Greenpeace vs. Live Earth: "Das ist Irreführung"
Mit Daimler für den Klimaschutz? Das geht nicht, meint Wolfgang Lobeck. Deshalb ist Greenpeace aus der Vorbereitung ausgestiegen.
taz: Was hat Greenpeace gegen das Engagement von DaimlerChrysler bei den Live-Earth-Konzerten?
Wolfgang Lohbeck ist Verkehrsexperte von Greenpeace Deutschland.
Wolfgang Lohbeck: Das ist gar nicht so ehrenwert, wie es vielleicht klingt. Dabei haben wir Live Earth zunächst begrüßt in der Hoffnung, dass man damit einem großen Publikum das Klimaproblem nahebringen kann. Aber dann ist uns aufgefallen, wer der weltweite Sponsor ist. DaimlerChrysler drängt sich auf der Website von Live Earth stark in den Vordergrund mit der Behauptung, sie seien der "CO2-Champion".
Auf der Website steht die Marke Smart.
Die tun so, als ob Mercedes und Smart gleichbedeutend seien und die Smart-Produktion repräsentativ für die Palette von Mercedes sei. Davon kann keine Rede sein, und darum sind wir aus der Vorbereitung des Hamburger Konzerts ausgestiegen. Denn Mercedes ist an vorderster Linie für die Klimazerstörung mitverantwortlich mit einer Flotte, die mehr als 180 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer ausstößt, ganz zu schweigen von der Palette an Geländewagen.
Der Smart gilt als "gutes" Auto.
Zum einen ist der Smart insgesamt eine marginale Erscheinung in der Produktpalette, zum Zweiten ist dieser "CO2-Champion", dieser Smart mit einem Ausstoß von 88 Gramm, selbst innerhalb der Smart-Palette vollkommen bedeutungslos.
Ist es nicht begrüßenswert, wenn Mercedes überhaupt etwas tut?
Nein, im Gegenteil, es ist ein bekannte und abstoßende Praktik der Autohersteller, dass sie ihre Autos schwerer machen und eine unheimliche Motorisierung in die Autos stecken - seit 1990 hat sich die Motorisierungsstärke fast verdoppelt - und dann ein Produkt nach vorn stellen. Das ist glatte Irreführung.
INTERVIEW: DANIEL WIESE
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