: Grenzen des Wachstums
■ Worldwatch-Institut: Nahrungsproduktion nicht ausreichend
Washington (epd/AP) – Vor weltweiten Hungersnöten hat das US-amerikanische Worldwatch- Institut gewarnt. Die Getreideproduktion halte bereits seit zehn Jahren nicht mehr mit dem Bevölkerungswachstum Schritt, stellt das Forschungsinstitut in seinem Jahresbericht fest. Hungersnöte könnten in den nächsten Jahren noch abgewendet werden, wenn die reichen Nationen mehr Nahrungsmittelhilfe leisteten und weniger Getreide an Vieh verfütterten. Langfristig sei die künftige Sicherung der weltweiten Nahrungsmittelversorgung eher von der Familienplanung als von der Landwirtschaft abhängig.
Von 1950 bis 1984 sei die Weltgetreideproduktion pro Jahr noch um drei Prozent gestiegen, jetzt nur noch um ein Prozent.
Das Ackerland werde vielerorts überbeansprucht, so daß auch ein verstärkter Einsatz von Kunstdünger die Erträge kaum steigern könnte. Pro zusätzlicher Tonne Kunstdünger würden zur Zeit nur zwei Tonnen Getreide mehr produziert. Bis 1984 habe jede Tonne Kunstdünger noch neun Tonnen mehr Getreide eingebracht. Der Fischfang gehe seit 1989 pro Kopf der Bevölkerung wegen der rücksichtslosen Überfischung der Meere zurück, und bei der Fleischproduktion sei ebenfalls keine Steigerung mehr zu erwarten.
Zur Zeit leben laut der Studie etwa 5,5 Milliarden Menschen auf der Erde, 2,8 Milliarden mehr als vor 40 Jahren. Hochrechnungen ergeben, daß in den kommenden 40 Jahren noch einmal 3,6 Milliarden Menschen hinzukommen werden. Zu 96 Prozent entfalle der Zuwachs auf die sogenannte Dritte Welt.
Doch sei dies kein Persilschein für die Industrieländer. Hier müsse sich das Ernährungsverhalten drastisch ändern: Weg vom Fleisch, damit Getreide verstärkt für die Ernährung von Menschen statt von Vieh genutzt werden kann. In den USA würden jährlich pro Kopf 800 Kilogramm Getreide direkt oder indirekt verbraucht, in Indien 200 Kilo.
Worldwatch begrüßte die jüngsten Initiativen der US-Regierung zur Stärkung internationaler Familienplanungsprogramme. Doch um die Bevölkerungswachstumsrate tatsächlich unter Kontrolle zu bringen, reichten solche Programme keinesfalls aus. Die Lebensbedingungen der Menschen in den Entwicklungsländern müßten sich dazu verbessern. Ausreichende Schulbildung, Alters- und Krankenversorgung seien Grundvoraussetzungen für eine erfolgreiche Familienplanung.
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