Grausames Video aus dem Syrien-Krieg: Leichenschänder ließ sich filmen
Die Freie Syrische Armee will in Gräueltaten verwickelte Rebellen bestrafen. Anlass ihrer Erklärung: ein Clip, der einen Kämpfer beim Aufschlitzen eines toten Soldaten ziegt.
ISTANBUL/BEIRUT afp/dpa | Die Freie Syrische Armee (FSA) hat die Bestrafung von Rebellen versprochen, die in Gräueltaten verwickelt sind. Die Oppositionellen erklärten am Mittwoch, dass Verbrechen, die gegen die Würde der Menschen in Syrien verstießen, nicht toleriert würden. Hintergrund ist ein am Wochenende bekanntgewordenes Video, das zeigt, wie ein Rebell die Leiche eines syrischen Soldaten aufschlitzt und dem Toten das Herz aus dem Leib reißt.
Schon am Dienstag hatte sich die Nationale Syrische Koalition entsetzt über den Clip gezeigt und erklärt: „Sollte sich herausstellen, dass die Aufnahme und die Identität des Täters echt sind, so ist dieses Verhalten abzulehnen.“
Der mutmaßliche Protagonist des Videos hat sich allerdings schon für die darin zu sehende Totenschändung gerechtfertigt. In einem am Dienstag veröffentlichten Telefoninterview mit dem US-Magazin Time behauptet der unter dem Namen Chalid al-Hamad auftretende Rebell, er habe dem getöteten Soldaten wegen Filmaufnahmen auf dessen Handy das Herz herausgeschnitten. Die Aufnahmen hätten gezeigt, wie der Soldat eine nackte Frau und ihre beiden Töchter „erniedrigte“.
US-Regierung ist erschüttert
Der grausame Clip war am Sonntag von einem Nutzer namens „SyrianGirl War“ auf Youtube gestellt worden. Allem Anschein nach schneidet darin ein Rebellenkämpfer das Herz eines getöteten Kämpfers der Streitkräfte von Präsident Baschar al-Assad heraus und beißt in das Organ hinein. Die Echtheit des Clips hatte sich bis zum Telefonat mit Chalid al-Hamad nicht zweifelsfrei bestätigen lassen.
„Wir schwören bei Gott, dass wir Eure Herzen und Lebern essen werden, Ihr Soldaten von Baschar dem Hund“, ruft der Mann, der als Kommandeur der Freien Syrischen Armee namens Abu Sakkar vorgestellt wird. Laut Time ist dies der Kampfname al-Hamads.
Dann trennt er einem am Boden liegenden Mann in Armeeuniform mit einem Dolch das Herz heraus und reckt das Organ in die Höhe. „Oh Helden von Baba Amr, massakriert die Alawiten und schneidet ihre Herzen heraus, um sie zu essen“, ruft der Leichenschänder. Als er das Herz zum Mund führt, endet das Video abrupt.
In dem Telefonat mit Time brüstet sich al-Hamad mit weiteren Gräueltaten: So habe er den Kopf eines Milizionärs des Alawiten Assad mit einer Säge abgetrennt und die Leiche danach „in kleine und große Stücke zerteilt“. Zur Begründung verwies er auf von den Streitkräften „getötete Kinder in Baba Amr und unsere vergewaltigten Frauen“. Baba Amr ist ein Viertel der Stadt Homs, das nach monatelangen blutigen Kämpfen mit den Rebellen von der Armee wieder eingenommen wurde.
Auch die US-Regierung zeigte sich erschüttert über das veröffentlichte Video, sprach aber von der Tat eines Einzelnen, der zuvor schon „wegen brutaler Handlungen aus seiner Einheit ausgeschlossen wurde“. „Wir sind abgestoßen von diesem Video und haben sehr klar gemacht, dass sich alle Seiten in diesem Konflikt an das humanitäre Völkerrecht halten“, sagte ein Sprecher des Außenministeriums.
Syrien erneut offline
Inzwischen sind die Internet-Verbindungen nach Syrien erneut unterbrochen. Seit Mittwochmorgen sei das syrische Internet von der Außenwelt abgeschnitten, teilte das US-Netzwerkunternehmen //twitter.com/renesys/status/334577020170280960:Renesys mit. Auch die Auslands-Telefonverbindungen von und nach Damaskus funktionierten nicht.
Es ist die sechste Unterbrechung der Kommunikationsverbindungen seit Beginn des Aufstands gegen Präsident Baschar al-Assad vor über zwei Jahren. Netz-Beaobachtungsunternehmen vermuten die Regierung hinter den Unterbrechungen. Erst vergangene Woche war Syrien zeitweise vom Internet abgeschnitten. Die Behörden gaben später ein defektes Glasfaserkabel als Ursache an.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Landesparteitag
Grünen-Spitze will „Vermieterführerschein“
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Die Wahrheit
Herbst des Gerichtsvollziehers