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Griechenland gegen SchwedenDas Antiquariat des Fußballs

Nach dem 0:2 gegen Schweden bleibt Otto Rehhagel, dem Trainer der griechischen Mannschaft, nur die Erkenntnis: "So werden wir kein Spiel mehr gewinnen."

Erlöste die Zuschauer: Ibrahimovic entscheidet mit seiner Klasse. Bild: dpa

SALZBURG taz Man hat es lange nicht mehr gesehen, das großartige griechische Abwehrsystem mit Libero. Zuletzt ließ Otto Rehhagel es vor gut 14 Monaten gegen Malta spielen (1:0). Jetzt hatte er die Systemfrage erneut gestellt und beschlossen, mit dem Libero Traianos Dellas gegen die Schweden ins Feld zu ziehen, nebst zwei Manndeckern und zwei weiteren Defensivstrategen. Es war eine Maßnahme, um Schlimmeres zu verhindern, denn wie sagte Rehhagel doch, Cheftrainer des - man glaubt es kaum - amtierenden Europameisters, nach dem Match: "Wenn wir in der ersten Halbzeit nicht so gespielt hätten, dann hätte es sicher 5:0 gestanden." Gegen die Griechen. So stand es nach 90 Minuten nur nullzwo nach einem Spannstoß von Zlatan Ibrahimovic (67. Minute) und Petter Hanssons (72.) Abstauber. Sie waren also gut bedient, die Hellenen unter dem nach eigener Darstellung "demokratischen Diktator" aus Deutschland.

Ja, das Antiquariat des Fußballs hatte wieder geöffnet, und die Zuschauer im Stadion eines Brauseproduzenten staunten doch, dass der Titelverteidiger nicht mit einer Viererkette auflief, jener taktischen Defensivvariante, die den Griechen 31 Punkte in der EM-Qualifikation beschert hatte - mehr als jedem anderen Team. Aber besondere Gegner verlangen besondere Maßnahmen, hatte Rehhagel sich wohl gedacht, gleich acht Spieler aus dem alten EM-Kader von Portugal 2004 auf den Platz geschickt und gehofft, dass irgendetwas geht. Es ging nichts.

Griechenland erstarrte in Furcht, und so sah das System der Angst aus: Dellas stand zentral, neben ihm der Abwehrschrat Sotiris Kyrgiakos, der sich vornehmlich um Ibrahimovic kümmerte. Paraskevas Antzas, noch einer mit Preisringer-Statur, stand Henrik Larsson auf den Füßen. Giourkas Seitaridis sicherte rechts ab, Vassilis Torosidis links. Fertig ist das Rehhagel- sche Bollwerk. Der Meister über sein Werk: "Wir spielen immer so, wie wir es für richtig halten."

Rehhagels System mag alt sein, einfach zu spielen ist es nicht. Im Regelfall ergibt sich eine Dreierkette, nämlich dann, wenn die beiden schwedischen Stürmer auf einer gedachten Linie postiert sind. Steht denen aber der Sinn nach einem Ausflug ins Mittelfeld, dann fehlen plötzlich Manndecker hinten, die ersetzt werden müssen. Es ergeben sich in der Dreierkette ständige Positionswechsel, Rochaden und Wechselspiele. So kann es zu Vierer- und Fünferketten kommen, auch eine Zweierkette, sogar die Dellassche Einerkette hat man am Dienstag gesehen. Der Variantenreichtum ist groß - und die Freude beim Zusehen auch.

Der Zuseher ist ja gewöhnt an das ewige Einerlei der Viererkette: Alle sind schematisch postiert, achten auf exakte geometrische Ausrichtung und beackern einen kleinen Raum. Anders Rehhagels Libero-System. Es handelt sich, was gern verkannt wird, um ein hochkomplexes Gefüge, das nicht leicht einzustudieren, geschweige denn zu spielen ist. Kein Wunder, dass Rehhagel immer wieder seinen alten Kombattanten vertraut.

Griechenland - Schweden

Ergebnis: 0:2 (0:0)

Griechenland: Nikopolidis - Seitaridis, Kyrgiakos, Dellas (70. Amanatidis), Torosidis - Antzas - Charisteas, Basinas, Katsouranis, Karagounis - Gekas (46. Samaras)

Schweden: Isaksson - Alexandersson (74. Stoor), Mellberg, Hansson, Nilsson - Wilhelmsson (78. Rosenberg), Svensson, Andersson, Ljungberg - Ibrahimovic (71. Elmander), Henrik Larsson

Schiedsrichter: Busacca (Schweiz)

Zuschauer: 31.063 (ausverkauft)

Tore: 0:1 Ibrahimovic (67.), 0:2 Hansson (72.)

Gelbe Karten: Torosidis, Seitaridis, Charisteas / -

Das Problem am griechischen Spiel war und ist nicht die Abwehr, sondern das, was sich vor der Abwehr abspielt. Gegen Schweden war es ein großes Nichts. "Wir möchten immer Tore schießen", sagte Rehhagel kurz vor Mitternacht, "aber wir sind eine Mannschaft, die wenig Tore schießt." Meist klappts eh nur nach einer Standardsituation. Zeitweise sabotierten die Griechen das Spiel nach vorne gar. Sie schoben sich den Ball zu, als gelte es, eine Führung über die Zeit zu bringen. Das war offenbar so nicht geplant und muss als kreative Ergänzung zum starren System gesehen werden. "Das hat mir nicht gepasst, wie die sich die Bälle zugespielt haben", sagte Rehhagel, "das kannste ein-, zweimal machen, dann musst du das Spiel eröffnen - ist aber nicht passiert." Kurz: "Wir waren nicht in der Lage, ein Tor zu erzielen." Wenn es so weitergeht, sieht er schwarz fürs Turnier. "So werden wir kein Spiel mehr gewinnen", sagte er. Die Titelverteidigung scheint er schon abgeschrieben zu haben.

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