Großeinsatz in Sachsen-Anhalt: Polizei sprengt Pädophilen-Ring
Die Polizei hat den Führungskreis eines bundesweit operierenden Pädophilen-Netzwerks festgenommen. Nun sind die Verdächtigen wieder frei.
ASCHERSLEBEN/MAGDEBURG dpa | Die Polizei hat den Führungskreis eines bundesweit operierenden Pädophilen-Netzes bei dessen geheimen Treffen festgenommen. Bei der Großrazzia in Aschersleben in Sachsen-Anhalt wurden zehn Männer im Alter zwischen 22 und 60 Jahren und eine 57 Jahre alte Frau festgenommen, wie die Polizei am Sonntag in Magdeburg mitteilte. Die Verdächtigen seien erkennungsdienstlich behandelt und verhört worden, dann aber auf freien Fuß gesetzt worden.
Sie sollen zum engsten Kreis des Netzwerkes gehören. Den Angaben zufolge sollen die Mitglieder der Organisation sogar eigene Kinder eingesetzt haben, um Kontakte zu späteren Opfern herzustellen. Unklar ist noch, ob es bei den Taten der Gruppe um Kinderpornografie oder Kindesmisshandlung geht.
Nach Informationen des Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) soll bei der Razzia am Samstag auch ein Kind aufgegriffen worden sein, das zu den Tatverdächtigen gehört. Es soll als Lockvogel eingesetzt, aber wohl nicht sexuell missbraucht worden sein. Es wurde laut MDR dem Jugendamt übergeben. Die Polizei bestätigte diese Angaben nicht.
Nach Polizeiangaben trifft sich die sonst vorrangig im Internet tätige Führungsgruppe des Netzwerkes einmal im Jahr persönlich, um neue Kontakte zu knüpfen und vermutlich strafbare Handlungen vorzubereiten. In diesem Jahr war das Treffen am ersten Maiwochenende im Raum Aschersleben anberaumt, was die Polizei zuvor ermittelt hatte. Mit einem Großeinsatz gelang die Festnahme.
Festnahmen ohne Widerstand
In Sachsen-Anhalt hatte der Führungskreis danach während des Treffens unter anderem einen Kinder-Flohmarkt und den Zoo in Aschersleben besucht – beides Tummelplätze für Kinder. Am frühen Samstagabend wurden die elf Verdächtigen dann in der Innenstadt festgenommen, wie die Polizei weiter mitteilte. Sie hätten keinen Widerstand geleistet, Unbeteiligte waren nicht gefährdet.
Nach Informationen des MDR sollen die Tatverdächtigen aus Aschersleben, Berlin, Dresden, Leipzig und Dortmund stammen. Es sollen aber bislang noch keine Haftbefehle gegen sie erlassen worden sein, hieß es am Sonntagabend. Etwa 140 Beamte waren laut MDR im Einsatz. Im gesamten Bundesgebiet soll es Wohnungsdurchsuchungen gegeben haben. Die Polizei bestätigte auch das bislang nicht.
Zu weiteren Details wollte sie am Sonntag ebenfalls keine Angaben machen und verwies auf die kommende Woche. So wurde bislang auch nicht bekannt, wie die Ermittler auf die Spur der Organisation kamen, ob Beweismaterial beschlagnahmt wurden oder wie genau die Gruppe operierte. Auch über das weitere Vorgehen der Ermittler wollte sich die Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Nord am Sonntag nicht äußern. Sie machte auch keine Angaben dazu, wo die in der Gesamtermittlung federführende Staatsanwaltschaft sitzt.
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