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Grosny will Attentäter vorführen

Russische Truppen verstärken Angriffe auf Südtschetschenien. Bataillone vor Grosny bauen Verteidigungsring auf. Erste Flüchtlinge kehren wieder zurück  ■   Von Barbara Kerneck

Moskau (taz) – Ein Sprecher des offiziellen Grosny, Wahha Ibragimow, wirbelte gestern viel Staub mit der Erklärung auf, die tschetschenische Regierung von Präsident Aslan Maskhadow habe die Organisatoren der Bombenanschläge auf Wohnhäuser in Moskau, Wolgodonsk und Buinaksk gefunden. In zwei oder drei Tagen könne man der russischen Öffentlichkeit Dokumente, Beweisstücke und Zeugen vorstellen, die die Schuldigen entlarvten.

Die Sicherheitsdienste der Russischen Föderation hatten bisher vergeblich nach den Tätern gesucht. In der russischen Öffentlichkeit war man aber davon ausgegangen, dass es sich um Tschetschenen handeln müsse. Gemeinsam mit dem Vordringen tschetschenischer Rebellen auf das Territorium Dagestans im August dienen diese Anschläge im Bewusstsein der meisten Russen als Rechtfertigung für die erneuten Kriegshandlungen in Tschetschenien.

Die Beamten des Föderalen Sicherheitsdienstes FSB (ehemals KGB) im Moskau zeigten sich unterdessen auch nicht faul und präsentierten einen Mann, von dem sie behaupten, er sei an einem Sprengstoffattentat auf den Wagen des georgischen Präsidenten Eduard Schewardnadse im Februar 1998 beteiligt gewesen. Der 44-jährige Georgier Nuksar Tschuchua, Anhänger des verstorbenen georgischen Diktators Swiad Gamsachurdija, gab an, man habe ihn für den Auftrag in einem Trainingslager des Jordaniers Hattab in Tschetschenien ausgebildet.

Gestern bombardierten die föderalen Truppen verstärkt Südtschetschenien. Jene Einheiten, die unmittelbar vor Grosny lagen, beschäftigten sich mit Schanzarbeiten. Dabei war für Beobachter ersichtlich, dass sie sich auf eine Rundumverteidigung einstellten. Dies spricht für Berichte, wonach in der so genannten Sicherheitszone immer noch tschetschenische Partisaneneinheiten operieren.

Gestern war der erste Tag, an dem Flüchtlinge aus dieser Zone dorthin zurückkehrten. Etwa 500 Personen setzten sich in Bussen aus der inguschetischen Stadt Mosdok in Richtung auf die tschetschenischen Bezirke Schtscholkowsk und Naursk in Bewegung – und in Richtung auf eine ungewisse Zukunft.

Der Korrespondent des Fernsehsenders NTV bezeichnete den Zug als „dramatisch“. Die Menschen, denen nicht bekannt war, ob ihre Häuser geplündert wurden und überhaupt noch stehen, waren weder mit Lebensmitteln noch elementaren Gebrauchsgegenständen versehen. Sie kamen langsam voran, da sie an jedem militärischen Kontrollpunkt der russischen Armee umständlich gefilzt wurden.

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