piwik no script img

Graue Panther unter dem Hammer

■ Bundesweiter Seniorenschutzbund unter Trude Unruh trudelt offenbar in die Pleite / Bremer Geschäftsräume gestern zwangsversteigert

In der Eduard-Grunow-Straße 23 erinnert nichts mehr daran, daß dort einmal die Deutschlands mächtigste Altenbewegung mit einer Bremer Dependance vertreten war.

In den einstigen Geschäftsräumen der „Grauen Panther“ residierte schon lange ein ausländischer Feinkostladen, dann standen die Räume leer – bis gestern der Rechtspfleger Helmut Arens vom Amtsgericht anrückte und die auf 140.000 Mark geschätzte Immobilie zwangsversteigerte – weil die „Panther“ laut Arens ihre Kredittilgungen bei einer Düsseldorfer Bank nicht mehr beglichen haben.

Die Seniorenschützer stehen offenbar kurz vor der Pleite. Der Weser Kurier berichtete im August, die Seniorenorganisation habe sich mit einem alternativen Wohnprojekt in Wupertal übernommen. Eine Düsseldorfer Bank habe den Grauen Panthern Kredite in Höhe von zwölf Millionen Mark gewährt.

Doch der Verein sei mit Zinszahlungen in Verzug geraten. Die Kreditgeber pochten seitdem auf pünktlich zu überweisende Hypothekenzinsen, die für weitere acht Objekte anfallen – darunter offenbar auch die Bremer Immobilie.

„Die haben die Zwangsversteigerung ohne Widerstand über sich ergehen lassen“, berichtet der Bremer Rechtspfleger Arens. In den Bremer Politseniorenkreisen hingegen ist man davon aber gar nicht begeistert: Der Bremer Direktkandidat der Seniorenpartei „Die Grauen“, Ewald Gumz, sagte zur taz : „Das war alles nur ungeschicktes und verschuldetes Bankgebahren.“ Aber eigentlich will er damit gar nichts zu tun haben: Der Seniorenschutzbund und die Seniorenpartei „Die Grauen“ existierten nämlich völlig unabhängig voneinander. In Bremen seien außerdem im Seniorenverein nur noch ganz wenige „aktiv dabei“.

Tatsächlich ist das Bremer Geschäftsbüro der Panther schon vor Jahren aufgelöst worden. Nach Berichten des Magazins Spiegel sollen sich wegen des finanziellen Debakels bundesweit bereits fast alle 300 Außenstellen des Vereins aufgelöst haben. Die meisten der einst rund 25.000 Mitglieder der Grauen Panther sollen in Scharen ausgetreten sein. kat

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen