Grenzen im Kaschmir geöffnet: Handelsroute soll Frieden bringen

Erstmals seit 1947 ist die Grenze zwischen den beiden Teilen Kaschmirs wieder für den Warenaustausch offen.

Der indische Premierminister bejubelt zusammen mit Sonia Gandhi die neue Bahnstrecke zwischen Kaschmir und Indien. Bild: dpa

DELHI taz Selten hatte die Wiedereröffnung einer Handelsroute solch einen Symbolcharakter: Hunderte Menschen nahmen am Dienstagmorgen an der Einweihung eines Handelsweges zwischen dem pakistanischen und dem indischen Teil Kaschmirs teil. Nach einer Feier überquerten 13 mit Blumen geschmückte Transportjeeps die Demarkationslinie, die Kaschmir teilt. Zum ersten Mal seit 1947 rollten wieder Güter über die De-facto-Grenze, die sich durch Kaschmir zieht.

Die Stimmung in Salamabad, von wo die Jeeps aufbrachen, war gelöst. N.N. Vohra, der Gouverneur des Bundesstaates Jammu & Kaschmir, sagte: "Das ist ein historischer Tag, der der Wirtschaft in beiden Teilen Kaschmirs helfen wird." Sein pakistanischer Kollege Atiqur Rehman fügte hinzu, er hoffe, der Warenaustausch werde dazu beitragen, den Kaschmir-Konflikt zu lösen.

Über die Öffnung der Grenze für den Warenaustausch hatten sich Indien und Pakistan in einem Friedensabkommen 2004 verständigt. Bereits vor knapp drei Jahren eröffneten beide Länder eine Busroute zwischen Srinagar im indischen Teil nach Muzaffarabad, der Hauptstadt des pakistanischen Teils von Kaschmir. Doch seitdem hatte vor allem die pakistanische Seite die Eröffnung der Handelsroute mehrfach verzögert. Erst bei einem Treffen der Außenminister beider Länder im Juli einigte man sich auf die baldige Aufnahme des Handels.

Die Handelsroute könnte die Beziehungen zwischen Indien und Pakistan verbessern. Diese hatten in den vergangenen Monaten deutlich gelitten. Delhi wirft dem pakistanischen Geheimdienst ISI vor, an dem Anschlag auf die indische Botschaft in Kabul im Juli beteiligt gewesen zu sein, bei dem 41 Menschen starben. Der Handel könnte auch Druck im indischen Teil Kaschmirs mindern, der einen Sommer voller Proteste gesehen hat.

An einer geplanten Landvergabe der Landesregierung an eine Hindu-Stiftung entlud sich im Juni der Frust, der sich vor allem bei jungen Kaschmiris angestaut hatte. Es kam zu Demonstrationen, gegen die indische Sicherheitskräfte zunehmend gewaltsam vorgingen. Paramilitärs erschossen mindestens 30 unbewaffnete Demonstranten, wofür Indien unter anderem von den Vereinten Nationen heftig kritisiert wurde. Die Lage drohte zu eskalieren, als Hindu-Gegendemonstranten im südlich gelegenen Jammu über Wochen die einzige Handelsroute von Kaschmir nach Indien blockierten. Es war gerade Haupterntezeit, und die Ware etlicher Bauern verdarb auf den Lkws. Die Blockade brachte etliche Kaschmiris an den Rand des Ruins, die Proteste wurde immer heftiger. Rufe nach einer direkten Handelsroute nach Pakistan wurden lauter. Dass Delhi dieser Forderung so schnell nachgekommen ist, könnte die Lage mittelfristig entspannen.

Dennoch kündigt sich weitere Unruhe an. Vor wenigen Tagen gab die Wahlkommission in Delhi bekannt, dass in Jammu & Kaschmir ab Mitte November Wahlen abgehalten werden sollen. Sofort reagierten Vertreter separatistischer Parteien und riefen zum Boykott der Abstimmung auf. SASCHA ZASTIRAL

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.