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Google schaltet weiter NPD-WerbungZielgruppe Schüler

Als Reaktion auf eine taz-Anfrage hat sich der Weblog-Anbieter "Myblog" entschieden, NPD-Werbung auf seinen Seiten zu sperren. Besonders Schüler nutzen die Plattform.

Die NPD schafft es dank Google, ihre Werbung prominent im Internet zu platzieren. Bild: reuters

BERLIN taz | Am Freitag waren auf „Myblog“ automatische Google-Anzeigen für die NPD geschaltet. Wer eine Seite der nach Eigendarstellung mit Abstand größten Weblog-Community Deutschlands aufruft, konnte dort auf Werbung für den NPD-Wochenbrief stoßen. „Kostenlos jeden Samstag per EMail objektiv über die NPD informieren“ verheißt die Werbeeinblendung. Sie führt direkt zu einer Seite, über die man den NPD-Wochenbrief abonnieren kann.

Bei Myblog kann jedermann kostenlose Blogs erstellen. Laut Eigenwerbung gibt es mehr als eine halbe Million Blogger. Damit ist die Myblog AG die mit Abstand größte Blogcommunity Deutschlands, glaubt man ihrer Selbstdarstellung. Viele Nutzer sind Schüler und damit eine wichtige Zielgruppe der NPD. Die Blogs werden durch Googel-Anzeigen finanziert. Das sind etwa Anzeigen für Airlines, Pharmahersteller, Privatschulen, Reiseveranstalter oder Versicherungen. Vor den Bundestagswahlen gab es auch Werbung von Bündnis 90/Die Grünen.

Google-Anzeigen werden automatisch anhand der Keywords der jeweiligen Seite generiert, damit sie thematisch zum Inhalt passen. Schreibt also ein Blogger über die NPD - ob kritisch oder nicht - kann im Anzeigenfeld auch NPD-Werbung auftauchen. Einfluss hat der Blogger in diesem Fall nicht darauf, sondern die Myblog-AG muss diese Art Werbung explizit von ihren Seiten ausschließen.

Ein Firmensprecher der Myblog-AG zeigte sich gegenüber der taz verwundert über die NPD-Werbung. „Mit rechtsradikalen Werbeeinblendungen waren wir bisher nicht konfrontiert. Ich werde die entsprechende Seite sofort von unseren Angeboten ausschließen“, sagt er der taz. Es könne dann allerdings noch einen bis drei Tage dauern, bis Google den Ausschluss auch vollzieht. Doch schon am Freitagnachmittag wurde in den entsprechenden Blogs keine NPD-Werbung mehr eingeblendet.

Google blendet Werbung von allen ein, die sich an die Gesetze halten. Bild: screenshot/google.de

Bleibt die Frage, warum Google Anzeigen der NPD überhaupt entgegennimmt. Lena Wagner, Sprecherin von Google Deutschland sieht das so: "Google ist eine Werbeplattform, die grundsätzlich jedem offen steht, der sich bei seiner Werbung an die Gesetze und unsere Werberichtlinien hält. Google erlaubt in Deutschland, allen nicht vom Bundesverfassungsgericht verbotenen Parteien bei AdWords zu werben, solange sie sich an die Richtlinien halten. Wir dulden jedoch keine Gewalt oder Hass fördernden Anzeigentexte.“

Schon im Herbst 2009 berichtete die Wochenzeitung Der Freitag über NPD-Anzeigen, die unter anderem auf Welt Online automatisch eingeblendet wurden. Timo Reinfrank, Geschäftsführer der antirassistischen Amadeu Antonio Stiftung, hoffte damals, dass Google von sich aus die Situation entspannt. Das scheint bis heute nicht der Fall zu sein.

Gabriel Landgraf vom Zentrum Demokratische Kultur in Berlin fordert Google Deutschland deshalb auf, sich endlich ernsthaft mit den Inhalten der NPD zu beschäftigen. „Wenn man sich das Wahlprogramm ansieht, werden andere Menschen gezielt ausgegrenzt und ein Systemwechsel propagiert. Das ist eine Form von Gewalt.“

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23 Kommentare

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  • P
    Pius

    Wenn die NPD als rechtsextremistische Partei nicht werben darf und soll , dann aber ebenfalls auch nicht die linksextremistische Partei SED /PDS /Die Linke, welche ebenfalls auf Bundesebene vom Bundesamt für verfassungsschutz observiert wird.Damit scheinen sie aber kein Problem zu haben

     

    Leider ist ihre Zeitung in der Hinsicht eben nicht objektiv und eben auf dem linken Auge blind.

  • I
    Informant

    @von ausgegoogelt

     

    Ich habe gehört Aldi, Lidl und Edeka verkaufen hin und wieder Lebensmittel an NPD'ler. H&M und C&A manchmal Socken, Unterwäsche und TShirts.. Sogenannte Nazis tanken auch gerne mal bei Shell und Aral. Benutzen Windows von Microsoft und telefonieren mit der Deutschen Telekom und o2. Bitte ergänzen Sie ihre List der zu boykottierenden Unternehmen.

  • P
    ProDemokratie

    Warum sollte Google dies nicht tun?

    Die NPD ist keine verbotene Partei. Alles andere wäre gefährliche Zensur und Eingriff in die politische Willensbildung.

    Man darf eine unliebsame Ideologie nicht mit den Mitteln einer Diktatur bekämpfen.

  • J
    Julekengirl

    ich glaub ich hätte dann jetzt doch letztendlich gerne eine neue mailadresse. hat jemand einen guten tipp in der beziehung?

  • L
    Lars

    Google? Kommt mir schon lange nicht mehr ins Haus. Alle haben Angst vor'm gläsernen Bürger und machen sich selbst dazu weil's ja so viel einfacher ist als Alternativen zu schaffen oder zu nutzen.

  • W
    Werner

    Die NPD muss kritisiert werden, aber ihr solltet euch nicht ablenken lassen von der Tatsache: Der gefährlichste und mächtigste Neofaschist ist derzeit ein gewisser gewissenloser Guido W. mit der Ideologie von Atomverseuchung und Arbeitszwang und nicht zu vergessen die Unterstützung des Militärputsches in Honduras durch die Naumannstiftung.

  • HM
    Heinz-Herwig Mascher

    Im September 1989 erlebte ich, wie Stasi-Leute auf einer SED-Propagandaveranstaltung zum Weltfriedenstag junge Leute festnahmen, die mit einem Transparent auf das damals in Potsdam schon bestehende Nazi-Problem hinweisen wollten (Die DDR-Nazis waren meist Bonzenkinder, erfuhren wir später am Runden Tisch). Da wurden welche verfolgt, weil sie auf etwas Bestehendes hinwiesen, was nicht sein durfte - und die Nazis machten weiter. Besser als ein Stoppzeichen im Internet wäre es doch, im Unterricht die Unsinnsthesen der NPD auseinander zu nehmen und "aktiv zu immunisieren." Verbotenes und Verschwiegenes ist doch immer interessanter als das normale, das weiss JedeR, der/die in einer Diktatur oder nur einem überstrengem Elernhasus gelebt hat. o. dgl. gelebt hat. Wenn die jungen Leute nicht aufgeklärt werden, ist es doch egal, ob sie im Internet, beim Sportverein oder sonstwo mit braunem Irrsinn konfrontiert werden, irgendwann passiert es - daher ist die hier geführte Debatte wenig zielführend.

  • A
    ausgegoogelt

    Die Argumente dafür google nicht mehr zu nutzen häufen sich. Nun reichts mir. Mit einem Unternehmen, welches Werbung für eine aus meiner Sicht menschverachtende Partei macht, will ich nichts zu tun haben.

  • G
    gelderlander

    Hm, wenn das über Deutsche Server läuft, greift eigentlich auch Deutsches Recht.

     

    Schwieriger wird es dann bei google, da diese ihren Sitz in den USA haben und dort Nazi sein, Hitlergruß und Holocaustleugnung absolut nicht verboten sind

  • P
    Pascal

    Das Problem ist, dass die NPD aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen immer noch nicht verboten ist.

    Die Konsequenzen des fehlgeschlagenen Verbotsverfahrens sieht man dann in vielen Bereichen, ob es Werbung ist, das Verteilen von Schulhof-CDs oder die Vergabe von Räumen für Parteitage.Sofern sich die NPD im Rahmen der geltenden Gesetze bewegt, kommt man ihr nur bei, indem man sich für alle Parteien sperrt.

  • K
    karin

    Zum Mitschreiben:

     

    Das Problem ist nicht die Werbung, das Problem ist die Bildung, die Medienkompetenz.

     

    Was soll es denn bringen, zu verschweigen, dass es die NPD gibt? Und dass diese wirbt.

     

    Manchmal glaube ich, der Umgang mit der NPD in manchen Kreisen ist wie der Umgang mit Sex und Missbrauch in anderen (ohne jetzt Namen zu nennen weiss eh jeder, welche Institution gemeint ist). Deckel drauf, wegtun, sperren, verbieten: dann geht das weg. Geht aber nicht weg.

    Lass sie werben und schulen wir lieber Lehrer, Sozialarbeiter etc. darin, Medien- und Werberezeptionskompetenz zu vermitteln. Ach, dafür sind keine Mittel da?

     

    Na dann.

  • P
    Pyro

    "Die Blogs werden durch Googel-Anzeigen finanziert." Google! Tippfehler ja, aber vor der Veröffentlichung nicht bemerken? Das ist atypisch für Journalismus^^

     

    Zum Thema: Die NPD als Plattform rechtsradikaler Menschen, aber auch national gesinnter Menschen, ist legal. Solange etwas legal ist, darf es nicht diskriminiert oder benachteiligt werden. Also: "Die Situation" kann Google nicht "entspannen", das würde gegen jede Rechtssprechung und jede Geschäftsordnung verstoßen. Und nur weil Menschen denken, sie seien mit ihren Anschauungen besser, haben sie nicht automatisch Recht. Das wäre eine Form von Diskriminierung, und auf ein solches Niveau sollte sich keine Zeitung begeben (nur Bild verdient damit sogar Geld).

  • T
    Theo

    Danke für die kostenlose Werbung.

     

    Gruß,

     

    ein NPDler.

     

    :)

  • GG
    Gas Gerd

    Na und? Wieso sollten politisch Andersdenkende diskriminiert werden?

  • S
    Stefan

    Während ihr euch wegen NPD(Die KEINE MACHT hat) Werbung aufregt demontieren die Parteien die MACHT haben Demokratie , Meinungsfreiheit und Rechtsstaat...

  • LW
    lukas Wagenmacher

    Das Zentrum für Demokratische Kultur soll sich selbst erstmal überlegen was Demokratie bedeutet. Solange die NPD nämlich noch nicht verboten ist, muss man ihr auch das Recht zugestehen, sich (im Rahmen der freiheitlich-demokratischen) Grundordnung zu äußern.

     

    Ihnen den Mund zu verbieten wäre undemokratisch.

  • U
    ullendsen

    Natürlich stimme ich darin überein das die NPD auf allen Wegen und Plattformen bekämpft werden sollte.

    Ich finde es jedoch diskutabel wenn von Google eingefordert die Werbung einer legalen Partei auszugrenzen (Auch wenn es sich hierbei um die NPD handelt). Ich denke das hier eine Form der politschen Einflussnahme eingefordert wird. Was wäre wenn Google z.B. Werbung für die CDU auszugrenzen würde? oder die Homepage der Christlich Demokratischen Union bei ihrer Suche nicht mehr berücksichtigt weil das Unternehmen mit der Politik von der CDU nicht zufrieden ist? Ich denke das dies Einflussnahme wäre die keinem Demokraten recht wäre.

    Ich sehe es als generelle Frage in wie fern vom einem Unternehmen wie Google politische Einflussnahme eingefordert wird. Zwar kann dies in einem Falle wie dem geschilderten durchaus positive Effekte haben, es kann sich aber jedoch ebenso gegen jegliche Demokratische Grundsätze wenden. Dies sollte man bei solchen Forderungen an Google immer bedenken.

  • B
    blablabla

    Ich sehe da kein Probllem. Die NPD ist eine in Deutschland zugelassene Partei.

  • FT
    Fritz Teich

    Affig. Gewalt ist ein Fall fuer den Staatsanwalt und sonst niemanden. Diskutiert, bildet Euch eine Meinung. Alles andere ist DDR light. Man kann der NPD nicht die Doofheit ihrer Gegner anhaengen. Argumente zaehlen. Ist das nicht gerade der Vorwurf, der der NPD gemacht wird? Abgesehen davon, dass es die NPD doch vielleicht gar nicht mehr gibt.

  • K
    Korkie

    Sowohl die abstrusen Ansichten von NPD als auch die Ansichten der Linken gefallen mir nicht und beide Parteien dürfen Werbung machen...

    Eine echte Sauerei in einer Demokratie.

    In einer vernünftigen Demokratie sollte nur das erlaubt sein was MIR in den Kram passt!

     

    Ich bin absoluter Demokrat, aber es sollte ja wohl klar sein das meine Stimme mehr zählen sollte als die Stimme der anderen. ;-)

  • S
    Stefan

    Gleiches Recht für alle, das heisst Rechtsstaat. Noch Fragen?

  • RS
    Richard Schneider

    Ich weiß ja nicht wie die taz das sieht, aber ich bin der Meinung dass es in einer Demokratie kaum ein höheres Recht zu wahren gilt als das der Meinungsfreiheit. Und die gilt meiner Ansicht nach auch für Leute am rechten Rand.

     

    Anstatt die NPD-Anzeigen auf Schülerwebseiten o.ä. zu entfernen, sollte man vielmehr den Schülern in der Schule oder sonstwo beibringen um was es sich bei der NPD handelt und wie man mit derartigem Gedankengut umzugehen hat, so dass derartige Anzeigen weniger "Verlockungen" oder gar "Gefahren" mit sich bringen.

     

    Solange die NPD keine verbotene Organisation ist, sollte man sie auch nicht wie eine solche behandeln.

  • H
    Hans

    Gabriel Landgraf, warum sollte sich ein großes amerikanisches Unternehmen mit einer unbedeutenden kleinen deutschen Partei befassen? Zumal die Webetexte mit Sicherheit nicht alle von Menschen durchgelesen, sondern automatisiert gefiltert werden. Vielleicht sollte die Gabriel Landgraf sich erstmal mit dem Unternehmen beschäftigen in dem sie was ändern möchte, als rechtlich-grenzwertiges Ich-hau-auf-alles-drauf-wo-NPD-draufsteht-oder-mal-drauf-stand-selbst-wenn-ich-gar-keine-ahnung-von-dem-konkreten-vorfall-habe von sich zu geben. Führt das zu was?