: Gratwanderungen
■ Joseph Olshan „Nachtschwimmer“
Vor zehn Jahren verschwand Will Kaplans Geliebter in den Fluten des Pazifiks – und doch ist er als Traum vom ewigen Glück in Wills Leben gegenwärtig. Will lernt den aufregenden Sean Paris kennen und glaubt, daß es diesmal wieder so eine Geschichte wie mit Chad, dem Nachtschwimmer, werden könnte, nur dauerhafter.
Joseph Olshan hat ein Gespür für Situationen, die einem Versprechen gleichen, das nur schwer einzulösen ist. In Nachtschwimmer, seinem jüngsten, vor einigen Monaten auf Deutsch im Männerschwarm-Skript Verlag erschienenen Roman, erzählt er nun vom Lebensgefühl der Schwulen im New York der 90er Jahre, von der allgemeinen Sehnsucht nach der großen Liebe, von echten Freundschaften und gutem Sex. Olshan zeigt auf subtile Weise, wie schmal der Grat ist, auf dem seine Figuren Glück und Geborgenheit suchen: Er kommt nicht zurück! Jede(r) hat das schon erlebt, lange bevor diese Erfahrung durch Aids eine unausweichliche Aktualität bekommen hat. Dagegen steht das Wissen, daß die Utopie vom ewigen Glück noch brüchiger geworden ist.
Auf seiner Lesereise durch mehrere deutsche Städte besucht Olshan heute den Buchladen Männerschwarm um aus Nightswimmer vorzulesen. Die deutsche Übersetzung liest Michael Weber vom Schauspielhaus. D. Grumbach
heute, 20 Uhr, Männerschwarm, Neuer Pferdemarkt 32
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