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berliner szenen Graue Haare

Junge Kunst aus der neuen Mitte heißt das erfolgreichste Label der Stadt, und mit grauen Haaren dürfen sich da höchstens Sammler zeigen: Die größte Kunst wird bald darin bestehen, nicht zu altern. Doch der Wunsch nach ewiger Jugend hat schon manche um den Verstand gebracht.

Noch strahlen sie allerdings gesund und glücklich in Berlin Mitte. Dem „freundschaftlichen Gespräch“ über „Kunst in Berlin-Mitte 2000“, zu dem sich im Neuen Berliner Kunstverein Galeristen, Sammler und Künstler versammelten, fehlte es an Zündstoff. In zwanzig Minuten Fußweg seien vierzig Galerien zu erreichen, schwärmte der Sammler Rolf Hoffmann. Professioneller sei die Szene geworden, fand Gerd Harry Lybke, und habe mit den steigenden Mieten gelernt, Galerien als Geschäft zu betreiben. Dass die wachsende Attraktivität des Bezirks bald einige verdrängen wird, fanden alle „normal“. Für noch mehr Kunst sah keiner Bedarf, eher für „Obst und Gemüse“.

Also alles paletti? In Mitte erst mal schon. Wer allerdings das Pech hat, Zeichnungen in Pankow, Skulpturen in Hellersdorf oder Installationen in Spandau zu zeigen, für den bleibt nichts übrig von der öffentlichen Aufmerksamkeit. Kunst, die nicht als Spiegel der Imageerwartungen der Stadt taugt, hat jenseits des Zentrums keine Chance.

Zudem zeichnet sich auch dort eine Verlangsamung ab: Stillstand bei den Kunst-Werken, weniger Ausstellungswechsel in den Museen. Noch profitiert die Galerienszene von der Krise der öffentlichen Institutionen.

kbm

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