Großbritannien: Postboten kämpfen um ihre Jobs

In Großbritannien bleiben die Briefkästen leer. Die Royal Post wird wieder bestreikt. Es geht um 40.000 Jobs.

"Lohnsklaverei wie bei Dickens": Post-Schild in London Bild: dpa

Seit Montag ist Großbritannien mal wieder ohne Post. Die 130.000 Mitglieder der Gewerkschaft CWU streiken für 48 Stunden - zum fünften Mal seit Mai.

Den Streikenden geht es dabei nicht nur um Lohnerhöhungen und Pensionsansprüche, sondern vor allem um Jobsicherheit. Den geplanten Modernisierungen, so befürchtet die CWU, werden 40.000 Arbeitsplätze zum Opfer fallen. Als ersten Schritt wird es ab Ende des Monats keine Sonntagsleerungen mehr geben, die Frühschichten werden eine Stunde später beginnen.

Das Unternehmen mache vier Millionen Pfund Verlust - in der Woche, sagte Adam Crozier, der Geschäftsführer der Royal Mail. Das sind umgerechnet rund 5,8 Millionen Euro. Darüber hinaus habe die Royal Mail im Januar vorigen Jahres das Postmonopol verloren. "Die Konkurrenz ist um 40 Prozent effizienter und zahlt ihren Angestellten 25 Prozent weniger."

Der Poststreik ist dabei möglicherweise nur der Auftakt für eine Reihe von Arbeitskämpfen in diesem Winter. Auf dem Gewerkschaftskongress Mitte September beschlossen die Delegierten einstimmig, mit koordinierten Streikaktionen gegen die von der Regierung verhängte Lohnerhöhungsgrenze von zwei Prozent vorzugehen. Die Stimmung erinnert an den "Winter der Unzufriedenheit" 1978, als das Land monatelang lahmgelegt war. Demnächst könnten auch Kommunalangestellte, Lehrer, Gefängnisaufseher und Transportarbeiter die Arbeit niederlegen.

Am Samstag hatte sich die Geschäftsführung der Post allerdings zumindest mit den Managern geeinigt. Deren Gewerkschaft Unite akzeptierte das Angebot einer Gehaltserhöhung von 2,5 Prozent, rückdatiert auf April, sowie Verbesserungen der Pensionskasse. Die Gewerkschaft CWU, die die Angestellten vertritt, lehnt die 2,5 Prozent nach wie vor ab. Falls bis Ende der Woche keine Einigung erzielt wird, soll am kommenden Montag eine Streikserie beginnen, bei der die verschiedenen Bereiche vom Briefkastenleerer bis zum Zusteller abwechselnd landesweit die Arbeit niederlegen.

Gewerkschaftssekretär Roger Charles sagte, die Royal Mail, die 1516 von Heinrich VIII. gegründet wurde, wolle zu "Lohnsklaverei wie bei Dickens" zurückkehren. Die Entscheidungen würden willkürlich und einseitig getroffen. "Wir sollen arbeiten, ohne zu wissen, wann, wo und wie." Alle Verhandlungsangebote habe die Post abgeblockt.

Die Royal Mail gehört zu den wenigen Staatsunternehmen, die bisher noch nicht privatisiert worden sind. Im Jahr 2000 wurde das Unternehmen in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung umgewandelt, es blieb aber vollständig in Staatsbesitz. Gleichzeitig änderte man den Namen zunächst in "Consignia". Diese Bezeichnung war jedoch sowohl bei den Angestellten als auch bei der Kundschaft so unbeliebt, dass man das Unternehmen 2002 wieder in Royal Mail Group umbenannte.

Ein Tochterunternehmen ist die Post Office Limited, die das landesweite Netz der gut 14.000 Postfilialen betreibt. Täglich befördert die Royal Mail 84 Millionen Postsendungen.

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