Israel alle zwei Wochen mit Auslöschung droht?

    Oder der nach einem möglichen israelischen Angriff, der das Atomwaffenprogramm Teherans

    zumindest so lange verzögert, bis Ahmadinedschad hoffentlich vom eigenen Volk aus dem Amt

    gejagt wurde?

    Wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel vor der Knesset betont, dass die Sicherheit Israels ein Teil

    der deutschen Staatsräson sei und dies auch in der Stunde der Bewährung gelte, dann ist diese

    Stunde jetzt gekommen. Solidarität mit Israel ist nicht zum Nulltarif zu haben. Möglich, dass

    Deutschland sie bald leisten muss. Bis dahin wäre es schon klug, gelegentlich zu schweigen. Auch als deutscher Verteidigungsminister.

     

    POLITIK

    © Jüdische Allgemeine - Wochenzeitung für Politik, Kultur und Jüdisches Leben

    http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/12334