Google reagiert auf Aufschrei: Karte mit Flüchtlingsheimen gelöscht
Die Vorwürfe auf Facebook und Twitter haben gewirkt: Google hat die rechte Karte mit Flüchtlingsunterkünften jetzt endlich unzugänglich gemacht.

Sehr gut: Die Seite „Kein Asylantenheim in meiner Nachbarschaft“ ist jetzt offline. Screenshot: Screenshot Google Maps
BERLIN taz | Der Aufschrei im Netz gegen die Karte „Kein Asylantenheim in meiner Nachbarschaft“ war erfolgreich: Google hat die Karte, die mit dem Tool MyMap erstellt wurde, jetzt gelöscht. In den letzten Tagen hagelte es in den sozialen Netzwerken Aufforderungen, die Karte aus dem Verkehr zu ziehen. Fremdenfeindliche Aktivisten hatten dort Adressen von Flüchtlingsunterkünften in ganz Deutschland eingetragen. Somit könnte die Karte „eine Art Reiseroute für rassistische Gewalttäter“ werden, hatte Robert Lüdecke von der gegen Rassismus engagierten Amadeu-Antonio-Stiftung sich geäußert.
Hunderte von Flüchtlingsunterkünften in ganz Deutschland waren auf der Karte rot markiert, sogar einzelne Wohnungen, die für Asylsuchende angemietet worden waren. Google wurde vor allem auch dafür kritisiert, dass es so lange dauerte, die Karte darauf zu überprüfen, ob sie „gegen die Richtlinien des Konzerns“ verstößt. Offenbar war die Karte schon seit sieben Monaten online zu finden, genug Zeit sich mit dieser Frage zu beschäftigen, gab es also.
Die Initiatoren der Karte stehen nach eigenen Angaben der Partei „Der Dritte Weg“ nahe. Sie wollten damit auf einen angeblich drohenden „Volkstod“ hinweisen, wie der Evangelische Pressedienst am Freitag verlauten ließ. Auf Website der Partei war wohl nicht nur die Karte bei MyMap beworben worden, sondern auch ein Leitfaden dazu, wie „die Errichtung eines Asylantenheims verhindert“ werden kann, angeboten. Aktuell ist aber auch die Homepage der Partei nicht auffrufbar.
„Der Dritte Weg“ taucht in den Verfassungsschutzberichten von Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg aus dem Jahr 2014 auf. Laut dem NRW-Bericht sei die Partei „an das Gedankengut der nationalsozialistischen Partei NSDAP“ angelehnt. Sie würde sich schwerpunktmäßig mit dem Thema Asylpolitik beschäftigen und sei dabei „betont fremdenfeindlich“ ausgerichtet.
Während der letzten Tage ist laut einem Bericht des Bayrischen Rundfunks eine identische Karte bei Google aufgetaucht, die sich nur durch den Titel und die Stoßrichtung von der rechten Karte unterschied. „Helft mit! Helft Menschen in Not!“ habe der Titel darüber gelautet. Dem Bericht zufolge wurde die Karte mit den Daten der rechten Karte erstellt – und konnte im Grunde genau für dieselben Zwecke genutzt werden. Deshalb löschte Google auch diese Karte.
Wie Google in Zukunft mit ähnlichen Fällen umgehen könnte, bleibt offen.
Leser*innenkommentare
Arehouria
Es ist sicher sinnvoll das zu löschen, aber wie Bernd Nicht hier schon schrieb, ist es wohl sowieso so, dass die Leute die es wissen wollen, eh wissen wo sich die Heime befinden. Ist ja auch oft nicht schwer zu finden
Jörg Fuhrmann
Die Karte ist schon längst wieder online. Nicht einmal die Grafik mit dem Link auf dieser rechten Internetseite wurde entfernt. Auch diese Leute verfügen mitlerweile leider über die nötige Kompetenz in diesen Dingen.
Natürlich kann mam sich jetzt wieder an Google wenden. Aber auch wenn dort dann wieder geprüft und am Ende gelöscht wird, so ist es doch ein Kampf mit einer Hydra.
Steffan Meier
Na klar muss Google das löschen. Gut so! Es hat nur viel zu lange gedauert. Leute die so etwas einstellen haben entweder keinen Schimmer welche Folgen das haben kann oder provozieren damit Übergriffe vorsätzlich. Vermutlich eher letzteres.
nzuli sana
Ja, das finde ich korrekt.
Allerdings kann dennoch sein, dass Rechtsradikale und Rassisten ihre Karte / Kartierungen untereinander weitergeben.
Die Unterkünfte vor ihrer Belegung anzuzünden ist ja eine klar erkennbare bundesweit nachgeahmte Praxis.